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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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physische Teil seines Gehirns zu müde war, um sie zu ve r arbeiten: Weit genug, dass das schwarze Loch schon bei den ersten einhundert Durchgängen durch den Planeten all die mehr als eine Million Objekte in den Orbitalringen einsaugen würde, aber nicht so weit, dass es den Mond verschlingen wü r de.
    Für Mahnmut, Orphu und die anderen Moravecs würde es keinen Unterschied machen, nicht einmal für die auf der Queen Mab. Die Moravecs im Landeboot würden fast sofort spaghett i fiziert werden; ihre Moleküle würden sich mit dem stürzenden Mini-Loch zum Zentrum der Erde und dann noch weiter str e cken, würden durch sich selbst elastizieren – war das ein Wort?, fragte Mahnmut sich müde –, wenn das schwarze Loch eine weitere Bahn durch den schmelzflüssigen, rotierenden Kern des Planeten grub.
    Mahnmut schloss seine virtuellen Augen und konzentrierte sich aufs Atmen, auf das Gefühl, wie das Landeboot beim Au f stieg sanft, aber konstant beschleunigte. Es war, als glitten sie auf einer glatten, gläsernen Rampe zum Himmel hinauf. Suma IV. war gut.
    Der Himmel wechselte von Nachmittagsblau zu Vakuu m schwarz. Der Horizont krümmte sich wie der Bogen eines B o genschützen. Die Sterne erschienen explosionsartig im Blic k feld.
    Mahnmut aktivierte sein Sehvermögen und beobachtete ihren Aufstieg zugleich durchs Cockpit-Fenster und auf den Kamer a bildern, die ihm über die Nabelschnurverbindung an seiner Notsitz-Station eingespeist wurden.
    Sie stiegen nicht zur Queen Mab hinauf, so viel war klar. Suma IV. fing das Landeboot in einer Höhe von höchstens dreihu n dert Kilometern ab – knapp oberhalb der Atmosphäre – und rollte die Erde mit Hilfe der Manövriertriebwerke in die Dac h fenster des Cockpits, sodass volles Sonnenlicht auf das Lad e buchttor des Schiffes fiel. Die Ringe und die Mab waren über dreißigtausend Kilometer höher, und das atomare Raumschiff der Moravecs befand sich in diesem Moment auf der anderen Seite der Erde.
    Mahnmut schaltete die virtuelle Bildzufuhr für eine Sekunde ab – nach den vergangenen achtzehn Stunden Arbeit in ird i scher Schwerkraft empfand er die Schwerelosigkeit als eine wahre Wohltat – und schaute durch die transparenten Dac h fenster zum Terminator hinauf, der gerade über das ehemalige Europa hinwegzog, zu den blauen Gewässern und weißen Wolkenma s sen des atlantischen Ozeans – aus dieser Höhe oder diesem Winkel war der Spalt des Bruchs nicht einmal eine dünne Linie –, und nicht zum ersten Mal in den letzten ach t zehn Stunden fragte sich Mahnmut der Moravec, wie eine Ga t tung von Lebewesen, der eine solch schöne Heimatwelt g e schenkt worden war, ein U-Boot – sich selbst, irgendeine M a schine – mit solchen Waffen totaler, blinder Zerstörung aussta t ten konnte. Gab es wirklich irgendetwas in irgendeinem geist i gen Universum, was die Ermordung von Millionen, geschweige denn die Zerstörung eines ganzen Planeten gerechtfertigt e r scheinen lassen konnte?
    Mahnmut wusste, dass sie noch nicht außer Gefahr waren. Technisch gesehen hätten sie ebenso gut auf dem Grund des Meeres sein können, so viel nützten ihnen diese paar hundert Kilometer. Wenn sich jetzt eines der schwarzen Löcher aktivie r te und die anderen zu einer Singularität verschmolz, würde das pingpongartige, erdkernzerreißende Ende aller Dinge genauso sicher, genauso unausweichlich sein. Im freien Fall befand man sich keineswegs außerhalb des Schwerefelds der Erde. Die Sprengköpfe würden weit weg sein müssen – mit Sicherheit weit jenseits der Mondumlaufbahn, da dort offensichtlich noch die Erdschwerkraft herrschte –, Millionen Kilometer entfernt, bevor die Gefahr für die Erde gebannt war. In dieser geringen Höhe würde der einzige Unterschied darin bestehen, dass der Spaghettifizierungsquotient der Moravecs in den ersten Min u ten vielleicht um ein paar Prozent zunahm.
    Ein pechschwarzes Raumschiff entmantelte sich – enttarnte, entkraftfeldete sich, kam aus seinem Versteck … verdammt, Mahnmut hatte kein Wort dafür –, erschien keine fünf Kilometer von ihnen entfernt auf der zur Sonne gelegenen Seite. Es war offenkundig ein Moravec-Schiff, aber Mahnmut hatte noch nie ein derart hypermodernes Raumfahrzeug gesehen. Wenn die Queen Mab wie ein Artefakt aus dem zwanzigsten Jahrhundert des Untergegangenen Zeitalters der Erde gewirkt hatte, so schien dieses soeben erschienene Raumschiff allem, was die Moravecs gegenwärtig besaßen, Jahrhunderte voraus zu sein.

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