Olivia und der australische Millionär
schließlich begriff, dass Bessie ihr das Bild schenken wollte, war sie zu Tränen gerührt. „Danke! Bist du auch ganz sicher, dass du dich davon trennen kannst? Ich werde es auf jeden Fall mit nach Hause nehmen und immer in Ehren halten“, versprach sie begeistert.
„Wenn wir dich überhaupt gehen lassen, Darling. Ich sehe, wie sich dein Herz immer mehr öffnet. Vielleicht willst du uns irgendwann auch gar nicht mehr verlassen.“
Versonnen schaute Olivia auf das farbenprächtige Bild und lächelte in sich hinein. Wenn das nicht wieder eine von Bessies geheimnisvollen Prophezeiungen war …
Wie versprochen, tauchte Clint pünktlich um halb elf in Kalla Koori auf. So zufrieden und relaxt wie lange nicht mehr schlenderte er in die kühle Eingangshalle und blieb wie gebannt stehen, als er die inzwischen schon vertraute, schlanke Silhouette von Olivia Balfour im Gegenlicht sah. Offenbar arrangierte sie gerade ein exzentrisches Blumenbukett, das genauso gut in die elegante Lobby des ‚Bangkok Oriental‘ gepasst hätte.
„Wird mich diese exzeptionelle Komposition Haus und Hof kosten?“
Während er seine Sehnsucht und sein aufflammendes Verlangen hinter dem gewohnten Sarkasmus versteckte, fragte sich Clint McAlpine, was ihn nur dazu veranlasst hatte, die Eisprinzessin dort draußen in der Wildnis zu küssen.
Er hatte doch gewusst, dass er mit dem Feuer spielte, und nun war passiert, was vorprogrammiert gewesen war! Er hatte sich verbrannt! Und zwar so sehr, dass es ihm nicht für eine Minute gelungen war, Miss Olivia Balfour aus seinem Kopf zu verdrängen.
Ohne dass sie viel dafür tun musste, war es ihr gelungen, seine sauber geordnete Welt auf den Kopf zu stellen! Aber … hatte er sich je zuvor so lebendig gefühlt?
Olivia, deren Herz in einem wilden Stakkato schlug, drehte sich betont langsam um. Allein der Klang seiner Stimme hatte jede Zelle in ihrem Körper zum Vibrieren gebracht. „Schön, dass du pünktlich bist“, stellte sie mit einem Blick auf ihre Uhr fest. „Sind die Meetings zu deiner Zufriedenheit verlaufen?“
Da ist sie wieder … die Eisprinzessin auf ihrem hohen Ross … Gut so!
„Danke der Nachfrage, Miss Balfour“, erwiderte er ernüchtert. „Ich kann nicht klagen. Und selbst? Alle Vorbereitungen gut gelaufen?“
„Bestens …“ Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Mit wenigen Schritten war Clint bei ihr, umfasste ihr Handgelenk und zwang sie, ihn anzuschauen. „Kann ich dich nicht mal ein paar Tage allein lassen?“
„Pardon?“
„Verflixt, Olivia, du hast dich schon wieder in deinen Kokon zurückgezogen und versuchst, mich abzuwimmeln. Aber das lasse ich nicht zu, verstanden?“
Nein, sie verstand nicht. Weder ihn noch sich selbst.
„Erzähl mir, was du heute Abend anziehen wirst“, forderte Clint. „Dein kleines Schwarzes?“
Dein kleines Schwarzes!
Wenn sie irgendetwas hasste, dann einen Mann, der ihre Gedanken lesen konnte. „Vielleicht überrasche ich dich ja auch“, brachte sie mühsam heraus.
„Großartig! Ich bin sehr gespannt auf weitere Facetten deiner schillernden Persönlichkeit.“
Clint McAlpines Gäste flogen kurz darauf mit Privatmaschinen ein, sodass Olivia zum Glück nicht länger über die seltsame Laune nachgrübeln musste, in der ihr Boss von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt war.
Zuerst kamen Neil und Celine Jameson, ein angenehmes junges Paar. Kurz darauf landeten Barbara und Peter Corbett, die sie mit natürlicher Herzlichkeit begrüßten, dann Clints enger Freund Brendan Fraser mit einer sehr viel jüngeren, umwerfend attraktiven Rothaarigen am Arm, die sich als Chloe vorstellte.
Olivia erinnerte sich daran, dass Kath ihn den typischen Junggesellen genannt und Brendan selbstdie Ex-Mrs McAlpine als Teufelin bezeichnet hatte. Was für ein böser Ausdruck. Ob Marigole ihn wirklich verdiente? Ein Wochenende hatte Olivia jetzt Zeit, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Brendan war groß und robust, mit einer direkten, einnehmenden Art, die alle um ihn herum entspannte und in gute Laune versetzte. Doch Olivia entging auch nicht die lebhafte Intelligenz und eine gewisse Gerissenheit, die seine dunklen Augen funkeln ließen.
Dass er sie von der ersten Sekunde an auf den Prüfstand nahm, nachdem Clint sie einander vorgestellt hatte, störte sie nicht. Brendan schien seinem alten Freund gegenüber einen ausgeprägten Beschützerinstinkt zu empfinden.
Die Letzten, die eintrafen, waren Marigole, ihre Tochter und der neue Mann in
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