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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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gekleidet in Jeans und Turnschuhen. Letztes Jahr sah er wie ein Calvin-Klein- Model aus, aber die Adidas-Version gefällt mir viel besser. Mats und ich sehen uns an.
„Ach, Mats", denke ich, „lass uns deinen öden Typen in der WG abladen und dann gehen wir beide noch auf die Piste...!" Ich wage einen Vorstoß.
    „Wie isses? Hier ist's doch langweilig." Arne sieht mich an. Zumindest guckt er jetzt neutral und nicht, als ob ich ein Misthaufen wäre.
    „Da hat ein neuer Schuppen aufgemacht ... es ist Freitag, Jungs, wir sind weder gehbehindert noch taub und schließlich noch nicht dreißig, oder?" Arne wirft wieder seine Strähne zurück und setzt sich auf. Sollte er etwa doch noch mal aus dem Wachkoma auftauchen? Noch bevor er sich äußert, sagt Mats: „Noch tanzen? Au ja, ich komm' mit!" Das war mutig, denn sofort fängt sein Blondchen an zu maulen. Es war aber auch taktisch unklug, ihn so zu überfahren. Er will schließlich vorsichtig angefasst werden. „Ich weiß nicht", klagt er, „muss das noch sein?" „Du brauchst ja nicht", sagt Mats, „ich hab' dir doch vorhin bereits gesagt, dass du dich ruhig schon hinlegen kannst ... aber ich bin echt noch nicht müde!" Oho, Mats zeigt Flagge! Arne starrt ihn verwirrt an. Verstehe. So benimmt sich Mats sonst nicht. Er durchbricht also irgendeine Regel ihres sonnigen Zusammenlebens. Ich reibe mir innerlich die Hände. Gar nicht so übel, dieser Freitag. Er verspricht ja doch noch ganz interessant zu werden.

    Jan

    Hand in Hand gehe ich sonst nur mit Nick auf Spaziergängen, wo's keiner sieht - es sei denn, wir beide sind allein auf 'nem Einkaufsbummel in Hamburg, da macht es mir schon wieder Spaß in der Fußgängerzone! Und so verrückt das klingt, ich habe hierbei ein mieseres Gefühl, als wenn ich mit Andreas schlafe.
    Dieses an der Hand halten ist für mich ein ganz besonders starker Ausdruck von Zusammengehörigkeit und Nähe. Ich denke an Dänemark letztes Jahr. Da haben wir Weihnachten gefeiert und meine Eltern waren dabei, Nicks Mutter Franziska und deren Freund Norbert sowie Renate und Michael. Und wenn wir Spaziergänge am Strand machten, schob Nick immer seine Hand in meine Jackentasche, wo ich sie ihm wärmte, weil er doch fast immer eiskalte Finger hat, wenn's draußen temperaturmäßig um den Gefrierpunkt ist. Trotz der Handschuhe. Mal ging er links, dann wieder rechts. Mein Vater sah geflissentlich drüber weg, aber meine Mutter meinte: „Es ist immer gut, wenn es einen in der Beziehung gibt, der warme Hände und Füße hat, nicht wahr?" „Nick hat einfach zu wenig auf den Rippen", sagte sie, als sie ihn in Badeshorts am Pool sah, „deshalb friert er auch so schnell, der arme Junge!"
Andreas hat immer warme Hände. Aber es ist ja auch Sommer. Arnie läuft schnüffelnd vor und zurück und sieht mich immer wieder an. Er scheint sich zu fragen, wann's heute nach Hause geht.

„Wie lange bleibt ihr in Kroatien?", fragt Andreas.

„Drei Wochen", sage ich, „und du? Fährst du weg?" Er zuckt mit den Achseln.
„Geplant hab' ich noch nichts ... vielleicht fahr ich nach Holland. Man kann da gut Rad fahren, hab' ich gehört ... und tolerant sind sie auch, die Holländer. Also Schwulen gegenüber!"

„Erlebst du hier etwa Vorurteile?", frage ich.

„Ich erzähl's nicht überall rum", sagt er, „die, die mich kennen, wissen's und finden's auch okay."
„Ich hab's heute der Sekretärin gesagt", erzähle ich, „die war ganz schön schockiert, glaube ich."

Die arme Frau Fricke!

Da hatte sie gerade vernommen, dass ich getrennt und quasi wieder zu haben bin, da komm' ich ihr mit meinem Freund.
    Ich bin mal gespannt, ob's jetzt die Runde macht oder ob sie diskret ist.

    Wir sind am Waldrand.

    Hier war's, wo die Skins meinen Nick vergewaltigt haben. „Was mach' ich hier bloß?", frage ich mich wieder. Letztes Jahr habe ich Dankgebete ausgestoßen, weil ich so froh war, dass er noch lebt und heute? Geh' ich mit einem anderen Mann Hand in Hand spazieren, einem Mann, den ich vor einer Woche noch gar nicht gekannt habe. Und fast jeden Tag der vergangenen Woche habe ich ihn getroffen und bin mit ihm ins Bett gegangen, als würde ich was entbehren. Wenn ich das letztes Jahr gemacht hätte! Kurz vorm Urlaub - das hätte Sinn gemacht, weil ich da sexuell echt auf dem Schlauch stand.
    Da war nämlich nichts mehr zwischen Renate und mir. Absolut nichts. Wenn ich da 'ne Affäre gehabt hätte ... (mit 'ner Frau natürlich). Aber heute?
    Nick und ich sind nach wie

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