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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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wissen, wie er ohne Bart aussah, und wollte von ihm hören, weshalb er sich als gedungener Söldner durch das Leben schlug. Doch sie war in allen Punkten auf ihre eigenen Vermutungen angewiesen. Es sei denn ...
    Sie sah unter halb gesenkten Lidern zu Ava, die auf dem Regalbrett den Kamm, das Salbendöschen und die Haarspange zurechtrückte. Sie bemerkte das Stirnrunzeln, und ihr Atem setzte aus. Was...?
    »Eine Dame trägt das alles in einer Tasche an ihrem Gürtel, nicht wahr?«, vermutete Ava, und Oliviane nickte rasch, weil sie fürchtete, ihre Kehle würde kein weiteres Wort mehr freigeben.
    »Wenn Ihr Wert darauf legt, kann ich den Schwarzen Landry fragen, ob sich in den anderen Truhen ein solcher Beutel befindet«, bot Ava an.
    »Das ...« Oliviane räusperte sich angestrengt und versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. »Das wäre sehr freundlich von dir. Meinst du, der Schwarze Landry weiß über so etwas Bescheid?«
    »Man kann mit ihm reden«, antwortete Ava sachlich. »Er ist kein solcher Galgenstrick wie die anderen.«
    »Ach ...« Oliviane versuchte, das Gespräch nicht stocken zu lassen. »Wo kommt er eigentlich her, dieser Schwarze Landry? Welchem Herrn hat er zuvor gedient? Den Engländern?«
    »Er spricht unsere Sprache, als wäre er hier geboren«, ließ sich Ava auf den Tratsch ein und faltete müßig die Hände vor ihrem Bauch. Ihr war jeder Anlass recht, der sie vom Arbeiten abhielt. »Aber hier redet keiner der Männer viel über das, was gewesen ist. Sie denken alle nur an die nächste Schlacht, die nächste Beute, die nächste Frau. Vom Frieden wollen sie nichts hören ...«
    Wie zur Bestätigung drang das wüste Schreien der Männer, die im Hof ihre Kampfübungen abhielten, zu ihren Fenstern herauf.
    »Wer weiß, ob der Frieden nicht ohnehin nur ein Traum ist«, fügte Ava mit einem Seufzer hinzu. »Ich werde gehen und nach einem solchen Beutel für Euch suchen ...«
    Oliviane nahm ihre Wanderung durch das dämmrige Gemach wieder auf. Durch die grün-weißen Fenster fiel normalerweise mehr Licht, aber an diesem Tag schien es überhaupt nicht hell werden zu wollen. Ob der Schwarze Landry dort unten ebenfalls seine Schwertkünste übte?
    Schlagartig erinnerte sich Oliviane an die männliche Härte seines Griffes, an die Umarmung, die sie rücksichtslos gegen seine breite Brust gedrückt hatte. Und diese Umarmung hatte sich einen Kuss lang so angefühlt, als hätten ihr Körper und ihr dummes Herz schon ein ganzes Leben lang nur darauf gewartet.
    »Himmel, woran denkst du?«, schalt sie sich selbst aufgebracht. »Was redest du dir da ein? Wenn du so weitermachst, hat er noch mit vollem Recht an deiner Tugend gezweifelt!«
    Sie hatte die Drohung nicht vergessen, mit der sie von ihrem künftigen Gemahl empfangen worden war. Inzwischen waren viele ereignislose Tage vergangen, Tage, in denen auch Oliviane vergeblich auf das allmonatliche Zeichen gewartet hatte, das ihr Frauenleben normalerweise so regelmäßig begleitete. Die Aufregungen und der Gewaltritt nach St. Cado blieben offenbar nicht ohne Folgen und gewährten Oliviane eine Galgenfrist, die ihre Eheschließung zwar hinauszögerte, die aber nichts an ihrem Jawort ändern konnte.
    Die Ausweglosigkeit ihres Schicksals bereitete ihr so tiefes Unbehagen, dass sich ihr Magen schmerzlich verkrampfte. Was konnte sie anderes tun als warten und gehorchen? Was waren Frauen schon? Nichts als Zuchtstuten, deren Wert von ihrer Fähigkeit, Kinder zu gebären, abhängig war! In Demut zu gehorchen und für die Sünden zu büßen, die schon Eva auf sich geladen hatte, das waren ihre einzigen Aufgaben. Oliviane unterdrückte ein wütendes Schluchzen, indem sie die Zähne so hart in ihre Fingerknöchel grub, dass eine Reihe von ebenmäßigen Abdrücken auf ihrer Haut zurückblieb.
    Die Tür flog auf und knallte donnernd in den Angeln zurück. Erst jetzt registrierte Oliviane die Stiefeltritte, die sich ihrer Kammer genähert hatten. Ihr künftiger Gemahl trat ein, und sein leichter Harnisch, die Stiefel und das Schwert an seiner Seite verrieten, dass er direkt von seinen Waffenübungen kam. Er brachte den Geruch nach Männerschweiß, Waffenfett und Pferd in den Raum. Die störrischen grauen Haare, die nur noch wenige blonde Strähnen aufwiesen, standen wie eine Mähne von seinem Kopf ab, und die normalerweise schlaffe graue Haut seines Gesichts leuchtete rot vor lauter Anstrengung.
    Erst auf den zweiten Blick entdeckte Oliviane das dürre ganz in

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