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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Diejenigen, die dagegen sind, lassen die Hände unten.«
     

77
    Aus fünftausend Meter Höhe waren die Stadt Troja – das alte Ilium – und das Schlachtfeld ein alles andere als überwältige n der Anblick.
    »Das ist es?«, fragte Zenturio Mep Ahoo auf dem Truppe n transport-Deck. »Dort haben wir gemeinsam mit den Griechen und Trojanern gekämpft? Auf diesem mit Gesträuch bewachs e nen Hügel und dem kleinen Stück Land?«
    »Vor siebentausend Jahren«, sagte Mahnmut im Kontrollraum seiner Dark Lady in der Ladebucht des Landeboots.
    »Und in einem anderen Universum«, ergänzte Orphu in se i ner Ecke der Ladebucht der Dark Lady.
    »Macht nicht viel her«, sagte Suma IV. an der Steuerung des Landeboots. »Können wir weiter?«
    »Noch eine Runde, bitte«, sagte Mahnmut. »Können wir tiefer gehen? Über die Ebene zwischen der Hügelkuppe und dem Meer fliegen? Oder über den Strand?«
    »Nein«, sagte Suma IV. »Vergrößere das Bild mit deiner O p tik. Ich möchte nicht gern so nah an die Sperrfeldkuppel über dem ausgetrockneten Mittelmeer heranfliegen und auch nicht so tief hinuntergehen.«
    »Ich wollte etwas näher heran, damit Orphus Radar und sein Wärmebildsystem bessere Signale bekommen«, erklärte Mahnmut.
    »Ich komme schon klar«, grummelte die Stimme aus dem L a deraum über Bordfunk.
    Das Landeboot kreiste erneut in fünftausend Metern Höhe. Der westlichste Teil seiner Runde lag über den Ruinen auf der Hügelkuppe, über einen Kilometer vom Mittelmeerbecken en t fernt. Mahnmut zoomte ins Bildmaterial der Hauptkamera, schaltete andere Inputs ab und schaute mit einer seltsamen Traurigkeit nach unten.
    Das Trümmerfeld der alten Steinruinen, wo einst Ilium g e standen hatte, lag auf einem Kamm, der westwärts zur Krü m mung der Ägäis-Küste verlief – es war eigentlich gar keine Bucht, sondern nur ein Bogen, wo früher einmal Schiffe an A n legepfosten und Steinankern festgemacht hatten. Und wo Agamemnon und all die griechischen Helden ihre vielen hu n dert schwarzen Schiffe auf den Strand gesetzt hatten.
    Und von dort aus hatten sich die Ägäis und das Mittelmeer – das weindunkle, das purpurne Meer – in endlose Fernen e r streckt, doch dank des von den Nachmenschen erschaffenen, leicht schimmernden Sperrfelds, das binnen einer Millisekunde die gesamte Energieversorgung des Landeboots lahm legen würde, wenn sie hineinflogen, dehnten sich dort jetzt nur we i teres Erdreich, Gestein und ferne grüne Felder – das trockene Mittelmeerbecken. Weiter westlich waren alte Inseln zu erke n nen, die einmal aus dem Meer geragt hatten – Inseln, die Achi l les vor dem Angriff auf Troja erobert hatte: Imbros, Lemnos und Tenedos, jetzt nur noch steile, bewaldete Hügel, deren fe l sige Sockel auf den sandigen Boden des Beckens trafen.
    Zwischen der nunmehr trockenen Ägäis und dem Kamm, auf dem die Ruinen Trojas lagen, sah Mahnmut eine etwa ander t halb Kilometer breite Schwemmebene. Sie war jetzt von Ma c chia-Gestrüpp überzogen, aber dem kleinen Moravec fiel es nicht schwer, sich diese Ebene so vorzustellen, wie sie früher ausgesehen hatte, als er mit Odysseus, Achilles, Hektor und all den anderen Kriegern dort gewesen war – die knapp fünf K i lometer lange gebogene Küste mit flachem Wasser, gesäumt von Marschland und sandigen Schwemmflächen, der von Me n schen wimmelnde Strand, die Sanddünen, die in den Jahren der Kämpfe so viel Blut aufgesaugt hatten, die vielen tausend bu n ten Zelte über dem Strand, dann die weite Ebene zwischen dem Strand und der Stadt – jetzt dicht bewachsen, damals jedoch nach einem Jahrzehnt der Suche nach Brennholz für Koch- und Leichenfeuer aller Bäume beraubt.
    Im Norden war noch Wasser zu sehen: die Meerenge, die einst Dardanellen geheißen hatte, der Hellespont, aufgestaut von den gleichen leuchtenden Kraftfeld-Händen wie zwischen Gibraltar und Afrika am westlichen Ende des ausgetrockneten Mittelmeers.
    Als würde er dasselbe Gebiet mit seinem Radar und anderen Instrumenten erforschen, sagte Orphu auf ihrer privaten Le i tung: »Die Nachmenschen müssen irgendein riesiges unterird i sches Entwässerungssystem angelegt haben, sonst wäre dieses gesamte Gebiet mittlerweile überflutet.«
    »Ja«, sagte Mahnmut, der sich im Grunde nicht für die techn i schen und physikalischen Aspekte der Angelegenheit intere s sierte. Er dachte an Lord Byron, Alexander den Großen und all die anderen, die ihre Pilgerreise nach Ilium, Troja, dieser sel t sam geheiligten

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