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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Schüsseln kapitulieren. Sie brachte keinen weiteren Bissen herunter. Ruhelos trat sie an eines der Fenster und versuchte, draußen etwas zu erkennen. Es war so sinnlos wie der Versuch, sich gegen den Lauf der Dinge aufzulehnen!
    »Du musst aufhören, dir den Kopf zu zerbrechen!«, beschwor sie sich selbst. »Du musst einfach nur warten und gehorchen.«
    Beides hatten sowohl ihre Mutter als auch die Nonnen von Sainte Anne sie gelehrt. Aber weshalb fiel es ihr trotz allem so schwer?
    Vorsichtig nestelte sie den Almosenbeutel von ihrem Gürtel ab und zog die Bänder auseinander. Auf dem Rund des Stoffs lagen neben dem Rosenkranz ein quadratisches Stück verblichener Spitze und ein Salbendöschen aus Alabaster, die beide ihrer Mutter gehört hatten. Ein schlichter Holzkamm und eine Haarspange aus Elfenbein vervollständigten ihre Besitztümer.
    Vorsichtig löste Oliviane den Deckel des Gefäßes und fuhr mit der Fingerspitze über die gelbliche Ringelblumenpaste. Dann verschloss sie das Gefäß hastig und hüllte es in die Spitze, ehe sie es zusammen mit dem Rosenkranz wieder aufnahm. Wo konnte sie die Gegenstände verstecken, damit ihr Geheimnis gewahrt blieb?
    Nein, kein Versteck! Verstecke waren verdächtig. Was man nicht verbarg, entging der Aufmerksamkeit viel eher. Wenn ihr künftiger Gemahl verlangte, dass sie nicht einen Faden ihrer Vergangenheit am Leib trug, dann war es auch besser, diese Dinge nicht ständig bei sich zu tragen. Aber ein Kamm, eine Spange, ein Salbendöschen, die in einer Kammer herumlagen, erregten keinen Verdacht. Weiberkram, Spielzeug – der Aufmerksamkeit eines Mannes unwürdig.
    Vorsichtig legte sie daher ihre bescheidenen Besitztümer zu Füßen des ziselierten Silberleuchters ab, der auf einem kleinen Bord am Kopfende des Alkovens stand. Ein kostbares Stück, das ganz so aussah, als wäre es aus einem zerstörten Gotteshaus gestohlen worden, wo man es bestimmt nicht als Nachtlicht verwendet hatte.
    Es war das Meisterwerk eines unbekannten Silberschmiedes. Ihre Finger berührten vorsichtig die erhabenen Ornamente, während sie ihre Gedanken dazu zwang, jede noch so unglaubliche Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Was, wenn nicht der Zorn über ihre offensichtliche Mittellosigkeit, sondern die Suche nach einem ganz besonderen Kleinod die Handlungen ihres Bräutigams bestimmte? War es möglich, dass er bei ihr nach dem Stern von Armor suchte?
    »Unsinn, du träumst!«, rief sie sich selbst zur Ordnung. »Er kann nicht wissen, dass du das Juwel besitzt. Niemand außer Mutter Elissa weiß es. Nur wir beide waren in der Krypta des Klosters, als sie mir den Saphir gab!«
    Ihre Gedanken wurden von einem unmenschlichen Gebrüll unterbrochen, das jäh durch das Treppenhaus bis hinauf in ihr Gemach schallte. Waffenklirren, schrille Frauenschreie, metallisches Getöse, dann verlor sich der Lärm in johlendem Gelächter, in dem Oliviane dennoch eine durchdringende, verzweifelte Frauenstimme auszumachen glaubte.
    Sie wich bestürzt zurück, bis sie die samtige Fläche eines Wandteppichs im Rücken spürte. Ebenso erschrocken von dem tosenden Lärm wie von den Bildern, die er in ihr wachrief, grub sie die Zähne in die Unterlippe, um ihrerseits einen Schrei zu unterdrücken. Gewalt, Blut, Tod und Folter – aus den Ritzen dieser Burgmauern sickerte das Grauen ebenso wie die Feuchtigkeit. Darüber konnten weder die kostbaren Wandteppiche noch die geschnitzten Sessel hinwegtäuschen.
    Heilige Anna, wie sollte sie hier Ehre und Stolz bewahren, wenn sie schon in der ersten Nacht vor Panik den Kopf verlor?
    Die vertraute Beschwörungsformel verlieh Oliviane die Kraft, ihre vermeintliche Zuflucht an der Wand wieder zu verlassen. Der Mann, der wenig später ohne anzuklopfen und mit hastigen Schritten die Kemenate betrat, fand sich einem selbstbewussten Edelfräulein gegenüber, das ihn wie einen anmaßenden Dienstboten betrachtete.
    Unter diesem Blick vergaß der Schwarze Landry schlagartig die Gründe, die ihn zu ihr getrieben hatten. Diese Frau hier hatte keine Erklärung, keinen Schutz nötig. Sie hatte schon jetzt die Allüren der Dame des Hauses.
    »Ich hatte die Magd geschickt, mir ein Bad zu bereiten«, verkündete sie gelassen. »Was steht dem entgegen? Weshalb erscheint das dumme Ding nicht mehr? Die Lakaien in diesem Hause sind offensichtlich faul und viel zu nachlässig ...«
    »Ein Bad«, wiederholte der Schwarze Landry und verzog unter seinem dichten dunklen Bart verwundert die Lippen. Der

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