Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Königer für Lebenspläne hegte. Sie wollte Aufträge für ihre neugegründete Werbeagentur generieren. Deshalb stand sie morgens um diese Zeit auf einem Golfplatz. Das sie Golf und all diese öde Wichtigtuerei hasste, brauchte niemand zu erfahren.
„ Ja, ich bin jetzt dreiundvierzig Jahre alt. Spätestens im Jahr 2016 übersiedele ich nach Korsika. Dort besitze ich seit Jahren ein Haus am Meer. Falls Sie mal Lust haben, die Insel zu erkunden, dann dürfen Sie sich gerne an mich wenden.“ Er zog seine Sonnenbrille aus der Brusttasche des Hemdes und setzte sie sich auf. Mit seinem Killer-Lächeln wollte er die Frau zusätzlich beeindrucken.
„ Vielen Dank, das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber ich spreche noch nicht einmal Italienisch.“
„ Französisch, Korsika gehört zu Frankreich“, verbesserte Königer sie sofort. Was heute alles in der Wirtschaft Fuß fassen will? Ungebildet bis in die Haarspitzen, dachte er. Doch sein Blick heuchelte weiter Freundlichkeit.
„ Sehen Sie, da bin ich sicher nicht ihr bester Urlaubsgast“, antwortete Marita Felten. Ihr war es peinlich. Doch sie überspielte es mit einem Lächeln.
„ Jetzt können Sie noch etwas lernen. Obacht!“
Lars Königer beugte sich herab und legte den Golfball auf das Tee. Dann nahm er die Grundstellung ein. Er war stolz auf seinen perfekten Abschlag. Er nahm Maß, schwang durch. Genau in dem Moment traf ihn etwas am Kopf und er verriss den Schlag völlig. Der Ball flog weit außerhalb der Range und landete in einem kleinen Wäldchen.
„ Aua, was war das denn?“, fragte Königer und fasste sich an den Hinterkopf.
„ Was denn?“, fragte Frau Felten amüsiert.
„ Mich hat etwas am Kopf getroffen“, sagte er verdattert und schaute sich um.
„ Aha. Das sagt man also, wenn man einen Schlag total verrissen hat. Das muss ich mir merken.“ Marita Felten glaubte an eine armselige Ausrede. Eine Macho-Ausrede.
„ Nein, keine Ausrede.“ Er suchte auf dem Boden nach dem Beweis. Er beugte sich herunter, stützte sich dabei auf dem Golfschläger ab.
„ Hallo Lars, hast Du deinen Ball verloren?“, fragte einer seiner Kollegen lachend, der auch auf dem Abschlag ankam.
„ Nein, Quatsch. Mich hat was am Kopf getroffen und ich habe daher den Ball in den Wald geschlagen.“
„ Aha, schon gut. Klasse Ausrede. Muss ich mir merken. Dann mal los, such deinen Ball und mach mal hier den Abschlag frei.“ In der Stimme von Doktor Simon Herre schwang eine Menge Spott mit.
„ Ja, macht euch nur lustig über mich“, maulte Königer trotzig. Er drehte seinen Golfschläger einmal geschickt um seine Finger. Wie ein Pistolero seine Waffe; und steckte ihn in seinen Caddy zurück. Wortlos stampfte er los. Wenn er es richtig gesehen hatte, dann war der Ball in dem kleinen Birkenwäldchen gelandet. Ihm war bewusst, dass sein Renommee als Golfer dadurch keinen Schaden genommen hatte, doch war es ihm peinlich. Vor allem vor der hübschen Brünetten, wie hieß sie noch gleich? Felten? Er zog die Visitenkarte aus der kleinen Tasche seiner Golf Hose. Marita Felten stand dort, Diplom-Werbegrafikerin.
Er hielt sich abseits des Bereiches, in dem mit tieffliegenden Golfbällen zu rechnen war. Der noch feuchte Boden schmatzte unter seinen Golftretern. Er spielte noch einmal die Flugbahn des Balles durch, drehte sich kurz um, vergewisserte sich, dass er auf dem richtigen Weg war. Er lief weiter in die Richtung, bis er an die ersten Birken kam. Wie sollte er den Ball dort herausspielen? Mit welchem Eisen? Einem der Wedges? Einem Sand-Wedge vielleicht?
Seine Augen suchten nach dem Ball. Hier war es nicht so aufgeräumt, wie auf dem Grün und auf den Fairways. Hier lag das Bruchholz der Birken. Es gab Ginsterbüsche. Und dann sah er den Ball.
„ Verdammt“, fluchte Königer, als er erkannte, dass der Ball unter einem querliegenden Ast zu liegen gekommen war. Er stellte den Caddie außerhalb des Hains ab und bahnte sich seinen Weg, in der Hand einen Golfschläger. Einen Wedge.
Sein Blick war auf den kleinen, weißen Ball geheftet. Wie kriege ich den dort raus, fragte er sich. Daher sah er den Schatten, der sich schnell wie der Wind auf ihn zubewegte, viel zu spät. Was er noch sah, war eine Klinge, die in der Morgensonne aufblitzte.
Kapitel 4
In Christophs Gegenwart ließen seine Schauspielkünste rapide nach, schwankten die festen Vorsätze. Er verpasst seiner Vernunft einen festen Faustschlag mitten ins Gesicht und packt seine Gefühle derart hart an den
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