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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die beiden M o ravecs und die Dark Lady selbst das Hochhieven jedes von se i ner Rakete abgetrennten MRV-Sprengkopfs überwachten. Der L a deraum von Mahnmuts europaschem U-Boot war nie ganz leer; er war mit einer wabenartigen Schicht aus einem pr o grammie r baren Fließschaum ausgestattet, der sich selbsttätig zu kann e lierten Kathedralenpfeilern innerer Verstrebungen zum Schutz gegen hohen Druck ausformte, wenn der Lad e raum keine Fracht enthielt, der jedoch jeden Frachtgegenstand umschließen konnte und es auch tat – einschließlich Orphu von Io, wenn er in der Ecke der Ladebucht mitfuhr. Jetzt passte sich der Flie ß schaum als Polster und Stütze jedem ungeschlachten Sprengkopfklumpen an, den Mahnmut und Orphu unter Fl ü chen hochfuhren und an seinen Platz steuerten.
    Nachdem sie etwas mehr als die Hälfte der anstrengenden Arbeit hinter sich hatten, tat Mahnmut einmal so, als würde er den Sprengkopf mit seinem leuchtenden Eindämmungsfeld tätscheln, während der Fließschaum sich um ihn schloss, und er sagte:
     
    » Was ist dein Stoff, woraus schuf dich Natur,
    dass sich Millionen Schatten um dich reihn?«
     
    »Dein alter Freund Will?«, fragte Orphu, während beide M o ravecs wieder in das Durcheinander aus Trümmerteilen, Rak e ten und aufgewühltem Schlick hinabsanken, um den nächsten Sprengkopf abzutrennen.
    »Ja«, sagte Mahnmut. »Sonett dreiundfünfzig.«
    Ungefähr zwei Stunden später, als sie gerade einen weiteren blau leuchtenden Sprengkopf in dem nunmehr vollen Lad e raum verstaut hatten – sie lagerten die schwarzen Löcher so weit voneinander entfernt, wie es nur ging –, sagte Orphu: »Diese Lösung unseres Problems kostet dich dein Schiff. Tut mir Leid, Mahnmut.«
    Der Europäer nickte und verließ sich darauf, dass das Tiefe n radar seines großen Freundes die Bewegung wahrnahm. Schon als Orphu dieses Verfahren vorgeschlagen hatte, war Mahnmut klar gewesen, dass es den endgültigen Verlust seiner geliebten Dark Lady bedeutete – sie konnten unmöglich das Risiko eing e hen, die Sprengköpfe aus dem fließschaumgepolsterten Rumpf der Lady zu holen und in einen anderen Laderaum umzubetten. Im besten Fall hatten die Moravecs ein weiteres Raumfahrzeug oben in der erdnahen Umlaufbahn, das die Dark Lady und ihre für den Planeten tödliche Fracht so sanft, aber auch so schnell wie möglich von der Erde in den interplanetaren Raum hinau s bringen konnte.
    »Ich habe das Gefühl, als hätte ich es gerade erst zurückb e kommen«, sagte Mahnmut und hörte den jämmerlichen Klang seiner eigenen Funkstimme.
    »Sie werden dir irgendwann ein neues bauen«, tröstete ihn Orphu.
    »Das wäre nicht dasselbe.« Mahnmut hatte mehr als ander t halb Jahrhunderte in diesem kleinen U-Boot verbracht.
    »Nein«, stimmte ihm Orphu zu. »Nach all dem wird nichts mehr so sein wie zuvor. Nie mehr.«
     
    Am Ende der achtzehn Stunden, nachdem das letzte tschere n kowblaue Bündel in der Entstehung begriffener schwarzer L ö cher verladen worden war, der Fließschaum sich darumg e legt hatte und das Ladebucht-Tor der Dark Lady geschlossen war, schwebten beide Moravecs in einem Zustand nahezu vö l liger körperlicher und nervöser Erschöpfung über dem Bo o mer-Wrack.
    »Gibt es etwas in Allahs Schwert, was wir untersuchen oder mitnehmen müssen?«, fragte Orphu.
    »Im Moment nicht«, sendete Hauptintegrator Asteague/Che von der Queen Mab. Das Schiff war während der letzten ach t zehn Stunden auffallend schweigsam gewesen.
    »Ich will das gottverdammte Ding nie mehr sehen«, sagte Mahnmut, zu erschöpft, um sich darum zu kümmern, dass er auf dem gemeinsamen Kanal sprach. »Es ist eine Obszönität.«
    »Amen«, erwiderte Zenturio Mep Ahoo in dem Landeboot, das über ihnen kreiste.
    »Wollt ihr uns vielleicht etwas darüber erzählen, was sich da oben in den letzten rund achtzehn Stunden bei Odysseus und seiner Freundin getan hat?«, fragte Orphu.
    »Im Moment nicht«, wiederholte Hauptintegrator Asteague/ Che. »Bringt die Sprengköpfe herauf. Seid vorsichtig.«
    »Amen«, wiederholte Mep Ahoo, und in der Stimme des So l daten-Vecs schien keinerlei Ironie zu liegen.
     
    Suma IV. war ein verdammt guter Pilot, das musste man ihm lassen – und Orphu und Mahnmut ließen es ihm. Suma IV. hielt das Landeboot so in der Schwebe, dass die Dark Lady vollstä n dig unter Wasser blieb, als sich das viel größere Ladebuchttor des Flugzeug-Raumschiffs unter ihr schloss. Dann ließ Suma IV. langsam das Meerwasser ab,

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