Olivia und der australische Millionär
das ein wenig zu hart“, relativierte Olivia ihr Urteil. „Aber du hast mich provoziert, und ich weiß nicht, womit ich das verdiene.“
„Vielleicht war Oscar ja der Meinung, dass du Zeit brauchst, um einmal gründlich in dich hineinzuhorchen?“
„Das Gleiche kann ich dir unbedingt auch empfehlen!“, konterte sie pikiert und nutzte die Gelegenheit, die Umgebung auf sich wirken zu lassen, die für die nächsten Monate ihr Heim sein würde. „Dies ist wirklich ein faszinierender Platz“, stellte sie noch einmal fest. „Allerdings habe ich nicht die leiseste Idee, was hier von mir erwartet wird.“
Da sie keine Antwort bekam, hob Olivia das Kinn, wandte sich Clint direkt zu und trat die Flucht nach vorn an. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dir in erster Linie daran liegt, mich scheitern zu sehen, egal was du mir als Aufgabe aufträgst.“
„Um dich endlich von deinem hohen Ross herunterzuholen, wo du es dir so schön bequem gemacht hast?“
„Ich weiß nicht, wie du überhaupt auf so eine alberne Idee verfallen kannst. Ich bin eine ganz normale, absolut bodenständige Person!“
Wieder lachte er. „Das nun ganz sicher nicht! Aber wie solltest du auch? Aufgewachsen in einem Luxus, von dem jeder normale Mensch nur träumen kann.“
„Ach, und du etwa nicht?“
„Ich muss hart für mein Geld arbeiten. Und noch viel extremer, seit ich nach dem Tod meines Vaters alle Unternehmungen allein führe. Während du, wenn ich nicht irre, kaum mehr getan hast, als für deinen Vater ab und zu die Gastgeberin zu spielen, irgendwelche Ausstellungen zu eröffnen, Small Talk zu halten und Unmengen von Tee oder Champagner zu trinken.“
Olivias Augen schossen eisige blaue Blitze, als sie ihn mit einem vernichtenden Blick strafte. „Zu meinen Aufgaben gehört viel mehr als das. Ja, ich setze mich seit Jahren für verschiedene wohltätige Zwecke ein und habe anstelle meiner verstorbenen Stiefmutter die Rolle als Gastgeberin auf Balfour Manor übernommen. Aber das ist keineswegs ein Zuckerschlecken. Ebenso wenig, wie als Oscars persönliche Assistentin in Geschäfts…“
„Lass uns mal bei dem einen Punkt bleiben“, unterbrach er sie. „Ich brauche nämlich auch für die nächsten Monate eine erfahrene Hilfe, die in der Lage ist, selbstständig einen Haushalt zu führen. Sollte nach dem Betrieb in Balfour Manor doch ein Klacks für dich sein. Dann könnten Norm und Kath endlich ihren wohlverdienten Urlaub antreten. Keine Panik“, sagte er rasch, als Olivia zum Protest ansetzen wollte, „mit dem Urlaub, das war allein meine Idee. Wir müssen sie natürlich erst noch fragen.“
Olivia versuchte ruhig zu bleiben. „Du willst mich im Ernst als eine Art Haushälterin anstellen?“
„Da ich für die nächsten Monate dein Boss bin, kann ich dich einsetzen, wo ich will“, erinnerte er sie. „Kurz habe ich darüber nachgedacht, deine Anwesenheit in meinem Haus damit zu erklären, dass du meine englische Verlobte bist, die sich ihre neue Heimat anschauen will, aber dann habe ich doch Abstand davon genommen.“
„Zu gütig!“, knirschte Olivia.
„Ja, ich befürchtete, es würde noch mehr Probleme geben als so schon“, murmelte er geistesabwesend und warf Olivia einen forschenden Blick zu. „Du weißt, dass ich eine Tochter habe?“
„Georgina. Eigentlich hatte ich erwartet, dass du mir von ihr erzählst.“
„Habe ich doch … jetzt gerade. Georgy ist sehr hübsch. Sie ähnelt ihrer Mutter, zum Glück nur rein äußerlich. Ich liebe sie sehr. Sie ist die wichtigste Person auf der Welt für mich. Ab Samstag wird sie für einige Wochen hier auf Kalla Koori sein. Aber ich warne dich lieber vorher, sie ist momentan in einer schwierigen Phase. Doch das dürfte angesichts deiner vielen Schwestern kein Problem für dich sein, oder?“
Olivia verbiss sich eine zynische Bemerkung. „Verstehe ich das richtig? Dann soll ich nebenbei auch noch den Babysitter für deine pubertierende Tochter spielen?“
Angesichts ihres gepressten Tons hob Clint überrascht die dunklen Brauen. „Was ist so schlimm daran? Ich stelle mir sogar vor, dass ihr Freundinnen werden könntet. Sie hat die Scheidung nur schwer verkraftet und leidet offenbar immer noch unter den Folgen. Früher war sie eine Einser-Schülerin, doch in letzter Zeit sind ihre Noten ziemlich abgerutscht.“
„Wenn das so ist, warum bleibt sie dann so lange der Schule fern und kommt nach Kalla Koori?“, erkundigte sich Olivia.
Schlagartig wurde Clint
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