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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ihre verschränkten Blicke brodeln müsste.
    Die Glocke verstummte. Die Versammlung hatte begonnen.
    Daeman stand stumm und reglos da.
    »In Ordnung«, gab Moira mit einem leisen Lächeln nach. »Dein Freund Harman hat eine Narbe im Schamhaar, direkt über dem Penis. Ich habe ihn nicht gefragt, woher er sie hat, aber es muss in seinem letzten Zwanziger passiert sein. Die G e nesungstanks auf Prosperos Insel hätten sie niemals dort gela s sen.«
    Daeman verzog keine Miene. »Ich habe Harman noch nie nackt gesehen. Du wirst mir etwas anderes erzählen müssen.«
    Moira lachte unbekümmert. »Du lügst. Als Prospero und ich Harman die Thermohaut gegeben haben, die er jetzt trägt, hat er gesagt, er wisse genau, wie man hineinschlüpft – es ist gar nicht so einfach, wie du weißt –, ihr beiden hättet sie oben auf der Insel wochenlang getragen. Er sagte, ihr hättet euch einmal vor Savi entkleiden müssen, um eure Thermohäute anzuziehen. Du hast ihn nackt gesehen, und es ist eine auffällige Narbe.«
    »Weshalb trägt Harman jetzt eine Thermohaut?«, fragte D a eman. »Wo ist er?«
    »Nimm mich mit zu der Versammlung. Ich verspreche dir, dass ich dir später von Harman erzählen werde.«
    »Du solltest Ada von ihm erzählen. Sie sind … verheiratet.« Das seltsame Wort kam ihm nicht leicht über die Lippen.
    Moira lächelte. »Ich werde es dir erzählen, und du kannst es Ada erzählen, wenn du es für richtig hältst. Wollen wir gehen?« Sie hielt ihm den angewinkelten linken Arm hin, als sollte er ihn nehmen, um sie auf formelle Weise in einen Speisesaal zu begleiten.
    Er nahm ihren Arm.
     
    » … und das ist auch schon alles, worum ich euch bitte«, schloss Noman/Odysseus gerade, als er sah, wie Daeman in den Kreis der vierundfünfzig Menschen trat. Die meisten saßen auf Schlafmatten oder Decken. Einige standen. Daeman blieb etwas abseits, hinter den stehenden Überlebenden.
    »Du willst dir unser Sonie ausleihen – unsere einzige Überl e benschance hier«, meldete sich Boman zu Wort, »und du willst uns nicht sagen, wozu du es brauchst und wie lange du es v o raussichtlich behalten willst.«
    »Das ist richtig«, sagte Noman. »Kann sein, dass ich es nur ein paar Stunden brauche – ich könnte es so programmieren, dass es von allein zurückkommt. Aber es ist durchaus möglich, dass es überhaupt nicht zurückkommt.«
    »Wir würden alle sterben«, sagte Stefe, eine der Überlebenden von Hughes Town.
    Noman antwortete nicht.
    »Sag uns, wozu du es brauchst«, verlangte Siris.
    »Nein, das ist eine Privatangelegenheit«, erwiderte Noman.
    Einige der sitzenden, knienden und stehenden Menschen lachten leise, als hätte der bärtige Grieche einen Witz gemacht. Aber Noman lächelte nicht. Er meinte es ernst, und so benahm er sich auch.
    »Such dir ein anderes Sonie!«, rief Kaman, ihr selbst ernannter Militärexperte. Er hatte den anderen erklärt, er habe dem echten Odysseus im Turin-Drama, das er sich vor dem Absturz zehn Jahre lang täglich angesehen hatte, nie getraut und sei noch weniger bereit, dieser älteren Ausgabe zu trauen.
    »Das würde ich tun, wenn ich könnte«, sagte Noman. Seine Stimme war ruhig und unaufgeregt. »Aber die nächsten, von denen ich weiß, sind mehrere tausend Kilometer entfernt. Mit dem zusammengestoppelten Himmelsfloß, das ich gebaut habe, würde ich zu lange brauchen, um dorthin zu kommen, falls ich es damit überhaupt schaffen würde. Ich muss das Sonie heute haben. Jetzt.«
    »Warum?«, fragte Laman, der sich geistesabwesend die i m mer noch verbundene rechte Hand rieb, an der ihm die Finger fehlten.
    Noman schwieg.
    Ada, die neben dem breitbrüstigen Griechen stehen geblieben war, nachdem sie die Versammlung eröffnet und eingeleitet hatte, sagte leise: »Noman, kannst du uns sagen, welchen Nu t zen es für uns haben könnte, wenn wir dir das Sonie überla s sen?«
    »Wenn mein Vorhaben gelingt, werden die Faxknoten vie l leicht wieder funktionieren«, erklärte er. »Schon in ein paar Stunden. Spätestens in ein paar Tagen.«
    Die Versammelten schnappten vernehmlich nach Luft.
    »Aber es steht eher zu vermuten, dass sie trotzdem nicht funktionieren werden«, fuhr er fort.
    »Also willst du unser Sonie benutzen, um die Faxpavillons wieder in Betrieb zu setzen?«, fragte Greogi.
    »Nein«, sagte Noman. »Das wäre nur eine mögliche, aber nicht einmal wahrscheinliche Nebenwirkung meiner Reise.«
    »Würde es uns auf irgendeine andere Weise helfen, wenn du dir das Sonie

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