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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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aber erst, nachdem der eigene Fließschaum des Landeboots an die Stelle des Wassers getreten war und das U-Boot samt seiner blau leuchtenden Fracht in e i ner weiteren Verpackungsschicht eingekapselt hatte.
    Orphu von Io war mit Hilfe der Abseilvorrichtungen bereits aufs Dach des Landeboots geklettert und gekrabbelt, bevor die Dark Lady aufgenommen wurde, aber Mahnmut räumte seine Milieukrippe erst im letzten Moment und überließ es der Lady, sich während des heiklen Hebe- und Einladevorgangs selbst zu stabilisieren und zu überwachen. Mahnmut hatte das Gefühl, dass er ein paar letzte Worte sprechen sollte, als er sein Schiff endgültig verließ, doch abgesehen von einem kurzen, per En g strahl an die KI des U-Boots gerichteten und unbeantwort e ten Adieu, Lady sagte er nichts.
    Das Landeboot hob sich aus dem Wasser, Meer strömte aus den Lüftungsrohren des Laderaums, und Mahnmut hievte sich mit letzter mechanischer und organischer Kraft auf die Oberse i te des Landeboots und stieg dann durch die kleinere von zwei Zugangsluken in den Truppentransportraum hinunter.
    Unter anderen Umständen wäre das Durcheinander in der Truppentransport-Sektion komisch gewesen, aber in diesem Moment kamen Mahnmut nur wenige Dinge komisch vor. Orphu hatte sämtliche Manipulatoren und Antennen eingez o gen, sodass es ihm knapp gelungen war, sich durch die größere der beiden Landeboot-Luken zu zwängen, doch nun nahm der massige Rumpf des Ioniers den größten Teil des Raums ein, in dem die zwanzig Steinvec-Soldaten auf ihren Netzsitzen g e hockt hatten. Die Soldaten ergossen sich nun in den engen Z u gangskorridor, der nach vorne zum Cockpit führte; überall l a gen stachelige Steinvecs mit ihren Waffen herum, und Mah n mut musste über ihre chitinösen Gestalten klettern, um sich zu Mep Ahoo und Suma IV. im voll gestopften Cockpit zu gese l len.
    Suma IV. flog das schwebende Landeboot manuell. Er bala n cierte das Schiff und dessen sich verlagernden Inhalt fortwä h rend mit dem Omnicontroller aus und spielte auf den Trie b werkstasten, wie menschliche Pianisten einst auf dem Instr u ment ihrer Wahl gespielt haben mussten.
    »Keine Anschnallgurte mehr übrig«, sagte Suma IV. zu Mahnmut, ohne den Kopf zu drehen. »Mit den letzten haben wir deinen großen Freund im Truppentransporterraum festg e bunden. Klapp bitte den letzten Notsitz aus und befestige dich per Haftmagnet an der Hülle, Mahnmut.«
    Mahnmut gehorchte. Er merkte, dass er zu müde war, um e r neut zu stehen – schließlich war die Schwerkraft der Erde schrecklich –, und die Freisetzung von Chemikalien nach den letzten achtzehn Stunden totaler Anstrengung und Anspa n nung bewirkte, dass ihm zum Weinen zumute war.
    »Festhalten«, sagte Suma IV.
    Die Triebwerke des Landeboots brüllten auf, und sie stiegen langsam in die Höhe, senkrecht, Meter um Meter, ohne Erschü t terungen, ohne Überraschungen, bis Mahnmut durchs Haup t fenster des Cockpits sah, dass sie eine Höhe von ungefähr zwei Kilometern erreicht hatten. Dann begannen sie sich zentim e terweise vorwärts zu bewegen – die Triebwerke schalteten von vertikalem auf horizontalen Schub. Er hätte nie gedacht, dass man eine solche Maschine so feinfühlig bedienen konnte.
    Trotzdem gab es Erschütterungen, und jedes Mal hielt Mahnmut den Atem an; er spürte, wie sein organisches Herz klopfte, während er darauf wartete, dass die schwarzen Löcher im Bauch des Landeboots kritisch wurden. Schon ein einziges genügte, dann würden alle anderen eine Millionstel Sekunde später in sich zusammenbrechen.
    Mahnmut versuchte sich vorzustellen, was unmittelbar d a nach geschehen würde – die mini-schwarzen Löcher würden sofort verschmelzen und die Hülle der Dark Lady und des La n deboots durchschlagen, und die Masse würde mit einer B e schleunigung von 9,75 Meter pro Sekunde zum Zentrum der Erde hinabsausen. Bei ihrem Sturz zum Erdmittelpunkt wü r den die schwarzen Löcher zuerst die gesamte Masse der beiden Moravec-Schiffe, dann die Luftmoleküle, dann das Meer, den Meeresgrund, das Gestein und schließlich die Erdkruste selbst mit sich reißen.
    Wie viele Tage, Wochen oder Monate würde das große min i schwarze Loch, das aus allen siebenhundertachtundsechzig schwarzen Löchern in den Sprengköpfen bestand, pingponga r tig durch den Planeten sausen? Wie weit würde es bei jedem Ping oder Pong ins All hinausschießen? Mahnmuts Elektrone n gehirn gab ihm die Antwort, obwohl er es nicht wollte, obwohl der

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