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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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es nicht gewohnt, dass man an meine Bequemlichkeit denkt«, rutschte es ihr gegen ihren Willen heraus.
    »Ihr seid die Dame de Rospordon«, entgegnete er knapp. »Solltet Ihr das vergessen haben?«
    Oliviane zerrte die Handschuhe von den Fingern und warf sie ungeduldig auf das vorbereitete Lager. Vielleicht war es an der Zeit, ein paar Dinge zwischen ihnen zu klären, ehe sie die Atmosphäre noch weiter vergifteten.
    »Ja, ich bin die Dame de Rospordon«, griff sie seine. Worte auf. »Aber ich habe nicht darum gebeten, als solche auf die Welt zu kommen, und Ihr könnt mir glauben, dass es angenehmere Schicksale als das meine gibt. Wenn Ihr mir also etwas vorzuwerfen habt, dann tut es endlich, damit wir es hinter uns bringen. Solltet Ihr wie der Herzog denken, dass ich meine Pläne im Laufe eines Jahres ändern werde, so lasst Euch warnen: Ich werde es nicht tun. Ich beabsichtige, in zwölf Monaten den Schleier zu nehmen!«
    »So ahnt Ihr es also wirklich nicht?« Seine Stimme klang dumpf, und er hob die Hände, um sich endlich von dem Helm zu befreien. Er hob ihn über sein dichtes gelocktes, tiefschwarzes Haar und rieb sich mit einer Hand die nagelneue Narbe, die darunter verborgen war und die noch immer teuflisch juckte. »Habt Ihr die Erinnerungen an unsere Leidenschaft in Eurem kalten, ehrgeizigen kleinen Herzen völlig erstickt? Meinen Glückwunsch, kleine Dame, Ihr habt die Selbstbeherrschung eines wahren Kriegers und den Stolz eines Herzogs.«
    Oliviane taumelte unter dem unerwarteten Schlag. Schon beim Anblick der Haare hatte sie geahnt und begriffen, weshalb er jene Leidenschaft für Federgeschmückte Barette entwickelt hatte, die er bislang noch nie abgelegt hatte. Doch nun, da das dunkle Haar sein unverwechselbares Gesicht einrahmte, erkannte Oliviane das Ausmaß ihres Irrtums: Ihr war nicht nur eine flüchtige Ähnlichkeit vorgegaukelt worden. Er war es selbst. Hervé de Sainte Croix war ... der Schwarze Landry!
    Unter der Wucht des Schocks formte ihr Mund ein »Ihr!«, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Er verstand sie trotzdem.
    »Der Schwarze Landry, stets zu Euren Diensten, Madame!«, sagte er in jenem heiseren Bretonisch, an das sie sich nur zu gut erinnerte und das er bisher unter seinen höfischen Umgangsformen so völlig verborgen hatte. »Ich hoffe, Ihr seht mir nach, dass ich kein Bedauern darüber empfinde, dass ich einen härteren Schädel als die meisten Männer besitze. Ihr habt mir eine böse Schramme zugefügt, deren Narbe mich für alle Zeiten zeichnen wird.«
    »Heilige Anna!«, stammelte Oliviane und rang in höchster Erregung die Hände. »Ich kann ... Ich wollte ... Ich muss ...«
    »Bemüht Euch nicht«, Hervé de Sainte Croix winkte mit einer Arroganz ab, die es mit der ihren leicht aufnehmen konnte. »Ich trage Euch den Hieb nicht nach. Es war meine eigene Einfältigkeit, die Euch die Gelegenheit dazu verschaffte. Wer einfältige Fehler macht, muss ihre Folgen tragen ...«
    Vor Olivianes Augen drehte sich das prächtige Zelt, und sie suchte verzweifelt nach einem Halt, um nicht zu fallen. Der Seigneur reichte ihr mit einem sarkastischen Lächeln die Hand und stützte sie höflich.
    »Ihr werdet doch nicht in Ohnmacht fallen? Habt Ihr solche Angst vor dem Schwarzen Landry? Er war nur eine Rolle. Ansonsten ist es nicht meine Art, Frauen zu misshandeln. Egal, ob es sich dabei um Damen, um Dirnen oder um Mädchen handelt, bei denen die Grenzen fließender zu sein scheinen ...«
    Er ließ bewusst offen, zu welcher Sorte er sie zählte. Oliviane schloss die Augen, ganz auf die Hand konzentriert, die schmerzhaft ihren Oberarm umklammerte und sie so auf den Beinen hielt.
    »Wie ist das möglich?«, wisperte sie heiser, ohne ihn anzusehen. »Wie könnt Ihr gleichzeitig der Schwarze Landry und der Freund des Herzogs sein?«
    »Ich habe nicht nur die Ehre, sein Waffengefährte zu sein, sondern auch sein Spion«, erklärte der Ritter trocken. »Es war meine Idee, mich unter die Söldner Cocherels zu mischen, denn auf diese Weise wussten wir stets über seine Pläne und Absichten Bescheid und konnten das Nötige dagegen in die Wege leiten!«
    Oliviane griff blindlings eine der tausend Fragen auf, die in diesem Moment durch ihren Kopf schossen. Es war zufällig eine äußerst wichtige. »Warum habt Ihr dann um Himmels willen die schmählichen Morde in Sainte Anne d’Auray nicht verhindert?«
    »Weil Cocherel alles, was das Kreuz von Ys betrifft, als sein ureigenstes Geheimnis behandelt«,

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