Olivia und der australische Millionär
Wann ist das Haus gebaut worden?“
Es dauerte einen Moment, bis Clint antwortete. „Meine Eltern hatten damit begonnen …“ Seine Stimme klang seltsam gepresst. „Später habe ich es dann fertiggestellt. Das Originalhaus ist dem Zyklon Tracy zum Opfer gefallen. Was du hier siehst, wurde so konstruiert, dass es einer Naturkatastrophe dieser Größenordnung mit Leichtigkeit widersteht. Leider ist es für meine Mutter, nach dem Tod meines Vaters, immer noch schmerzhaft herzukommen. Doch ab und zu überwindet sie sich schon.“
„Wie schön für dich. Ich finde das Haus jedenfalls wundervoll!“
„Na, dann bin ich aber wirklich froh, deinen exquisiten Geschmack getroffen zu haben!“ Lieber flüchtete er sich in Ironie, als sich den beunruhigen Emotionen zu stellen, die ihn zu überwältigen drohten.
Sein zynischer Blick traf Olivia bis ins Mark. „Was beabsichtigst du eigentlich mit diesen ständigen Spitzen?“, fragte sie ihn offen heraus. „Willst du mir den Start so schwer wie möglich machen oder mich gleich vergraulen?“
Mokant hob er die Brauen. „Ganz im Gegenteil, Miss Balfour, ich werde alles dafür tun, um aus der verwöhnten Eisprinzessin einen echten Aussie zu machen.“
„Ich bin nur für knapp fünf Monate hier, du erinnerst dich?“
In gespieltem Entsetzen warf er die Arme hoch. „Oh, nein! Wie konnte ich vergessen, dass mir das Vergnügen deiner anregenden Gesellschaft lediglich so kurz gewährt ist! Dann sollten wir lieber keine Zeit verlieren. Reitest du?“
Olivia brauchte einen Moment, um sich zu fangen. „Was für eine Frage!“, murrte sie verstimmt. McAlpine sollte bloß nicht glauben, sie mit seiner unmöglichen Art verunsichern zu können. „Natürlich reite ich.“
„Ich meine … richtig reiten . “ Er konnte es einfach nicht lassen. Irgendetwas an Olivia Balfour reizte ihn, sich ständig von seiner schlechtesten Seite zu zeigen. Dabei war sie längst nicht so langweilig und verklemmt, wie er bisher gedacht hatte. Aber vielleicht war es genau das! Solange er sich ärgern und über ihre Macken lustig machen konnte, hatte er sich irgendwie sicher gewähnt. Doch je mehr unbekannte Seiten er an ihr entdeckte, desto mehr fühlte er sich … ja, was eigentlich?
Herausgefordert? Überfordert? In die Enge getrieben?
„Oh, ich weiß nicht …“, Olivias zimperlicher Tonfall brachte ihn schlagartig in die Realität zurück. „Nur auf einer alten, sehr ruhigen Stute.“ Als sie sein verblüfftes Gesicht sah, musste sie lachen. „Komm schon, McAlpine, du weißt doch genau, dass ich quasi auf einem Pferderücken geboren wurde, genau wie du auch! Du versuchst nur, mich aufzuziehen und zu verunsichern. Wie schon bei unseren vorherigen Begegnungen.“
„Daran erinnerst du dich?“
Das Lächeln, das jetzt seine Lippen kräuselte, ließ ihr Herz schneller schlagen und vermittelte Olivia den Eindruck, bisher von allem ausgeschlossen gewesen zu sein, was wirklich Spaß machte. Dann kam ihr ein abenteuerlicher Gedanke: Wer weiß, wie viel von der unerträglichen Arroganz und dem demonstrativen Sarkasmus auch nur eine Maske ist, hinter der er sich versteckt?
„Und ob!“, sagte sie betont kühl. „Und seither frage ich mich, ob du nur mich oder Frauen im Allgemeinen hasst.“
„Hauptsächlich meine Exfrau!“, entfuhr es ihm spontan. „Gerade zu der Zeit hat sie mir das Leben zur Hölle gemacht. Wenn ich dich durch meine … unflätigen Bemerkungen beleidigt oder verletzt habe, dann möchte ich mich noch nachträglich dafür entschuldigen, Olivia.“
„Schon okay“, murmelte sie und musste den Schock über den abrupten Sinneswandel erst einmal verarbeiten.
„Du reagierst generell nicht besonders positiv auf Kritik, oder?“, kehrte Clint dann auch schon wieder zu seinem neckenden Tonfall zurück.
„Es war mehr als das, soweit ich mich erinnere.“
„ Sorry ! Das Seltsame dabei ist … ich mochte dich schon damals ziemlich gut leiden.“ Bei diesen Worten nahm er ihren Arm und dirigierte sie ins nächste Zimmer. „So, dann erzähl mir mal, was deinen Vater auf den Gedanken gebracht hat, dich ausgerechnet zu mir zu schicken?“, fuhr er im Plauderton fort, während Olivia Mühe hatte, ihre Atmung zu kontrollieren.
„Alles, was ich dazu sagen kann … Dad hatte eigentlich schon immer eine Vorliebe für absonderliche Typen.“
Clint lachte, offensichtlich überhaupt nicht gekränkt durch die unüberhörbare Spitze. „ So siehst du mich also?“
„Vielleicht ist
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