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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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zwang sich, nicht zum Alkoven hinüberzusehen. Sie hatte es geahnt. Plötzlich fügten sich die Teile des Mosaiks zu einem erkennbaren Muster zusammen. Wieso hatte sie sich nicht früher gefragt, woher Paskal Cocherel davon wusste, dass sie das Kloster verlassen hatte und als Braut zur Verfügung stand?
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr redet«, wiederholte sie und spielte weiter die Ahnungslose.
    Der Hieb traf sie völlig unvorbereitet. Er fuhr quer über ihre Schulter und biss sich durch den mürben Stoff des alten Gewandes bis auf die Haut durch. Oliviane taumelte, ohne im ersten Moment zu begreifen, wie ihr geschah. Die Schmerzen setzten mit Verzögerung ein, aber dann umso heftiger. Es war ein flammendes Feuer, das sich über Schulter und Oberarm zog, als hätte jemand eine Fackel an ihre Haut gehalten. Sie griff mechanisch mit der linken Hand hinüber und berührte die Stelle, wo die Peitsche sie getroffen hatte und nun blanke Haut zu spüren war.
    »Was ...«, stammelte sie fassungslos.
    »Eine kleine Warnung, meine Liebe!«, spottete der Seigneur und stand mit einem Mal so dicht vor ihr, dass sie den Knauf der Peitsche unter ihrem Kinn spürte. Sie musste dem Druck nachgeben, obwohl ihr Kopf damit schmerzhaft in den Nacken gerissen wurde. »Ich erwarte Gehorsam von meiner Gemahlin, bedingungslosen Gehorsam. Du wirst mir sagen, wo der Stern von Armor ist, oder ich ...«
    »Oder was?« Obwohl Oliviane zitterte und der Schmerz an ihrer Schulter ihr nahezu den Atem nahm, war sie nicht bereit, einen einzigen Schritt nachzugeben. »Wollt Ihr mich weiter auspeitschen? Bitte, ich kann Euch nicht daran hindern. Ich bin Eurer Macht unterstellt. Aber erinnert Euch daran, wer ich bin! Die Frau, die Ihr heiraten wollt, die Euren Kindern eine Mutter sein soll und die das älteste Blut der Bretagne in sich trägt. Wollt Ihr es selbst entehren, indem Ihr mich zu Tode prügelt?«
    »Zum Henker!« Der Peitschenknauf löste sich abrupt von ihrem Kinn. »Alle Weiber lügen, egal, ob sie in der Kemenate einer Herrin oder in der Strohhütte einer Bäuerin geboren wurden. Wo hast du den Stern von Armor vor mir versteckt, Mädchen?!«
    Oliviane atmete vorsichtig ein, und ihr ruhiger dunkler Blick hielt den gelben, halb geschlossenen Raubtieraugen des Herzogs tapfer stand. »Ich schwöre bei meiner ewigen Seligkeit, dass ich nichts vor Euch versteckt halte. Wie sollte ich auch, wenn Ihr doch mein Bündel ohnehin an Euch genommen habt ...«
    »Dann zieh dich aus!«
    Sie öffnete den Mund, aber dieses Mal brachte sie keinen Ton heraus. In fassungslosem Entsetzen wich sie vor ihm zurück, bis sie die harte Kante des Tisches an ihrer Hüfte spürte.
    »Mach schon – oder ich peitsche dir die Fetzen vom Leib!« Ein weiterer Hieb ging neben ihr nieder, und Oliviane erbebte.
    Sie schloss die Augen und presste die zitternden Lippen aufeinander, ehe sie mit aller Anstrengung die Lider wieder hob. Sie verabscheute rohe Gewalt. Die Schmerzen brannten noch immer wie Feuer, aber je elender sie sich fühlte, desto unmöglicher war es ihr nachzugeben.
    »Tut, was Ihr nicht lassen könnt!«, flüsterte sie rau. »Dennoch bin ich Eure Braut. Der Anstand gebietet Euch, mich zu ehren. Wenn Ihr mich schändet, ehe der Priester unseren Bund gesegnet hat, wird der Himmel Euch für Eure Sünden strafen.«
    Der Blick des Herzogs von St. Cado verriet lodernde Wut, aber auch Anerkennung. Das Mädchen, das da in zerfetzten Kleidern, mit halb aufgelösten Zöpfen und leichenblassem Gesicht vor ihm stand, besaß einen Mut, der ihm wider Willen Respekt einflößte.
    Unverhofft nahm er die blasse seidenzarte Haut ihrer Schulter wahr, über die sich der rote Striemen der Peitsche wand. Er reichte bis zum Ansatz eines wohlgeformten Busens. Paskal Cocherel juckte es förmlich in den Fingern, ihn zu berühren. Seine Männlichkeit, die ihm in letzter Zeit Probleme bereitet hatte, regte sich in jäher Vorfreude.
    Oliviane erstarrte vor Ekel unter seinen gierigen Blicken. Sie verlor für einen Moment ihre eiserne Beherrschung. »Ihr ... Ihr seid abscheulich!«
    »Und Ihr seid verführerischer, als es diese Lumpen vermuten ließen! Es wird mir Vergnügen bereiten, mich in der Hochzeitsnacht mit Euch zu beschäftigen!«
    Sein gemeines Lachen wurde vom Geräusch der zufallenden Tür gedämpft, dann hörte Oliviane seine Stiefeltritte die Treppe hinunter poltern. Sie machte eine Bewegung zum Bett, aber der Schmerz in ihrer Schulter entlockte ihr ein heiseres Aufstöhnen.

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