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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jowi Schmitz
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aufführte, dann konnte ich das auch noch einbauen.
    »Krump …«
    »Sonst würde es nicht so dampfen.« Ich schnalzte noch mal.
    Ich konnte gar nicht mehr aufhören, mich komisch zu benehmen, aber insgeheim freute ich mich über das Becken. Vielleicht konnte ich gleich eine Runde unter Wasser schwimmen. Mit offenem Haar. Endlich das Jucken los sein. Oder nein, doch nicht. Wer sollte Mama sonst festhalten?
    Ich sah meinen Vater an, und er das Schwimmbecken.
    Die Urne hielt ich so krampfhaft fest, dass es wehtat. Ich wollte nur übers Schwimmbecken reden, dabei redete er von seiner neuen Freundin.
    »Krump … Du musst das akzeptieren.«
    »Und warum?«
    Ich sah, dass er mich in den Arm nehmen wollte, aber er tat es nicht. So wie ich mich an ihn lehnen wollte und es nicht tat.
    »Und warum?«, fragte ich noch mal.
    »Weil … weil das Leben weitergeht.«
    »Weiter? Wohin denn?« Ich wusste es wirklich nicht. »Wohin?«
    »Brüll nicht so, Krump.«
    »Weg hier! Und dann lassen wir alles hinter uns!«
    Jetzt legte er doch die Arme um mich und um die Urne.
    »Gruppenumarmung mit der ganzen Familie«, piepste ich in seine Bärenarme hinein.
    So blieben wir lange sitzen. Unter seinen Armen hindurch sah ich, dass eine Fliege im Wasser ertrunken war. Meine Arme schmerzten vom Festhalten. Ich rührte mich nicht.
    »Jetzt sind wir alle drei wieder zusammen«, flüsterte mein Vater.
    So fühlte es sich überhaupt nicht an. Die Welt hätte stehen bleiben sollen, als meine Mutter starb. Erstarrte Autos, erstarrte Menschen. Nur mein Vater und ich sollten auf Reise gehen. Mit dem Boot in die Stadt, Kuchen backen, Vorläufigkeit.
    So lange Vorläufigkeit, bis alles wieder gut war. Davon, was »gut« sein sollte, hatte ich allerdings keine Ahnung. Das hier jedenfalls nicht, so viel stand fest.
    Eine andere Fliege landete fast in meinem Auge. Ich drehte den Kopf zur Seite, um ihr auszuweichen, und mein Vater ließ mich los. Er ging in die Küche, ein Bier holen.
    Dabei war es noch gar nicht spät, wie ich sah: Abendessenszeit.
    »Gehen wir Fritten essen?«
    Mein Vater schwieg.
    »Oder Pizza?«
    Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Hunger. Aber mir fiel nichts anderes ein, was wir jetzt zusammen tun könnten.
    »Sonja hatte vor, Lasagne zu machen«, murmelte er schließlich. Ich verdrehte die Augen. Als ob ich auch nur einen Bissen von ihrer Lasagne essen würde! Vielleicht würde sie mein Stück ja vergiften. Dann hätte sie meinen Vater für sich allein.
    Wir nahmen die Urne in die Kajüte mit, und ich stellte sie auf den Boden zwischen unsere Betten. Einen kleinen Moment nur. Kaum hatte ich die Urne losgelassen, war ich todmüde. Ich legte mich hin.
    »Kommst du mit zum Essen, Krump?«
    Mit geschlossenen Augen schüttelte ich den Kopf.
    »Kann ich noch was für dich tun?«
    Erneut schüttelte ich den Kopf.
    »Dann gehe ich jetzt noch kurz was … machen«, sagte mein Vater und deckte mich zu. Ich sah ihn nicht an und drehte das Gesicht zur Wand, als er mir einen Kuss geben wollte. Sobald er aufgestanden war, tat mir das leid. Eigentlich hätte ich gern einen Kuss bekommen.
    Ich fragte mich, ob mir unheimlich zumute sein würde, so allein mit der Urne. Aber darin war meine Mutter. Wieso sollte mir das unheimlich sein?
    Ich hörte dem Flappen der Plastikplane zu, dem Schlagen der Bootsseile gegen den Mast. Ich roch muffigen Sockengeruch und einen Hauch Feuer, vielleicht von der Urne, hörte meinen Atem. Ein, aus. Ein, aus.

 
    18
     
    Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam, erwartete mein Vater mich schon ungeduldig draußen im Garten. Die Urne machte ihn anscheinend nervös.
    »Komm, gehen wir ins Wasser.«
    Stirnrunzelnd starrte ich ins Becken. Ein paar Blätter trieben im Wasser, und auf dem Boden lag Sand.
    »Wusstest du, dass man von Sand und Blättern im Wasser schwer krank werden kann?«
    »Den gröbsten Schmutz fische ich raus, außerdem ist er erst einen Tag alt, er ist ganz frisch. Da wüsste ich was Schmutzigeres.« Einen Augenblick musterte mein Vater meinen Haarknoten, dann zog er die Hose aus. Darunter trug er schon seine Badeshorts.
    Ich blieb skeptisch am Beckenrand stehen.
    »Komm schon, Olli. Hüpf rein.«
    Mein Vater sprang hinein und drehte sich auf den Rücken. Wasser schwappte über.
    »Mein Badeanzug passt mir nicht mehr.«
    »Du bist ein ganz schön ängstliches Mädchen geworden, weißt du das?«
    Ich wollte einen Schritt zurückgehen, doch da griff eine starke, haarige Hand nach meinem Bein. Ich

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