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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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Nord nach Süd....
„So?", er sieht hoch. ( Das kann er. Also echt. Da ist er ein begnadetes Naturtalent.)
„Weiter", kann ich bloß noch hauchen, „ja, genau so ..." Ich glaube, ich kann ihm Katharina getrost anvertrauen.

    Jan

Heute bin ich schneller als Frau Fricke und als sie kommt, steht auf ihrem Schreibtisch eine Tasse Kaffee. Mit 'nem Schuss Milch. Sie sieht mich fast ein bisschen bestürzt an. „Aber Herr Grewe", sagt sie, „also, das ist ja ... danke!" Sie ist völlig aus dem Häuschen. Bloß für 'ne Tasse Kaffee. Die Ärmste hat anscheinend bisher noch nicht viel Glück gehabt im Leben. Wir beginnen mit der Arbeit. Kurz vor Mittag, ich komme gerade ins Büro, da ruft Renate an. Frau Fricke ist am Apparat.

„Ihre Frau", sagt sie und guckt wie ein verschrecktes Reh, als sie mir den Hörer reicht. Diskret geht sie raus. „Lily ist krank", sagt Renate, „ich behalte sie gleich hier." „Was hat sie denn?"

„Och, das Übliche. Fieber, Halsschmerzen ... ich fahr' gleich mit ihr zum Kinderarzt... wann steckst du die Großen in den Zug?"

„Wieder so gegen 18 Uhr?", frage ich. „Ja, das ist gut... du hör mal, am Sonntag Nachmittag würde ich mit Michael gern in eine Ausstellung ... ich weiß nicht, ob's die Kinder interessiert... ?" Das trifft sich bestens. „Wir sind bei Josy und Klara zum Kaffee eingeladen, wir holen sie vorher ab!"

    „Ach, das ist gut", sagt sie zufrieden und wir verabschieden uns in bester Stimmung.

    Frau Fricke ist danach auffallend still. In der Mittagspause stellt sie mir wieder einen Kaffee hin. „Danke", sage ich, „verwöhnen Sie mich nicht so. Hinterher gewöhn' ich mich noch dran." Sie lächelt. „Das macht doch Ihre Frau bestimmt auch", sagt sie. „Was? Mir Kaffee hinstellen? Nicht mehr, wir sind getrennt", sage ich heiter. Sie wird puterrot. „Oh, Entschuldigung", stammelt sie.

    „Da nicht für", sage ich, „das ist schon fast ein Jahr her - wir sind jetzt gute Freunde." Fast ein Jahr. „Nick", denke ich, „wir feiern bald Einjähriges!" Und ich mieses Stück treibe mich in 'nem fremden Bett rum. Aber er hat auch was laufen ... ob ich den Typen kenne? Und will ich's überhaupt wissen? Ob's wirklich so schlau ist, in Kroatien drüber zu reden? Und wie wird es hinterher sein? Was, wenn ich Andreas wiedersehe? Der weiß von Nicks und meinem Deal.
    „Bis zum Urlaub, ich weiß", sagt er manchmal so merkwürdig und ich sehe ihm an, dass ihn der Gedanke traurig macht. Ich bin's auch. Ich mag ihn einfach total gern. Es kostet mich ganz schön Kraft, nicht pausenlos an ihn zu denken und dabei kommt es mir ungemein entgegen, dass noch so viel zu tun ist. Die Zeit vergeht wie im Flug.
    Kurz vor Feierabend schnappe ich was auf. Frau Zitter, die jeder Situation gewachsene resolute Chefkassiererin mit dem Damenbart - alle im Geschäft nennen sie mit vorgehaltener Hand „Zwitter" - ich denke, sie weiß es, aber sie steht auch hier souverän drüber - erteilt Frau Fricke Ratschläge in Sachen ,Grewe'. „ ... wenn er getrennt ist? Seien Sie nicht so schüchtern! Gehen Sie ruhig mal ran! Herr Grewe ist ein hübscher Kerl und ein Netter noch dazu! Wenn ich jünger wäre und meinen Heinz nicht hätte ... !" Ihr tiefes kehliges Lachen ertönt. „Danke, Heinz", denke ich ungemein erleichtert und schicke ein kleines Dankgebet nach oben. Ich betrete das Büro und Frau Fricke wird augenblicklich rot.

    „Hier sind meine Einnahmen!", bellt Frau Zitter im Kasernenton und ich erwarte fast noch ein „Sir!" „Jawoll! Wegtreten!", gröle ich im Geiste, in echt nicke ich bloß und lächle ihr zu.
    Mein Handy piept. Eine SMS von Christoph.
    „Noch Fussball spielen?", steht da.
    „Mal sehen", tippe ich zurück, „ist Nick auch da?"

    „Ja!!!", kommt es retour. Frau Fricke sieht mich neugierig an. „Schon praktisch, diese Handys, nicht?", frage ich.
    „Ja, wirklich!" sagt sie, „es ist auch so beruhigend, weil man immer Bescheid weiß ... allerdings", sie kichert ein bisschen albern vor Verlegenheit, „ich komm' nicht so gut klar mit den Dingern ... also telefonieren klappt ja, aber diese SMS- Geschichten ..." Ich zeige es ihr. Sie ist ganz begeistert. „So", sage ich, „jetzt schicken Sie mir mal 'ne SMS - ganz allein!"

Mit hochrotem Kopf tippt sie angestrengt in ihr Handy. „Fertig." Sie ist ganz stolz. Es piept bei mir. „Oh, schon da?"
Ich sehe sie an, sie lächelt erwartungsvoll. Ich lese. Ich schlucke. Sehe sie irritiert an ... dass man sich so täuschen kann

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