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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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und schaute auf den Bildschirm vor sich. Der Video-Player öffnete sich. Er drückte auf ‚Play‘.
    Das Video startete. Standbild. Bäume. Blauer Himmel. Es schienen Birken zu sein. Dann fuhr die Kamera herunter. Verwackeltes Bild. Das Zoom fuhr hin und her, bis ein Mann mit einem Golfschläger auftauchte. Schnelle Bewegung nach vorne, das Zoom kam gar nicht so schnell mit. Dann blitzte etwas in der Sonne auf. Ein Messer. Der Mann schaute erstaunt in die Kamera. Ein mächtiger Streich. Blut spritzte. Der Mann fuhr sich an die Kehle. Schreckgeweitete Augen. Entsetzen. Ungläubiges Staunen. Alles in diesem Blick vereint.
    Blut quoll zwischen den Fingern hervor. Dann sackte der Mann aus dem Bild. Die Kamera folgte ihm. Die Hand, die gerade noch das Messer geführt hatte, hatte jetzt etwas Kleines, Weißes in der Hand. Wieder wackliges, verschwommenes Bild, bis das Zoom den auf dem Boden liegenden Mann wieder gefunden hatte. Der Kopf des Unbekannten zuckte noch ein, zwei Mal. Die Hände sackten kraftlos von seinem Hals und fielen ins Leere. Demian Roberts blickte wie erstarrt auf seinen Bildschirm. Die Härchen auf seinen Armen stellten sich auf.
    Die Videokamera entfernte sich von dem Grauen. Das Zoom arbeitete, stellte scharf. Holte eine entfernte Gestalt heran. Eine junge Frau kam auf das Wäldchen zu. Lächelnd schien sie etwas zu rufen. Die Kamera fuhr hoch. Wieder die Bäume. Blauer Himmel. Ende. Standbild.
    Demian Roberts sackte, bleich wie die Wand, in seinem Stuhl zusammen.
    *
    Ein lebender Lars Königer hätte sich vehement über seine Gesellschaft beschwert. Auf den Sektionstischen rechts und links neben ihm lagen zwei Mitglieder unterschiedlicher Gangs. Ein Albaner und ein Türke. Am Vorabend hatte es eine heftige Auseinandersetzung zwischen den beiden Banden gegeben. In der ehemaligen Bundeshauptstadt herrschte ein Krieg. Einzelne Gruppierungen versuchten, auf dem umkämpften Markt der Prostitution, Fuß zu fassen. Nachdem der Straßenstrich den Platz wechseln musste, kam mit dem Platzwechsel auch Bewegung in gewachsene Strukturen. Dabei war der Kampf zwischen den beiden Gruppen von Kriminellen ein Kampf um die Position des Herausforderers. Die Russische Bande hatte bisher die Fäden in der Hand. Doch die Zeichen standen auf Veränderung. Und diese Veränderung warf ihre Schatten voraus. Als erste Opfer lagen jetzt die beiden ausländischen Männer auf dem eiskalten Tisch.
    Jetzt war der bekannte Wirtschaftsprüfer ein Opfer unter Vielen. Einzig die Art seiner Verletzung gab ihm einen besonderen Status. Die war schon etwas Besonders. Nein, nicht die Schnittwunde an sich. Sondern der Golfball, der immer noch in seiner Kehle steckte.
    Dr. Plasshöhler fummelte eine SD-Karte in den Kartenschlitz der Digitalkamera und nahm den Objektivdeckel ab. Sein Blick fiel auf die Plastiktüten, in denen die Hände des Mannes steckten. Die Kleidung hatte der Doktor bereits an die KTU weitergegeben. Vorrangig war die Wunde mit dem Golfball. Er machte mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Blitz zuckte über den Körper. Lars Königer war in einem körperlich hervorragenden Zustand. Für einen über Vierzigjährigen.
    Er checkte die Bilder in der Vorschau der Digitalkamera. Dann legte er die Kamera zur Seite. Mit einer großwangigen Pinzette zog er den Golfball aus dem Hals des Opfers. Er legte den Ball in eine Nierenschale. Sodann widmete er sich wieder der tiefen Schnittwunde. Der Schnitt war von links nach rechts ausgeführt worden. Entweder mit unwahrscheinlicher Kraft oder einer höllisch scharfen Klinge. Oder beidem. Der Täter war demnach Rechtshänder. Das verriet ihm die Wunde. Der Hals war beinahe bis zur Hälfte durchtrennt.
    War das ein Mord aus Leidenschaft? Dagegen sprach, dass der Mörder nur einen einzigen Schnitt gesetzt hatte. Bei einem Mord aus Leidenschaft hätte man viel mehr Stiche und Schnitte gefunden.
    Raserei. Overkill.
    Doch dieser eine Schnitt hatte ausgereicht, um das Opfer mit einem Streich zu töten. Das ließ eine gewisse Erfahrung in solchen Dingen vermuten. Die Hände des Opfers wiesen keinerlei Abwehrverletzungen auf. Der Mörder musste aus dem Nichts gekommen, und wieder ins Nichts abgetaucht sein. Wie ein Auftragsmörder.
    Ein gekaufter Killer als Täter? Konnte das sein? Der Mediziner schob die Gedanken weg. Das war nicht seine Aufgabe. Er arbeitete in einer anderen Branche.
    Konzentriert untersuchte er die riesige Wunde. Was für jeden normalen Menschen der Horror war,

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