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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jowi Schmitz
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schrie.
    Noch eine Pranke, ein Ruck, einen Moment Luftleere und dann eine Menge Wasser.
    »Hey!« Sobald ich wieder Luft bekam, spritzte ich meinem Vater Wasser ins Gesicht.
    »Schön warm, oder?« Er spritzte zurück. Meine Klamotten waren patschnass und klebten mir am Körper.
    »Vielleicht gefällt es dir ja, wenn du«, platsch , »noch ein bisschen mehr«, spritz , »abbekommst.«
    Wir machten eine kurze Verschnaufpause.
    »Weißt du was? Heute Abend machen wir ein Feuerchen.«
    »Au jaaa!«, rief ich.
    »Darf ich vielleicht Sonja einladen?«
    »Nee!«
    Mein Vater seufzte, hakte jedoch nicht nach.
     
    So nass wie wir waren, zogen wir unsere Flipflops an und gingen zum kleinen Supermarkt um die Ecke. Mein Vater hatte ein T-Shirt übergezogen, und die Shorts klebte ihm an den Beinen.
    »Ach, wir trocknen schon unterwegs, zusammen mit unseren Klamotten«, hatte er gesagt. Als ich mich umdrehte, sah ich zwei Wasserspuren. Eine breite Spur und eine schmalere.
    Wir kauften zwei Packungen Marshmallows, Gurken, Feta, Milch und sechs Bier. Unterwegs machte mein Vater schon ein Bier auf. »Sonst vertrockne ich noch.«
    Als wir wieder in den Garten kamen, stand Sascha schon neben dem Schwimmbad und wartete: Wir hatten vergessen, das Gartentor abzuschließen. Ich rannte freudig auf ihn zu und begrüßte ihn mit so viel Schwung, dass er rückwärts ins Becken fiel und mich im Sturz mitriss.
    Prustend tauchten wir wieder auf. Da hörte ich erst eine Frauenstimme »Nein!« rufen, danach einen Mordsplatscher, und dann landeten auch Sonja und mein Vater im Wasser. Sofort war das Becken überfüllt.
    Das Wasser reichte gerade noch für eine Wasserschlacht.
     
    Sascha und Sonja blieben beide zum Essen da. Jeder von uns suchte sich einen Stock zum Marshmallowgrillen, und mein Vater belegte Brot mit Feta, wickelte es in Alufolie und legte es an den Rand des Feuers. Ich knabberte an der Gurke.
    »Klasse, so ein Schwimmbad.« Sascha starrte in die Flammen.
    »Das musst du gerade sagen mit deinem supergroßen Haus und den beiden Hunden.« Ich stupste ihn in die Seite.
    »Ja, aber so ein Schwimmbad gäbe es bei uns nicht.«
    »Was für eins?«
    »Na, ein Schwimmbad, in das man angezogen reindarf.«
    Alle lachten.
    »Ach, du Armer.« Ich stupste ihn noch mal.
    »Ich Armer?« Er stupste zurück.
    Prompt begann ein Ringkampf, wir wälzten uns am Boden, und mein Vater protestierte: »Benehmt euch, Kinder!«
    Sonja hatte riesige Handtücher dabei. Wir zogen unsere nassen Klamotten aus und wickelten uns darin ein. Meine Unterhose und mein Unterhemd zog ich unter dem Handtuch aus. Mein nackter Körper ging Sascha nichts an.
    Bis wir fertig waren, war es das Fetabrot auch. Ich war müde und wollte mich an meinen Vater kuscheln, aber da saß schon Sonja.
    »Vielleicht solltest du dich woanders hinsetzen«, sagte ich zu ihr.
    Sonja zog an ihrer Zigarette, blies den Rauch aus und wandte sich zu mir. »Ich hatte heute einen Scheißtag und möchte jetzt hier sitzen.«
    »Und ich? Soll ich die Urne holen und mit der kuscheln? Das ist bestimmt gut fürs Gemeinschaftsgefühl.«
    »Das geht zu weit«, sagte mein Vater drohend.
    Ich sah ihn bockig an. »Du gehörst mir. Viel mehr mir als ihr.«
    Sonja schaute aufs Wasser. Um ihren Mund war noch ein schmaler dunkelroter Lippenstiftrand, der Rest war auf ihrem Zigarettenfilter.
    Ich erschrak, als ich ihre Lippen plötzlich zittern sah.
    Sonja weinte!
    Keiner wusste, was er sagen sollte. Auf der anderen Seite des Zauns fuhr ein Auto vorbei. Schnief, machte Sonja.
    Mein Vater sah nicht mich an, sondern das Feuer. Sascha stocherte mit einem Stock im Boden herum.
    Schließlich holte ich tief Luft und stand auf. Ich baute mich vor Sonja auf. »Na, dann zeig mal.«
    »Was?« Ihre Wimperntusche war verlaufen.
    »Deine Wohnung.«
    Schweigend stand sie auf und ging vor mir her. Sie in ihr Handtuch gewickelt, ich in meines.
     
    An dem Tag, an dem wir aus Friesland weggezogen waren, war meine Oma zu mir gekommen. Sie war nicht von der kuscheligen Sorte, aber ihre Stimme war weich wie Daunen. »Geht’s, Olli?«
    In meiner Glücksjacke mit den Fransen saß ich auf der Bank im Garten und wartete auf meinen Vater.
    Der war im Haus und stritt sich mit Opa. Das taten sie ständig, seit meine Mutter gestorben war.
    Ich sah meine Oma an und fragte: »Warum streiten sie sich?«
    »Opa will nicht, dass ihr wegzieht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du ihm dann so fehlen wirst.«
    Ich nickte. »Ihr werdet mir auch fehlen.«
    Omas

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