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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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vor scharf aufeinander. Und das nicht zu knapp.
    Natürlich gibt's in jeder Beziehung so einen Punkt, wo die Anfangsverklärtheit in Realismus umschlägt, aber gerade das haben wir verdammt gut hingekriegt. Ich kenne mittlerweile seine kleinen Schwächen und Unzulänglichkeiten, die jeder ja so hat, aber das ist normal. Und trotzdem liebe ich ihn, diesen verrückten großen Jungen! Was wir nicht verloren haben, ist unsere gegenseitige Anziehung. Dieses gewisse ,Kribbeln'.
    Wenn er manchmal nach Hause kommt und genervt guckt und sagt, er findet alles Scheiße und er hat überhaupt keinen Bock mehr - meistens regt ihn die Uni auf - und ich ihn dann ansehe und kühl frage, „Wirklich nicht? Keinen Bock?", dann ist es sofort da, jenes gewisse Etwas, das das Zusammenleben mit ihm so wunderbar macht. Es war wirklich noch nie langweilig mit ihm.

„Wollen wir noch laufen?", fragte er vor zwei Wochen und sah mich auf diese Weise an, die er draufhat, wenn er Lust hat (er guckt oft so ...). Im Wald.

Fast hätte uns Herr Lindstedt erwischt, der mit seiner Boxerdame Gassi ging. Arnie ist natürlich echt lästig bei solchen Aktionen.

„Ich kann's doch nicht ... er guckt zu!" Nick ist manchmal empfindlich.
„Dann mach' die Augen zu!"
„Ich will dich aber dabei sehen!" Mein Gott, Nick!

„Der Vorschlag kam von ihm", rechtfertige ich mich, „er sagte: Bis zum Urlaub." Hatte er da schon konkret was vor Augen?
Letztes Jahr, als Mats da war, litt ich ganz schön. Ich war unglaublich eifersüchtig und als ich bei meinen Eltern war, konnte ich an nichts anderes denken ... obwohl meine Mutter im Krankenhaus lag. Aber Nick war mir treu. Andreas lässt meine Hand los und steckt sie in seine Hosentasche. Ich stelle fest, dass ich heimlich aufatme.

    Nick

Mats tanzt genau so gern und wild wie ich. Sein Lover macht auch hier auf Zeitlupe. Bestimmt ist er total unsportlich. Als wir 'ne Pause machen, legt er Mats demonstrativ den Arm um die Taille, um mir zu zeigen, dass er der Besitzer ist. Mir ist warm, ich zieh' mein T-Shirt aus und tu so, als ob ich Mats überraschten Blick betreffs meines durchsichtigen Fummels nicht bemerke.
    Seine Augen haben ganz schön aufgeleuchtet, stelle ich befriedigt fest. Also wirk' ich doch noch auf ihn ... Und nicht nur auf ihn, denn als ich wieder zurück zur Tanzfläche gehe (ich bin richtig gut drauf jetzt!), folgt mir so 'n braungebrannter Bodybuilder mit frisch rasierter Glatze und starrt mich aufdringlich während des Tanzens an. Ich bin sein Typ. Gut.
    Ich steh' irgendwie überhaupt nicht mehr auf kahlrasierte Schädel. Muss mit dem letzten Herbst zusammenhängen. Egal.
    Er bietet sich gerade an und ich beschließe, ihn schamlos für meine Zwecke zu gebrauchen. Eine Extraaufforderung braucht er nicht, denn nach nur ein paar forschen Blicken von meiner Seite ist er sofort dicht vor mir. In den Augenwinkeln registriere ich, dass Mats mich beobachtet. (Er schüttelt gerade unwillig Arnes Arm ab, weil der anscheinend wieder tanzen will, aber Mats wohl lieber seinen Späherposten behalten möchte ...!)
    Meine Glatze und ich tanzen derweil umeinander herum und fixieren uns.

    „Wie heißt du denn, Kleiner?" Ich kann's nicht ausstehen, wenn die Typen , Kleiner' zu mir sagen, bloß weil sie selbst Basketball spielen! Wir sind an den Rand gegangen und Mats sieht mit gerunzelten Brauen zu uns rüber. „Nick", sage ich und grinse ihn frech an. „Da fällt mir doch spontan ein geiler Reim drauf ein", sagt Glatzkopf lüstern und meint, er hätte was Neues erfunden. Der ist doch schon so dermaßen abgegriffen ... „Ich heiße Bernd ... du, sag' mal, findest du's nicht auch öde hier? Wollen wir nicht gehen? Ich könnt mir mit dir was viel Besseres denken ..." Er steht jetzt ganz dicht neben mir und hat mir seine Pranke auf die Schulter gelegt. Ein kräftiger Griff und mein Schlüsselbein ist hinüber.

Junge, ist der hungrig! Mit leerem Magen einkaufen taugt nichts. Da verschätzt man sich leicht und dann steht man an der Kasse und kann nicht bezahlen.

„Och, schon?", frage ich ihn kokett anzwinkernd und sehe Mats mit Arne diskutieren. Zwischendurch sieht er immer wieder zu mir rüber. „Du hast's aber eilig!"

„Ich weiß eben genau, was ich will", raunt er mir zu und starrt mir auf den Schritt, um meine Reaktion auf sich abzuchecken. Nun, ich muss ihn enttäuschen. Wenn er meint, seine Anmache turnt mich an, dann hat er sich gewaltig geschnitten! Mittlerweile hat er mir den Arm um die Schulter

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