Olivia und der australische Millionär
ihrem Leben, ein gewisser Lucas Harcourt, wie Olivia inzwischen wusste. Bisher hatte sie das Gefühl gehabt, jeder hinzugekommene Gast fügte sich nahtlos in ein heiteres Puzzlespiel ein, doch Clints Exfrau wischte diesen Eindruck mit einer arroganten Bewegung ihrer perfekt manikürten, schmalen Hand zur Seite.
Nach einem taxierenden Blick auf Olivias elegante Erscheinung verengten sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen. Doch das wenige, was dazwischen zu sehen war, bedeutete nur eines: Kalter Krieg! Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die ehemalige Mrs McAlpine immer noch einen extremen Besitzanspruch auf ihren Exmann geltend machte.
Okay , dachte Olivia. Brendan hatte recht, sie ist eine Teufelin!
„Miss Balfour?“ Mit eisigem Blick überließ Marigole ihr für eine Sekunde die Fingerspitzen. „Clint hat mir gar nichts von Ihrer Anwesenheit auf Kalla Koori gesagt.“
„Dazu bestand ja auch keine Notwendigkeit.“ Den Arm um seine Tochter gelegt, gesellte er sich lächelnd zu den beiden Frauen. „Olivia ist die Tochter eines meiner am meisten geschätzten Geschäftspartner.“
„Doch nicht von Oscar Balfour ?“ Lucas Harcourts dichte Brauen wanderten nach oben. Er war ein kultivierter, etwas fülliger Mittfünfziger mit vollem silbergrauem Haar und klugen Augen.
„Mein Vater“, bestätigte Olivia und lächelte gelassen, während Lucas sie einer schnellen, diskreten Inspektion unterzog, die offenbar zu seiner Zufriedenheit ausfiel. Sein Händedruck war fest und kurz genug, um den Gentleman erkennen zu lassen.
„Ihr Vater ist ein Mann, den ich schon seit Langem kennenlernen möchte“, erklärte er offen.
„Ich bin sicher, dass ich etwas arrangieren kann, wenn Sie einmal in London sind“, erwiderte sie und wandte sich an Georgy, die sie die ganze Zeit über stumm, aber aufmerksam beobachtet hatte. „Hallo“, sagte sie leichthin, da sie aus eigener Erfahrung wusste, wie unangenehm einem in diesem Alter zu viel Aufmerksamkeit von Fremden war.
Georgina war ein sehr hübsches Mädchen, das Abbild ihrer Mutter, mit großen dunklen Augen und nachtschwarzem Haar, das wie ein seidiger Wasserfall weit über ihren Rücken hinabfloss. Gemessen an ihrem privilegierten Hintergrund wirkte sie extrem schüchtern und unsicher, ließ aber alle Anzeichen innerer Rebellion erahnen.
„Kath hat den Lunch auf ein Uhr festgelegt“, sagte Olivia an alle gewandt. „Wenn ich Ihnen jetzt Ihre Gästezimmer zeigen darf und …“
„Machen Sie sich keine Mühe“, unterbrach Marigole sie rüde, hakte ihren Exmann unter und lächelte ihm flirrend zu. „Du hast gar nichts davon erwähnt, dass Miss Balfour deine neue Assistentin ist.“
„Genau wie viele andere Dinge, die dich nichts angehen, Marigole“, erwiderte er trocken. „Aber wenn es jemanden interessiert: Olivia ist auf einer Art Studienreise in Australien und hat mir großzügigerweise angeboten, für dieses Wochenende die Rolle der Gastgeberin auf Kalla Koori zu spielen. Weil Buffy momentan nicht zur Verfügung steht, habe ich dankbar akzeptiert.“
Da Marigole offenbar für einen Moment außer Gefecht gesetzt war, sprang Lucas hilfreich für sie ein. „Außerordentlicher Mann, Ihr Vater! Oscar Balfour … der Name ist ein Synonym für Erfolg, Glanz und Glamour!“ Erneut ließ er den Blick bewundernd über Olivias aufrechte Gestalt wandern.
Höflich neigte sie den Kopf. „Vielen Dank, mein …“
„Ich gehe davon aus, dass wir in der gleichen Suite wie immer untergebracht sind, Clint?“, unterbrach Marigole Olivia erneut.
„Aber klar“, erwiderte ihr Exgatte in leichtem Ton und zwinkerte seiner Tochter zu, die ihn offen anhimmelte. „Hattest du etwa Angst, ich würde euch in einem Hotel unterbringen?“
Georgy kicherte, verstummte aber gleich wieder unter dem kalten Blick ihrer Mutter und errötete. Und Olivia fühlte sich plötzlich von einem Beschützerinstinkt erfasst, der ihr völlig neu war. Offensichtlich trafen alle negativen Bemerkungen über Marigole tatsächlich zu.
„So, Georgina, nachdem das geklärt ist, geht es jetzt erst mal darum, wo du schlafen möchtest“, sagte sie so natürlich und bestimmt, dass Clints Tochter automatisch nach ihrer ausgestreckten Hand griff und sich mitziehen ließ. „Ich dachte, dir könnte das persische Zimmer gut gefallen … zumindest nenne ich es so.“
„Das mit der Kuppel und den Fenstern ringsum?“
„Genau das“, bestätigte Olivia lächelnd und sah, dass Clints Tochter
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