Olympos
Neues daraus gießen – vielleicht eine Gedenktafel für Zeus. Ich hätte sie gar nicht erst für das blutrünstige Miststück anfertigen sollen.«
Ich blinzle und schüttle den Kopf, dann packe ich den ung e schlachten Feuergott an seiner schweren Lederweste. »Und wie geht es nun weiter?«, frage ich.
Hephaistos zuckt die Achseln. »Genau so, wie wir es abg e sprochen hatten, Hockenberry. Nyx und die Schicksalsgötti n nen, die schon immer das Universum regiert haben – dieses Universum zumindest –, werden mich auf dem goldenen Thron des Olymps Platz nehmen lassen, sobald dieser wahnwitzige zweite Krieg gegen die Titanen vorbei ist.«
»Woher weißt du, wer siegen wird?«
Er zeigt mir die unregelmäßigen weißen Zähne in seinem schwarzen Bart.
Vom Hof kommt eine gebieterische Stimme. »Hierher, Hund … hierher, Argos … hierher, mein Junge. So ist ’ s brav. Ich habe hier etwas für dich … braver Hund.«
»Sie heißen nicht umsonst › Schicksalsgöttinnen ‹ , Hockenbe r ry«, sagt Hephaistos. »Es wird ein langer und hässlicher Krieg sein, der mehr auf der Ilium-Erde als auf dem Olympos ausg e tragen wird, aber die wenigen überlebenden Olympier werden siegen … auch diesmal wieder.«
»Aber dieses Wesen … das Wolkenwesen … das Wesen mit dieser Stimme … «
»Demogorgon ist in den Tartaros zurückgekehrt«, knurrt H e phaistos. »Es interessiert ihn nicht die Bohne, was jetzt auf der Erde, dem Mars oder dem Olympos geschieht.«
»Und meine Griechen?«
»Deine hübschen Griechenfreunde sind in den Arsch gefickt«, sagt Hephaistos und lächelt dann über seinen eigenen Scherz. »Aber wenn du dich dann besser fühlst, die Trojaner genauso. Jeder, der auf der Ilium-Erde bleibt, wird für die nächsten fün f zig bis hundert Jahre im Kreuzfeuer stehen, so lange dieser Krieg dauert.«
Ich schließe die Hand fester um seine Weste. »Du musst uns helfen … «
Er entfernt meine Hand so mühelos, wie ein Erwachsener die Hand eines zweijährigen Kindes entfernen würde, das nicht loslassen will. »Ich muss gar nichts, Hockenberry.« Er wischt sich den Mund mit dem Handrücken ab, wirft einen Blick auf das zuckende Ding auf dem Boden hinter ihm und sagt: »Aber in diesem Fall werde ich es tun. Qte zurück zu deinen beda u ernswerten Achäern und deiner Frau, Helena, in der Stadt und sag ihnen, sie sollen schleunigst aus allen hohen Türmen, von den Mauern und aus den Häusern kommen. In ein paar Min u ten wird es im alten Ilium ein Erdbeben der Stärke neun geben. Ich muss dieses … Ding verbrennen und unseren Helden zum Olympos zurückbringen, damit er den Heiler dazu bewegen kann, sein totes Püppchen aufzuwecken.«
Achilles kommt zurück. Er pfeift, und ich kann Argos ’ Krallen über Stein scharren hören, als der Hund ihm eifrig folgt.
»Verschwinde!«, sagt Hephaistos, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst.
Ich greife nach meinem Medaillon, stelle fest, dass es nicht da ist, erkenne, dass ich es auch nicht brauche, und qte weit fort von hier.
84
Ihre schätzungsweise zwölf Stunden pausenloser Arbeit daue r ten etwas mehr als achtzehn Stunden. Die achtundvierzig durcheinander gepurzelten Raketen voneinander zu trennen, aus dem U-Boot zu transportieren und aufzuschneiden war schwieriger, als Orphu oder Mahnmut hatten ahnen können. Einige der Sprengkopf-Ummantelungen aus Metall waren vol l ständig geborsten, sodass nur noch die aus einer Plastoid-Legierung bestehenden MRV-Wiegen und die von ihrer eig e nen Tscherenkow-Strahlung blau leuchtenden Eindämmung s felder selbst übrig waren.
Es wäre ein interessanter Anblick gewesen, wenn jemand a n ders als die schweigenden Moravecs auf der Queen Mab zug e schaut hätte: Die Dark Lady hockte über dem Rumpf des gesu n kenen Todes-U-Boots, und die Scheinwerfer an ihrem Bauch erleuchteten eine Welt voller Schlick, wedelnder Anemonen, zerrissener und verdrehter Trossen und Kabel und tödlicher Raketen und Sprengköpfe mit grünem Bewuchs. Heller als das gesprenkelte Tageslicht, das durch die Bruchwand hereinfiel, heller als die auf den Arbeitsbereich gerichteten Super-Halogen-Scheinwerfer, ja, sogar heller als die Sonne war die Flamme der fünfeinhalbtausend Grad heißen Schneidbrenner, die sowohl der blinde Orphu als auch der seines Sehvermögens vom Schlick weitgehend beraubte Mahnmut so behutsam wie Skalpelle schwangen.
Das aufgebaute Hebezeug – Träger, Winden, Flaschenzüge und Ketten – war in vollem Einsatz, während
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