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Olivia und der australische Millionär

Olivia und der australische Millionär

Titel: Olivia und der australische Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET WAY
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Schutzmauern fand Olivia sich unversehens in einem Paradies der Ruhe und Entspannung wieder. In der Mitte stand ein großer Brunnen, dessen Wasserfontänen sich über den Rand in tiefer liegende Becken ergossen und weiter über künstlich angelegte Wasserstraßen flossen, weshalb hier ein ganz anderes Klima herrschte als draußen in der offenen Wüste.
    Das große Haus war in einem etwas intensiveren Ockerton gestrichen als die Schutzmauern und wirkte mindestens so trutzig, bis auf dekorative, arabisch anmutende Schmuckelemente in der lang gestreckten Fassade und dem mehrstöckigen Mittelteil.
    „Ich hoffe, alles ist ganz nach Ihrem Geschmack, Miss Balfour?“, fragte Clint gedehnt, der offensichtlich amüsiert Olivias lebhaftes Mienenspiel verfolgte.
    Aufgeschreckt durch seine tiefe Stimme, die zur Abwechslung samtig und verführerisch klang, fand Olivia gar nicht die Zeit, sich zu verstellen.
    „Es ist ein hinreißender, fast magischer Ort mit einer besonderen Aura!“, schwärmte sie offen. Dass sie ihn ebenfalls in diese Aura mit einschloss, verriet sie ihm lieber nicht.
    „Was für ein unerwartetes Lob von einer Frau, die sonst nicht so leicht zu beeindrucken ist“, stellte er trocken fest. „Als wir auf Naroo gelandet sind, hast du ausgesehen, als ob du dir nicht sicher wärst, dass ich nicht vielleicht heimlich plane, dich den Krokodilen zum Fraß vorzuwerfen.“
    „Das bildest du dir nur ein!“, behauptete Olivia, die bisher gedacht hatte, ihre Panik perfekt kaschiert zu haben.
    „Pass nur auf, dass du nicht zu selbstgefällig wirst, Eisprinzessin“, warnte er lachend. „Auf Kalla Koori gibt es eine Menge Crocs , wie wir hier sagen. Aber die werde ich dir erst vorstellen, wenn du so weit bist. Wollen wir reingehen? Du musst doch ganz schön schwitzen in der heißen Sonne.“
    „Seltsamerweise scheine ich mich langsam daran zu gewöhnen. Oder es liegt an dem Brunnen und dem fließenden Wasser, das eine gewisse Frische und Kühle vermittelt.“ In der hohen, luftigen Eingangshalle schaute sie wieder begeistert um sich. „Diese massiven Mauern, das spezielle Design und die lebendigen, fast vibrierenden Farben erinnern mich an alte, marokkanische Architektur. Und an diesen mexikanischen Architekten …“
    „Luis Barragán?“
    „Ja!“, rief Olivia erfreut aus.
    „Ich weiß, dass du schon mehrfach in Marrakesch warst, aber auch in Mexiko?“ Ihr Interesse an Architektur überraschte ihn fast so sehr wie sein aufkeimendes Interesse an Olivia Balfour. Nach ihrem letzten Treffen hätte er ihr, ohne zu zögern, attestiert, dass sie eine echte Landplage und unverbesserlicher Snob war. Das stimmte auch immer noch irgendwie, aber die Eisprinzessin schien auch andere Seiten zu haben, über die er gern mehr wüsste.
    Wenn er aufrichtig war, hatte er auch damals schon darüber nachgedacht, was sich wohl unter der frostigen Hülle verbergen mochte. Aber da war er noch verheiratet gewesen und stand kurz vor der Scheidung.
    „Noch nicht“, sagte Olivia bedauernd, „aber ich würde sehr gern nach Mexiko reisen. Die Karibik kenne ich durch Daddys Privatinsel, und auf Kuba habe ich auch schon Freunde besucht, die in Havanna wohnen. Aber ich kenne Barragáns Werk“, kam sie auf ihr eigentliches Thema zurück. „Hat er nicht eine gleichbedeutende Auszeichnung wie den Nobelpreis für Architektur verliehen bekommen?“
    Clint betrachtete sie so intensiv wie ein Wissenschaftler einen sehr seltenen Schmetterling. Als sie ihn ansah, senkte er rasch den Blick, als hätte er etwas Unerlaubtes getan. Selbst aus der Nähe wirkte ihre zarte Haut einfach makellos.
    „Den Pritzker-Preis“, bestätigte er mit belegter Stimme. „Meine Eltern und ich hatten das große Glück, sein Anwesen zu besichtigen – und noch ein weiteres Reputationsobjekt, die Casa Antonio Gálvez . Barragán betrachtet Haus und Garten immer als Einheit. Dabei achtet er auf eine minimalistische Formensprache, die durch den expressiven Einsatz von Farbe wieder ausgebaut wird. Besonders meine Mutter war von seinem extravaganten Farbkonzept angetan und wollte es unbedingt in Kalla Koori umsetzen. Wenn du darauf achtest, wirst du die gesamte Farbpalette des Interieurs in allen Schattierungen des Sandsteinkliffs wiederfinden.“
    „Das stimmt!“, stellte Olivia nach einer kurzen Besinnungspause erstaunt fest und klatschte begeistert in die Hände. „Das Kliff ist ohnehin ein wundervolles Naturdenkmal und verleiht diesem Ort ein besonderes Flair.

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