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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ten Menschen in den äußeren Mulden schossen sie ab.
    »Wir haben fast keine Flechettes mehr!«, rief Stoman von hi n ten.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Petyr, der sich über Ada beugte.
    »Ja«, brachte sie heraus. Sie hatte versucht, das Blut des Mä d chens zu stillen, aber es hatte innere Blutungen. Ada fühlte ke i nen Puls am Hals des Mädchens. »Ich glaube nicht … «, begann sie.
    Die Steine prasselten wie ein plötzlicher Hagelschauer gegen die Unterseite und die Ränder des Sonies. Einer traf Paean an der Brust und stieß sie rückwärts über den Körper des Mä d chens. Ein weiterer traf Petyr hinter dem Ohr, und sein Kopf schnellte nach vorn.
    »Petyr!«, schrie Ada und erhob sich auf die Knie, um ihn festz u halten.
    Er hob das Gesicht, sah sie seltsam an, lächelte leicht und fiel rücklings vom Sonie in die wimmelnde Voynix-Masse fünfzehn Meter unter ihnen.
    »Festhalten!«, rief Greogi.
    Sie beschrieben einen Kreis und flogen um Ardis Hall herum. Ada beugte sich hinaus und sah Voynixe an jeder Tür; sie husc h ten über die Veranda, stiegen die Wände hoch und schlugen g e gen jedes verrammelte Fenster. Das Haus war von einem riesigen Rechteck aus Flammen umgeben, und der brennende Kuppelofen und die lodernden Baracken erhellten die Szenerie noch mehr. Ada war noch nie gut mit Zahlen und Schätzungen gewesen, aber sie vermutete, dass tausend Voynixe im Innern der Palisade n mauern waren. Sie kamen von allen Seiten aufs Haupthaus zu.
    »Ich habe keine Flechettes mehr«, rief der Mann vorne rechts auf dem Sonie. Ada erkannte ihn: Boman – er hatte ihr gestern das Frühstück zubereitet.
    Greogi blickte auf. Sein von Blut und Schlamm gestreiftes G e sicht war käseweiß. »Wir sollten zum Faxknoten-Pavillon fli e gen«, sagte er. »Ardis ist verloren.«
    Ada schüttelte den Kopf. »Geht, wenn ihr wollt. Ich bleibe. Setzt mich dort ab.« Sie zeigte auf die alte Jinker-Plattform zw i schen den Giebeln und den Oberlichtern. Sie erinnerte sich an den Tag, als sie ein junger Teenager gewesen war und vor i h rem »Cousin« Daeman die Leiter hinaufgestiegen war, um ihm diese Plattform zu zeigen – er hatte ihr unter den Rock geschaut und festgestellt, dass sie keine Unterwäsche trug. Das hatte sie absichtlich getan, weil sie wusste, was für ein Lustmolch ihr älterer Cousin in jenen Tagen gewesen war.
    »Setzt mich ab«, sagte sie erneut. Männer und Frauen – zusa m mengekauerte Schatten, wie magere, vorgebeugte Wasse r speier – feuerten von den Giebeln, den breiten Dachrinnen und der Jinker-Plattform selbst Flechettes, Bolzen und Pfeile in die wachsende Menge dahinhuschender Voynixe unter ihnen. Ada erkannte, dass es so war, als wollte man die Meeresflut aufha l ten, indem man kleine Steinchen hineinwarf.
    Greogi ließ das Sonie über der Plattform voller Menschen schweben. Ada sprang herunter, und sie ließen ihr das Mä d chen herab – Ada konnte nicht erkennen, ob sie lebte oder tot war. Dann reichten sie ihr die bewusstlose, aber stöhnende Peaen he r unter. Ada ließ beide Körper auf die Plattform sinken. Boman sprang kurz ab, um vier schwere Beutel mit Flechette-Magazinen ins Sonie zu werfen, dann kletterte er wieder an Bord. Die M a schine rotierte lautlos um die eigene Achse und tauchte weg, Gr e ogi bediente mit angespannter Aufmerksamkeit virtuos die virt u ellen Steuerelemente, und Ada musste an die Konzentration ihrer Mutter denken, wenn sie im Salon Kl a vier gespielt hatte.
    Ada taumelte zum Rand der Jinker-Plattform. Ihr war sehr schwindlig, und wenn jemand im Dunkeln sie nicht festgeha l ten hätte, wäre sie hinuntergefallen. Die dunkle Gestalt, die sie gere t tet hatte, kehrte zu ihrem Posten am Rand der Plattform zurück und fuhr fort, ein Flechette-Gewehr mit seinem schw e ren tunk-tunk-tunk abzufeuern. Ein Stein flog aus der Dunke l heit herauf, und der Mann oder die Frau fiel rücklings von der Jinker-Plattform, rutschte das steile Dach hinunter und stürzte in die Ti e fe. Ada sah nicht mehr, wer ihr Retter oder ihre Rett e rin gewesen war.
    Nun stand sie am Rand der Plattform und blickte mit einer Tei l nahmslosigkeit hinunter, die fast schon an Desinteresse grenzte. Es war, als wäre das, was sie dort vor sich sah, ein B e standteil des Turin-Tuch-Dramas – etwas Vulgäres und Irreales, was sie sich an einem verregneten Herbstnachmittag anschauen würde, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Die Voynixe kletterten die Außenmauern von Ardis Hall he r auf. Einige der

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