Olivia und der australische Millionär
besitzergreifende Frau. Trotz ausgesprochener Scheidung platzt sie immer wieder mal unangemeldet auf Kalla Koori herein. Wir sind alle davon überzeugt, dass sie Clint unbedingt zurückgewinnen will.“
„Tatsächlich?“ Olivia wusste, dass sie Heather davon abhalten müsste, ihr vertrauliche Details über das Privatleben ihres zukünftigen Chefs zu erzählen. Doch stattdessen neigte sie interessiert den Kopf, um auch ja keine interessante oder hilfreiche Information zu verpassen. „Warum haben sich die beiden überhaupt scheiden lassen?“
„Marigole behauptet, sie habe das einsame Leben sattgehabt und sich von Clint total vernachlässigt gefühlt, obwohl sie schon vor der Ehe gewusst hat, wie sehr ihn seine Geschäften einspannen. Ich persönlich bin der Ansicht, dass die Trennung von ihm ausgegangen ist. Weißt du, dass die beiden eine Tochter haben?“
Olivia nickte und wartete gespannt darauf, dass Heather fortfuhr.
„Georgina … sie war wirklich ein kleiner Schatz, aber die Scheidung ihrer Eltern hat sie sehr getroffen. Dazu kam eine schwierige Pubertät, wie man so schön sagt …“ Heather schnalzte mitfühlend mit der Zunge. „Als schließlich auch noch dieser neue Typ auftauchte … Lucas irgendwer, so ein Finanzmanager, hat Marigole ihre Tochter wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Im letzten Jahr übernahm Tante Buffy die Rolle als Dame des Hauses und Gastgeberin für Clints gesellschaftliche Verpflichtungen. Doch leider ging es mit ihrer Gesundheit rapide bergab. Sie hat den Tod ihres Bruders, also Clints Vaters, einfach nicht verkraftet.“
Olivias Herz wurde ganz schwer vor Mitleid. Von ihrem Vater wusste sie, dass Kyle McAlpine bei einem sehr ungewöhnlichen Unfall in einer Mine ums Leben gekommen war. McAlpines Mutter lebte in Melbourne. Außerdem gab es noch zwei Schwestern. Alison war mit einem reichen amerikanischen Geschäftsmann verheiratet und lebte mit ihm in New York, während Catriona und ihr Mann, ein Anwalt, in London wohnten.
„Erinnerst du dich an dieses Biest, das Joan Collins im Denver Clan gespielt hat?“, fragte Heather unvermittelt.
„Ich kenne zwar Joan Collins, doch die Serie lief vor meiner Zeit“, erwiderte Olivia entschuldigend.
„Du solltest sie unbedingt auf DVD angucken!“, empfahl ihr Heather. „Joan hat diese Hexe Alexis, eine geschiedene Frau, ganz fantastisch verkörpert. Aber bei Marigole könnte sie noch Nachhilfestunden in Gemeinheit nehmen!“
Olivias eben noch wachsendes Selbstbewusstsein sank schlagartig gen null.
„Achtung! Da kommt Clint!“, warnte Heather aufs Höchste alarmiert und drehte den Kopf in Richtung Tür. „Kein Wort zu ihm, Darling, verstanden?“
„Niemals!“, versprach Olivia ehrlich entsetzt.
„Ich mag Klatsch eigentlich nicht“, versicherte Heather schnell, „aber ich habe nicht umsonst im Flying Doctor Service mitgearbeitet und kann ein armes, unschuldiges Ding wie dich doch nicht einfach blind in die Falle laufen lassen, oder?“
„Danke“, flüsterte Olivia und hörte schwere Schritte auf der Veranda.
„Sobald Marigole nämlich von deiner Ankunft auf Kalla Koori erfährt, wird sie wild wie der Teufel aus der Hölle fahren!“
4. KAPITEL
Aus der Luft sah Olivia voller Faszination auf smaragdgrüne und andere in samtenem Blaugrün schillernde Wasserlöcher hinunter und schauderte. Waren das Krokodil-Lagunen? Wie seltsam, dass diese prähistorischen Monster in so einer traumhaften Umgebung existierten. In der Ferne erkannte sie einen breiten Fluss, der sich durch flache Steinformationen und endlose Sanddünen schlängelte, die an lange, schmale Finger erinnerten.
Ein zerklüftetes Felsenkliff, das in allen Erdtönen leuchtete, bildete einen geradezu dramatisch anmutenden Hintergrund für die riesige Kalla Koori Farm.
Insgeheim hatte Olivia mit einem trutzig anmutenden Bau im Kolonialstil und der unvermeidlich dazugehörigen überdachten Veranda gerechnet. Doch was sich ihren Augen bot, war etwas völlig anderes. Ein lang gestrecktes Gebäude mit einem Hauch von Marokko. Aus der Luft gesehen schien sich die Dachlinie endlos in die Breite zu ziehen, mit einem zwei- bis dreistöckigen Turm im Zentrum. Das ungewöhnliche Bauwerk lag in der Mitte einer Anlage, die wie eine verlassene Wüstensiedlung aussah.
Dies war also die McAlpine-Festung!
In Krisenzeiten, wie nach Erbeben, wütenden Zyklonen oder anderen Naturkatastrophen, konnte McAlpine problemlos der gesamten Bevölkerung von Darwin Schirm und
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