Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Einsätzen ausrücken muss. Jede Wette, dass ich Morgen wieder einen verpasst bekomme von der Chefin?“
„ Sie können aber nichts für das Wetter“, antwortete Hell. Seine Augen suchten nach der Plane, mit der der Tote abgedeckt worden war. sie war nirgends zu sehen.
„ Sie haben auch schon so etwas im Blick“, sagte Plasshöhler.
Hell wurde unwirsch. „Nun machen Sie mal einen Punkt. Ich habe nach der Plane gesucht, weil ich überlegt habe, ob sich eventuell dort noch Blutspuren nachweisen lassen. Das war kein Angriff gegen Sie, Herr Doktor.“
„ Ich höre es schon: Sie hätten den Toten besser absichern sollen, oder direkt in die Gerichtsmedizin bringen lassen.“
„ Machen Sie sich keine Gedanken. Ich habe es veranlasst, dass sich die Mitarbeiten in Sicherheit bringen. Wenn Stephanie etwas zu bemängeln hat, soll sich sie sich an mich wenden.“
Hell machte einen Schritt über einen querliegenden Baum. Mühsam zog er das andere Bein nach. Der Boden auch hier im Wald war total aufgeweicht, man fand keinen festen Stand mehr. Weiter hielt er Ausschau nach der schwarzen Plane.
Nicht selten kam es vor, dass sich ein Täter bei einem Messerangriff selber verletzte. Daher hatte er die Idee, die Plane nach fremden Blutspuren abzusuchen. Doch so sehr er sich auch umschaute, die Plane blieb verschwunden. Die Mitglieder des KTU-Teams bekamen die Order, nach der Plane zu suchen.
Kapitel 5
Demian Roberts war im Grunde genommen ein netter Mensch. Doch vermochte er das sehr gut unter der Maske des Starmoderators zu verbergen. Weit vor seiner Karriere als ‚Nachtfalke‘ im Radio hatte er sich in seinem Bekanntenkreis einen Namen als guter Ratgeber in allen Lebenssituationen gemacht. Doch je größer sein Bekanntheitsgrad wurde, desto eher mutierte er auch schon einmal zum Arschloch. Die Arbeit in der Redaktion war nicht immer leicht. Viele seiner Kollegen sahen den populären Moderator lieber von hinten. Oder gar nicht.
Vor allen bei seinen weiblichen Fans hatte er einen Stein im Brett. Als Typ ‚Schwiegermutters Liebling‘ bestand der Hauptanteil seiner Hörer aus Frauen. Auch die waren es, denen er sich am Meisten verpflichtet fühlte.
In einer kleinen Gehirnwindung hatte sich der Gedanke festgesetzt, dass eigentlich er derjenige war, der diesen ‚Oskar‘ zur Strecke bringen sollte. Doch hatte sein Chefredakteur ihm eindeutig zu verstehen gegeben, dass es nicht seine Aufgabe sei, Verbrecher zu fangen. Auch dann nicht, wenn sie sich quotenbringend an ihn gewandt hatten. Ein sehr wenig erquickliches Gespräch mit der Bonner Oberstaatsanwältin Hansen wurde Roberts brühwarm weitergegeben. Zusammen mit einer eindeutig formulierten Warnung.
Keine Alleingänge.
Keine Angriffe gegen etablierte Bonner Kripo-Beamte.
Keine Hetze gegen die Bonner Polizei.
Demian Roberts hatte mit pochenden Schläfen zugestimmt. Und als er das Büro seines Chefredakteurs verließ, wutschäumend gegen die nächste Türlaibung getreten.
Er saß gerade in seinem Büro und arbeitete die Themen für die nächsten Sendungen aus, als es an der Türe klopfte.
„ Das hier ist für Sie abgegeben worden, Herr Roberts“, sagte die Sekretärin, überreichte ihm den braunen Umschlag und wollte ihm schon wieder den Rücken zukehren.
„ Von wem?“, fragte Roberts unwirsch.
„ Ich weiß es nicht. Es wurde am Empfang für Sie abgegeben.“
„ Hatte ich nicht angeordnet, dass man solche Dinge nicht mehr annimmt? Aber schon gut, Frau Gerster“, sagte er und entließ seine Sekretärin mit einer wedelnden Handbewegung. Als würde er eine nervende Fliege verscheuchen.
Auf dem Kuvert stand in krakeliger Schrift sein Name. Sonst nichts. Er ertastete den Inhalt. Es schien eine CD in einer Plastikhülle zu sein. So fühlte sich jedenfalls eine CD-Hülle an. Er riss das Kuvert auf. Wie erwartet, fand er eine DVD darin. Selbstgebrannt. Ohne Beschriftung. Er drehte sie in der Hand, klopfte sie drei Mal auf seinen Handrücken.
Genervt wollte er die Hülle schon auf die Ablage werfen, doch dann siegte die Neugier. Es geschah häufig, dass er derartige Post bekam. Von Menschen, die ihm auf diese Art ihre Verehrung mitteilen wollten. Einmal hatte er sogar einen heißen Strip, auf DVD gebrannt, zugeschickt bekommen. Mitsamt Adresse für ein nächtliches Stelldichein. Amüsiert hatte er das Video angesehen, die DVD dann in den Müll geworfen.
Er öffnete das DVD-Fach am PC, legte die silberne Scheibe in den Schlitten, drückte sie in den Player
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