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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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einen goldenen Bademantel. In der einen Hand hielt sie ein Brötchen, mit der anderen wühlte sie in einem großen Karton herum.
    «Moin, Jade, wie hast du geschlafen?», fragte Arne und umarmte sie. Jade gab ihm ein Küsschen auf die Wange, dann umarmte sie Oma.
    «Super», murmelte Jade mit brüchiger Stimme und schaute sich um. Arne reichte ihr einen Pott Kaffee.
    «Mit viel Milch, ohne Zucker – wie immer?», fragte er.
    Ihr Onkel war wirklich ein Goldschatz: aufmerksam und gastfreundlich wie immer. Sie nickte, nahm sich ein knuspriges Brötchen und strich etwas Butter und Honig darauf. Die Küche war klein und gemütlich. Wände und Decke waren in einem warmen Orange gestrichen, es roch nach indischem Curry und Knoblauch. An der gegenüberliegenden Wand stand ein großes dunkelbraunes Küchenbuffet mit filigranen hellen Intarsienarbeiten, das an den Seiten mit unzähligen Aufklebern und Ansichtskarten beklebt war. An der Wand hingen ein lebensgroßer Plastikrabe, eine alte Landkarte von Föhr und ein Autokennzeichen aus Florida. Der hochmoderne Induktionsherd war das Einzige, was nicht in dieses Sammelsurium passte. Aber ihr Onkel war schon immer ein leidenschaftlicher Koch gewesen, da sparte er an nichts.
    «Dein Vater hat vorhin angerufen …», sagte Arne.
    Sie stöhnte laut auf und legte das angebissene Brötchen auf den Teller.
    «Und?»
    «Cord sucht dich.»
    «Und?»
    «Ärger?», fragte Arne.
    «Und wenn?»
    Ihr Onkel lächelte warm.
    «Du kannst hier wohnen, solange du willst.»
    «Danke, Arne! Ich zahle auch was in die Haushaltskasse.»
    Sie biss erneut in ihr köstliches Honigbrötchen.
    «Quatsch.»
    «Mann, ich habe doch selber gesehen, wie schlecht das Paradies läuft», protestierte sie.
    Arne sah sie betroffen an, dann lachte er kurz auf.
    «Ein Brot für meine Lieblingsnichte ist immer noch drin.»
    «Die Sturmflut-Wölfe haben nicht gerade den Rahmen gesprengt, was?», fragte sie mitfühlend.
    «Ich habe diese Band gegründet, das sind alles alte Kumpels von mir», sagte Arne nicht ohne Stolz. «Das gestern Abend war mehr für Insider, weißt du? So was muss zwischendurch auch mal drin sein.»
    Oma blickte von ihrem Karton auf und biss sich auf die Lippen. Auch Jade war klar, dass ihr Onkel nur so locker tat. Die Straßen hatten vollgehangen mit seinen Plakaten, das musste einen Haufen Geld gekostet haben. Die zwanzig Gäste hatten höchstens einen Bruchteil davon wieder eingespielt. Er tat ihr leid.
    «Zur Not kannst du im Tanzsaal ja einen Wäscheservice aufmachen», schlug sie vor.
    «Hä?»
    Sie lachte.
    «Na, wegen der Wäschemangel, die im Eingang steht.»
    «Das muss so», erklärte Arne.
    In einer Disco?
    Und die gusseiserne Mangel mit den hölzernen Rollen war ja nur ein Beispiel für seinen exotischen Geschmack. Was sollte das Wagenrad an der Wand, an dessen oberster Speiche eine Karikatur von Mahatma Gandhi befestigt war? Und die Nähmaschine neben dem Tresen? – Es war so bekloppt, dass es schon wieder was hatte.
    Oma reichte ihr ein paar Fotos, die sie aus der Kiste gekramt hatte. Sie zeigten lachende Menschen beim Feiern im Erdbeerparadies, die Bilder mussten aus allen möglichen Epochen stammen. Um 1900 herum waren die Gäste zwar noch ziemlich steif gekleidet, aber genauso fröhlich wie die Besucher in den Fünfzigern. Die langhaarigen Männer aus den Sechzigern und Siebzigern lächelten kaum, sie gaben sich extrem cool, fast wie die in lila Seidenhemden und mit aufgeplusterten Föhnwellen aus den Achtzigern.
    «Wo hast du die Bilder her?», rief Jade begeistert.
    «Der Karton stand in einer Abseite unter dem Dach, den hat der Vorbesitzer wohl hier vergessen», sagte Arne. «Ton Steine Scherben, Hans Hartz, Lake – die waren alle hier! Und Abi Wallenstein.»
    «War das eine Schülerband?», fragte sie.
    «Eine Schülerband?»
    «Na, die werden bestimmt ihr Abi über Schillers Wallenstein gemacht haben, oder wie kommt man sonst auf so einen Namen?»
    Arne verzog das Gesicht.
    «Ach nee, Wallenstein ist ein Ort, nicht?», verbesserte Jade sich. «Wo liegt das noch mal?»
    «Maaaann, Abi Wallenstein ist ein berühmter Bluesmusiker!»
    «Echt?»
    Wenn sie ehrlich war, kannte sie keine einzige von diesen Bands.
    Oma lächelte.
    «Wieso machst du nicht mal was für junge Leute?», fragte Jade.
    «Meine liebe Jade, hier auf der Insel sind die Claims fest abgesteckt: Das ‹Island Palace› am Hafen bedient die Teenies, ich kümmere mich um die Älteren.»
    «Das muss ja nicht so

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