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Oliver - Peace of Mind

Oliver - Peace of Mind

Titel: Oliver - Peace of Mind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schroeter
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Welt!
     
    Er war sicher, dass nach dieser Therapie alles besser werden würde.
Zumindest erzählte er das seiner Mutter. Von den Sorgen, die er sich wegen
seiner Bauchschmerzen machte, und von seinen Depressionen sagte er nichts.

5. Januar 2009
     
    Er war kaum aus dem Bett gekommen heute. Er fühlte sich vollkommen
erschlagen. Er war vierzig Jahre alt und fühlte sich wie achtzig. Seine Knochen
waren schwer, seine Glieder schmerzten, und der Bauch war zu einem dicken,
verkrampften Ball angeschwollen. Er sah scheußlich aus. Seine Mutter hatte ihn
angerufen. Sie habe sich erkältet, teilte sie ihm mit. Wenn sie krank war,
blieb sie so lange auf dem Sofa liegen, bis sie wieder gesund war. Aus dem Haus
ging sie dann nicht. Aus dem Haus ging sie nur, wenn jedes Haar perfekt saß.
Das war schon immer so gewesen. Er musste also kommen und ihr Zigaretten
mitbringen.
     
    Er trank ein großes Glas Wodka mit Apfelsaft zum Frühstück und rauchte
zwei Zigaretten dazu. Er wusste ja nicht, wie lange er bei ihr bleiben würde.
    Unterwegs kaufte er vier Schachteln Zigaretten und eine Zeitschrift, auf
der die Band Guns n‘ Roses abgebildet war. Ein langer Artikel befand sich im
Heft. „Da hätten wir was, worüber wir quatschen könnten“, dachte er. Im
Supermarkt holte er ihr noch frisches Obst. Vitamine waren gut, wenn man
erkältet war.
     
    Wenig später saß er an ihrem Fußende auf dem Sofa. Sie rauchte und
blätterte in der Zeitschrift.
    „Sag‘ mal Mutti! Brauchst du mich eigentlich?“, fragte er sie
unvermittelt. Wie nicht anders zu erwarten war, explodierte sie, bevor sie noch
genauer über seine Worte nachdenken konnte. So war seine Mutter. Immer schon!
„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“, blaffte sie ihn an. „Wer muss
sich denn hier wohl seit Jahren schon um wen kümmern, hä? Du bist doch
derjenige, der nie was auf die Reihe kriegt, der mir immer nur Sorgen macht.
Nur weil ich dich jetzt mal gebeten habe, mir Zigaretten zu besorgen?“
     
    Er schwieg. Als sie fertig war mit der Zeitschrift, griff er danach, und
begann den Artikel zu lesen. Er war nicht so schnell im Lesen. Er hatte es nie
gut gekonnt, aber in letzter Zeit konnte er sich kaum noch auf die Buchstaben
vor ihm konzentrieren, geschweige denn deren Sinn erfassen.
     
    „Mutti, du bist so dumm!“, sagte er irgendwann in die Stille hinein. „Was
soll das denn nun schon wieder heißen?“, explodierte sie abermals. „Mensch
Oliver, ich bin nicht so schlau. Wenn du mir irgendwas zu sagen hast, dann
musst du dich schon mal genauer ausdrücken.“ Aber er las weiter.
     
    Und irgendwann war seine Mutter genervt. Sie fühlte sich krank und wollte
wieder allein sein. Er spürte das. „Ich nehme noch eine Aspirin“, sagte sie.
Dann will ich ein bisschen schlafen. „Ich habe auch Kopfschmerzen“, sagte er.
So gab sie auch ihm eine Aspirin.
     
    Er brauchte auch neuen Wodka. Also verabschiedete er sich. Sie fragte
nach einem Abschiedskuss. „Den kriegst Du heute nicht“, sagte er und ging, ohne
sich noch einmal umzudrehen.
    Sie war sicher, es lag daran, dass er sich nicht hatte anstecken wollen.
     
    Kurz darauf schlief die Mutter ein. Oliver indes lief ziellos durch die
Straßen. Wieder schmerzte der Bauch, wieder schmerzte die Einsamkeit. Er ging
in den Supermarkt und kaufte zwei Flaschen Wodka und zwei Tüten Apfelsaft.
Zigaretten hatte er noch vom Vormittag. Er fuhr zum Bunker. Die beiden
Hauseingänge waren kaum zu erkennen. Die Hauswand war dunkelblau und voller Graffiti
rundherum. Dafür war alles Grau, wenn man den Blick nach oben, die Hausfassade
hinauf, schweifen ließ. Schmuddelige Fenster, manche mit Decken verhängt. Kein
Vergleich zu der blitzsauberen Wohnanlage seiner Mutter.
     
    Die Plastiktüte schnitt ihm in die Hand. Seit sein rechtes Handgelenk
steif war – ein Überbleibsel seines Motorradunfalls damals – und er konnte
nicht so oft die Seiten beim Tragen wechseln.
     
    Oben angekommen drehte er die erste Wodkaflasche auf und trank in langen
Zügen direkt aus der Flasche. Er spürte den starken Alkohol heiß durch seine
Speiseröhre fließen, bis die Hitze sich endlich auf seine schmerzenden
Eingeweide legte und sie betäubte. Noch ein paar Schlucke mehr und auch die
trostlosen Gedanken verabschiedeten sich in einem wohligen Nebel.
     
    Er brauchte einen Moment, bis er die Apfelsafttüten aufgerissen hatte. Er
verteilte den restlichen Wodka der ersten Flasche auf Gläser und goss Apfelsaft
dazu. Als die

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