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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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sagte sie unter Aufbietung ihrer ganzen Selbstbeherrschung. »In diesem Fall ist es wohl auch nicht angebracht, dass ich mich für den Hieb entschuldige. Es war so etwas wie ein Berufsrisiko, das Risiko, das ein Spion trägt.«
    Hervé de Sainte Croix schwankte zwischen dem heftigen Wunsch, ihr den schlanken Hals umzudrehen, und der schrankenlosen Bewunderung für ihre Unerschrockenheit. Der Herzog hatte sich getäuscht, diese Dame benötigte keinen Ritter an ihrer Seite, sie war sehr wohl fähig, ihre Ziele allein zu erreichen.
    »In der Tat«, knurrte er gereizt. »Entschuldigt mich, ich werde Sorge tragen, dass man euch etwas zu essen bringt. Und entfernt Euch nicht zu weit vom Lager, wenn Ihr das Bedürfnis haben solltet, allein zu sein ...«
    Hervé de Sainte Croix beobachtete aus ärgerlich zusammengekniffenen Augen, wie sie sich aufrichtete und das Kinn vorstreckte. In solchen Augenblicken wirkte sie noch größer. Es war dann so, als stände ihr die lange Reihe ihrer stolzen Ahnen unsichtbar zur Seite. Sie freiwillig zur Gemahlin nehmen? Wie kam Jean de Montfort nur auf diese Idee? Lieber würde er sich den Tempelrittern im Heiligen Land anschließen, als das zu tun!
    Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ grußlos das Zelt. Oliviane hörte, wie er draußen Befehle gab, die Wachen einteilte und mit einem rauen Lachen auf einen Scherz reagierte. Im Kreise dieser Männer war er ein anderer. Aber wusste sie überhaupt, wer er in Wirklichkeit war?
    Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder und barg das brennende Gesicht in den Händen. Die Erkenntnis, dass der Schwarze Landry und Hervé de Sainte Croix ein und dieselbe Person waren, verursachte ein seltsam dumpfes Gefühl in ihrem Leib. Sie fühlte sich betrogen, verraten und zutiefst beschämt.
    Aber gleichzeitig empfand sie noch etwas völlig anderes. Ein Gefühl, das warm und beglückend wie schwerer Wein durch ihre Adern rann und sie wärmte, das sie mit einem Schlag alles intensiver, bunter und leichter empfinden ließ. Der faszinierende Söldner, bei dem sie die Leidenschaft ohne Grenzen kennen gelernt hatte, und der noble Edelmann, der wie eine Verkörperung ihrer Jungmädchenträume erschien, waren ein und dieselbe Person!
    Sie brauchte sich ihre Sehnsucht nicht länger selbst zu verbieten! Es gab keine Todsünde, für die sie den Schleier nehmen musste, keine frevelhafte Tat, deren Folgen sie ein Leben lang bereuen musste! Es gab nicht einmal einen Grund, die geheimnisvolle Anziehungskraft zu leugnen, die der Seigneur de Sainte Croix auf sie ausübte.
    Betäubt hob sie den Kopf, als ihr in letzter Konsequenz klar wurde, was das bedeutete. Jean de Montfort hatte ihn an ihre Seite gestellt, weil er wünschte, dass sie beide den Bund der Ehe eingingen. Er hatte ihr ein Jahr Zeit gegeben, dies zu akzeptieren, aber am Ende erwartete er, dass sie seinen Wünschen gehorchte, sonst würde er ihr diese Ehe befehlen.
    Und diesen Befehlen würde auch der Seigneur de Sainte Croix gehorchen müssen, daher sein Zorn und seine schlechte Laune. Er wurde nicht gerne zu etwas gezwungen. Nicht einmal von seinem Fürsten.
    »Heilige Anna! Ich – seine Gemahlin?«

23. Kapitel
    Was hatte ihn zu dieser dummen Demaskierung getrieben, die an Theatralik nicht zu überbieten gewesen war? Schaut her, schöne Dame, hat Euer Herz nicht längst erraten, was die Augen noch nicht wahrhaben wollten? Lächerlich! So lächerlich wie sein Zorn darüber, dass ihr offensichtlich nichts Besseres einfiel, als zu bemerken, dass er seinen albernen Bart abgenommen hatte.
    »Erobert sie für Euch, mein Freund!«, hatte Jean de Montfort ihm geraten und keinen Widerspruch hören wollen. »Ihr benötigt eine Gefährtin, die nicht in Ehrfurcht vor Euch und Eurem abenteuerlichen Ruf erstarrt. Am Tage Eurer Hochzeit mache ich Euch zum Grafen von Rospordon und Herrn von Vannes! Ihr werdet diese Dame zähmen, und sie wird Euch genügend Abwechslung bieten, damit Ihr nicht auf die Idee kommt, Euer Vergnügen anderswo zu suchen.«
    »Es wäre mir das größere Vergnügen, ihre Gesellschaft zu meiden!«, hatte er widersprochen und erst kapituliert, als der Herzog ihm klargemacht hatte, dass Oliviane in diesem Falle einem anderen Seigneur zufallen würde.
    »Sie benötigt einen Gatten, und wenn sie Euch nicht genügend verlockt ...«
    So viel zu seinen idiotischen Vorsätzen, das Leben lieber als Salzknecht in Batz zu beenden, anstatt es in die geschmeidigen Hände dieser schönen Hexe zu legen. Was ihn

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