Olivia und der australische Millionär
Wie wär’s mit Clint.“
„So wie Clint Eastwood?“
Das honorierte er mit einem breiten Lächeln. „Nein, leider nicht. Clinton war der Mädchenname meiner Mutter, daher verfiel man auf die zweifelhafte Idee, mich auf den Namen Reynold Clinton McAlpine zu taufen. Reynold, ein weiterer Familienname, hat sich glücklicherweise nicht durchgesetzt. Es war mein Vater, der damit anfing, mich Clint zu rufen. Dagegen hatte meine Mutter keine Chance.“
„Vermisst du sie?“, fragte Olivia leise.
Die Antwort kam erst nach einer kurzen Pause. „Sehr. Nach dem Tod meines Vaters blieben wir beide ziemlich angeschlagen zurück. Sie hat es hier auf Kalla Koori nicht mehr ausgehalten. Ich hoffe nur, dass sie sich irgendwann wieder in der Lage fühlt, für ausgedehnte Besuche hier rauszukommen. Aber jetzt genug für heute mit den schweren Themen“, entschied er energisch und lächelte gezwungen. „Du möchtest mich noch etwas zur Sache fragen?“
Um zu verstehen, worauf er anspielte, brauchte Olivia einen Moment. „Ach ja, eigentlich wollte ich nur wissen, ob ich bei dem Dinner mit am Tisch sitzen soll.“
„Ob du … lieber Himmel! Ja, natürlich!“ Er schien ernsthaft verwirrt zu sein. „Ich weiß, du bist Besseres gewöhnt und wirst wahrscheinlich wieder ziemlich hochnäsig sein“, fügte er augenzwinkernd hinzu. „Aber mit deinem Hintergrund kannst du wenigstens interessante Themen zur Unterhaltung beisteuern.“
„Danke für die Blumen!“, erwiderte Olivia verstimmt und sann augenblicklich auf Rache. „Und was ist mit deiner Frau? Verzeihung, Exfrau wollte ich natürlich sagen! Meine Anwesenheit wird sie bestimmt nicht glücklich machen.“
„Was hat das Ganze denn mit ihr zu tun? Du bist Olivia Balfour, Mitglied der illustren Balfour-Dynastie. Zwischen unseren Familien besteht eine lose, weit zurückreichende Beziehung … deren Beschaffenheit wir ja noch mal ergründen können“, lenkte er sich selbst vom Thema ab, kam aber gleich wieder zur Sache. „Dein Vater ist Hauptaktionär von McAlpine Enterprises, und du bist hier, um …“
Olivias Miene verschloss sich von Sekunde zu Sekunde mehr. „Um was?“, fragte sie spitz.
„Um das zu absolvieren, was man früher, als Frauen noch nicht ins harte Geschäftsleben involviert waren, als Kavalierstour für Söhne reicher Eltern bezeichnet hat. In diesem Fall meint es eine glückliche Kombination zwischen Arbeit und so viel Vergnügen wie möglich. Na, wie hört sich das an?“
„Unheimlich geschwollen“, lautete ihr vernichtendes Urteil. „Und glauben wird es ohnehin niemand.“
Clint lachte selbstbewusst. „Oh, doch! Und zwar, weil ich es sage. Du fühlst dich doch nicht etwa durch die Anwesenheit meiner Exfrau gestört?“
„Warum sollte ich? Schließlich habe ich kein amouröses Interesse an dir.“
„Nicht?“, fragte er mit bebenden Lippen und schaffte es tatsächlich, auch noch verletzt auszusehen. „Na ja, du bist ja noch eine ganze Weile hier …“
Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich. „An meiner Meinung wird sich in der Hinsicht nichts ändern!“, bekräftigte sie noch einmal zur Vorsicht.
„Sag niemals nie, Eisprinzessin. Aber zunächst … Herzlich willkommen auf Kalla Koori . Mögest du hier das Leben und die Freiheit finden, von der du heimlich träumst.“
Wie ertappt senkte Olivia den Blick. Auf keinen Fall sollte dieser arrogante Kerl sehen, wie präzise er ins Schwarze getroffen hatte.
5. KAPITEL
„Man merkt sofort, dass Sie mit weit größeren Dimensionen vertraut sind.“
Kath und Olivia saßen beim Morgenkaffee zusammen in der großen weißen Küche, die mit allen technischen Finessen ausgestattet war.
„Sollen wir beide nicht versuchen, die Gäste zum Staunen zu bringen, was das Menü für Samstagabend betrifft? Besonders Marigole, die sich normalerweise mit einem Blatt Salat zufriedengibt!“ Am Funkeln ihrer Augen konnte man erkennen, dass die Exfrau ihres Bosses nicht gerade zu den besten Freundinnen der rundlichen Haushälterin zählte. „Was halten Sie davon, Miss Balfour.“
„Olivia, bitte!“ Wie erwartet fand Olivia Norms Frau mindestens so sympathisch wie ihren Ehemann. Ein Gefühl, das Kath offensichtlich erwiderte.
„Gern, Darling, du könntest ohnehin meine Tochter sein, was mir übrigens sehr gefiele!“ Liebevoll tätschelte die ältere Frau Olivias Hand. „Es wird bestimmt aufregend, wenn wir beide zusammenarbeiten. Die Vorratskammern und Kälteräume auf Kalla Koori sind gut
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