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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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und?
    «Alles weißt du auch nicht.»
    «Heiß!», keuchte Jade und deutete auf ihren Mund, der immer noch mit der heißen Paprika kämpfte.
    Seine Mutter schrieb etwas auf ihren Block und winkte ihre Enkelin zu sich. Imke sollte sich da raushalten, das Liebesleben ihres Sohnes ging sie nichts an! Besonders nicht, wenn der schon stramm auf die sechzig zuging.
    Jade las laut vor, was ihre Großmutter aufgeschrieben hatte: «IM MOMENT LÄUFT GAR NICHTS BEI IHM. DAS WÜSSTE ICH».
    Jetzt reichte es!
    «Wenn ihr so weitermacht, kriegt ihr nichts zu essen.»
    Jade grinste ihn breit an.
    «Was ist denn mit Svantje, Onkelchen?»
    Er nahm den Pfannenwender und deutete in Jades Richtung.
    «Sag nie wieder Onkelchen zu mir, das macht mich noch älter, als ich sowieso schon bin!»
    Sie ließ nicht locker.
    «Weißt du, was Svantje wörtlich heißt?», fragte sie und hakte sich bei ihm ein.
    Er verdrehte die Augen und nahm die Pfanne mit den Klopsen vom Herd.
    «Was denn?»
    «Kämpfender Schwan!»
    Seine Mutter kicherte. Er kam sich vor wie in der vierten Klasse. Die sollten ihn endlich in Ruhe lassen! Zum Glück war das Essen fertig.
    Nicht ohne Stolz servierte er die friesischen Thai-Klopse mit asiatischem Gemüse und einer curryfarbenen Sauce, die nichts mehr mit dem traditionellen deutschen Gericht zu tun hatte. Den Geschmack konnte man statt in Königsberg eher zwischen Shanghai und Persien verorten. Als er die ersten Bisse nahm, wurde ihm auf angenehme Art richtig heiß. Alle negativen Gedanken wurden von dem scharfen Essen förmlich weggebrannt, und er spürte wieder eine tiefe Zuversicht in sich. Auch Jade und Imke waren schwer begeistert und überschütteten ihn mit Komplimenten. Wenigstens war er ein guter Koch!
    Nach dem Essen brauchten Jade und er den ganzen Nachmittag, um die Schaumreste aus dem Tanzsaal zu entfernen. Es war eine Riesensauerei. Außerdem mussten sämtliche Bilder abgenommen werden, weil sich dahinter seifige Flecken befanden. Selbst in die Zapfanlage war Schaum gekommen, wie er fluchend feststellte. Er musste sie vollständig auseinandernehmen und reinigen, sonst würde das Bier in Zukunft nach Erdbeerseife schmecken. Die alten Holztische und -stühle hatten derartig viel Wasser aufgesogen, dass sie sie zum Trocknen auf den sonnenbeschienenen Parkplatz schleppen mussten.
    Als sie endlich mit allem fertig waren, ließen sie sich erschöpft auf die Bank vor dem Erdbeerparadies fallen. Jade zückte ihr Handy, um jemanden anzurufen. Offenbar meldete sich nur die Mailbox. «Moin, Momme, wie geht’s? Hier ist Jade, kannst du mich mal zurückrufen? Das wäre superschön. Wir müssen unseren Abend noch mal feiern, was meinst du? Grüße, Jade.»
    Er staunte. Derartig weiche Töne hatte er von seiner Nichte noch nicht gehört.
    Jade steckte ihr Handy in die Hosentasche und erhob sich lächelnd.
    «Für die nächste Schaumparty schlagen wir den Tanzsaal mit Alu aus und kaufen Plastikmöbel», schlug sie vor.
    Er starrte erschrocken vor sich hin. «Im Ernst?»
    Aber sie war schon im Haus verschwunden.

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    15.
    Buddha
    Das Hoch im Norden lag weiter fett und bräsig über der Insel Föhr und sorgte mit satten 28 Grad für genau jene Trägheit, die die Menschen im Strandkorb in einen angenehmen Dimmer versetzte. Wem das zu viel wurde, der kühlte sich im Meer ab. Arne schob seine Mutter im Rollstuhl an der Strandpromenade Richtung Olhörner Leuchtturm und erlebte das, was jeder erlebte, wenn er mit ihr unterwegs war: Man kam kaum mehr als zwanzig Meter pro Stunde voran, weil unzählige Menschen mit Imke reden wollten. Wie schön, dass sie auf Föhr nach ihrem Schlaganfall nicht vergessen worden war! Bei jedem «Moin, Imke» freute sich Arne mit ihr. Auf Höhe des Leuchtturms drehte er den Rollstuhl auf Meerblick und justierte die Bremsen. Dann setzte er sich auf eine Bank neben sie und blinzelte in die Sonne.
    «Meinst du, ich mache es richtig mit Jade?», fragte er seine Mutter und ließ den Blick über die sommerliche Hallig Langeneß schweifen, die sich grün und lang auf der gegenüberliegenden Seite erstreckte.
    Imke nickte und hob den Daumen.
    «Ich weiß nicht, vielleicht ziehe ich sie da in etwas rein, was schon längst am Ende ist.»
    Dafür gab es als Protest einen umgedrehten Smiley: :-(
    Vor ihm spielten Pärchen Softball am Strand, die Bälle flogen hin und her, doch die meisten Menschen lagen mit geschlossenen Augen in der Sonne. Im Grunde verschlimmerte die Präsenz dieser

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