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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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plötzlich wie ein Ausweg erschien. Mit der Kraft der Verzweiflung warf sie sich der Spitze entgegen, aber sie erntete nur ein höhnisches Lachen. Gleichzeitig hinterließ das Schwert in der zarten Haut zwischen ihren Brüsten einen schmerzhaften Kratzer.
    »Nicht so stürmisch, meine Liebe! Wenn Ihr mein Brandzeichen haben wollt, so könnt Ihr es an einer anderen Stelle erhalten!«
    Oliviane schloss schaudernd die Lider. Warum stieß er nicht endlich zu? Warum machte er der Sache nicht auf diese Weise ein Ende?
    »Gehabt Euch wohl, meine entzückende Braut!«, vernahm sie die raue Stimme des Söldnerführers. »Ihr seht mich zufrieden, dass Ihr die seid, die mir versprochen wurde. Am Christtag wird uns der Priester seinen Segen geben!«
    Oliviane war zu keiner Antwort fähig. Sie vergrub das Gesicht in den Kissen und spürte das feine Rinnsal warmen Blutes, das aus der Wunde zwischen ihren Brüsten sickerte. Krämpfe des Abscheus schüttelten sie – selbst dann noch, als die beiden Männer die Kammer längst verlassen hatten.
    Sie rollte sich wie ein verlassenes, zitterndes Kind auf dem Bett zusammen, zog die Beine eng an den Leib und schlang die Arme um den Oberkörper. Trotzdem schlugen ihre Zähne klappernd aufeinander; ihr Körper bebte vor unterdrücktem Schluchzen. Sie konnte nicht einmal weinen. Alles in ihr war zerstört.
    Ava fand sie einige Zeit später halb besinnungslos vor Entsetzen zwischen den blutverschmierten Laken. Ihr Aufschrei lockte den Schwarzen Landry und den Herzog gemeinsam herbei.
    »Halt’s Maul, du dumme Gans!«, bellte Cocherel. »Was ist passiert?«,
    »Sie ist ... Man hat sie ...« Ava fand nicht die richtigen Worte. Sie konnte nur mit bebender Hand auf die junge Frau deuten. »Da ist Blut! Habt Ihr sie umgebracht?«
    Der Schwarze Landry unterdrückte einen Fluch und stürzte zum Alkoven. Er ergriff die verkrampften Hände der reglosen jungen Frau und runzelte beim Anblick der Schwertwunde wütend die Stirn. Die Verletzung war nur oberflächlich, und die Wunde blutete nicht mehr. Trotzdem hatte er Mühe, den kalten Zorn zu unterdrücken, der in diesem Moment in ihm aufstieg.
    »Sagtet Ihr nicht, dass der Medicus sie untersucht habe? Hat er sie verletzt?«, zwang er sich zu einer Ruhe, die er nicht empfand.
    »Zum Henker, natürlich nicht! Ich war doch dabei!«, brüllte der Herzog gereizt und betrachtete Oliviane verächtlich. »Vorhin war sie völlig gesund! Was soll dieser närrische Anfall? Ist sie krank im Kopf?«
    »Sie ist keine Magd, sondern eine junge Frau aus noblem Hause«, entgegnete Landry zähneknirschend. »Ihre Nerven sind vielleicht nicht besonders gut für Eure Spiele mit dem Schwert geeignet ...«
    »Verflucht, dann holt diesen Arzt und seht zu, dass sie auf der Stelle wieder gesund wird. In drei Tagen soll unsere Hochzeit sein. Ich werde nicht länger warten! Und ich will verdammt noch mal keine närrische Mutter für meine künftigen Söhne!«
    Er polterte aus der Kammer, ohne Oliviane eines weiteren Blickes zu würdigen. Seine Flüche waren noch zu hören, bis er um die Windung der Treppe verschwand. Der Schwarze Landry tauschte einen Blick mit Ava und wagte es, Olivianes Stirn prüfend zu berühren. Sie war heiß, aber nicht unbedingt fiebrig.
    »Weißt du, was man mit ihr getan hat?«
    Die Magd schüttelte stumm den Kopf.
    »Ich nehme nicht an, dass der Medicus ihr helfen kann«, vermutete Landry. »Vermutlich ist es sogar besser, wenn sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommt. Sieh zu, dass du ihr ein Nachtgewand anziehst. Ich werde mich um einen Mohntrank kümmern, damit sie schlafen kann. Ich nehme an, mit der nötigen Ruhe wird sie sich beruhigen ...«
    Ava nickte gehorsam und machte sich an die Arbeit. Beim Auskleiden entdeckte sie eine weitere Ursache für Olivianes Krämpfe. Ihre monatliche Reinigung hatte eingesetzt, und sie plagte sie aufgrund der Verzögerung besonders heftig. Ein kleines Lächeln huschte um die Lippen der Magd, während sie Oliviane versorgte.
    »Schlaft, Dame!«, murmelte sie voller Mitleid. »Der Himmel hat Euch Aufschub verschafft. Nicht einmal der ungeduldigste Freier wird Euch in diesem Zustand zum Altar führen wollen ...«

7. Kapitel
    Landry hieb voller Wucht mit der Faust gegen die Mauer, aber nicht einmal der Schmerz der aufgeschürften Haut drang durch den roten Nebel seines Zorns. Der Wunsch, jeden einzelnen Stein dieser vermaledeiten Festung zwischen seinen Fingern zu zermalmen, war so übermächtig, dass Landry um seinen

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