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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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dem Löffel gegen ihr Glas. Die Gäste verstummten.
    «Ich möchte euch gerne etwas vorlesen», sagte sie. «Vielleicht wissen es einige von euch gar nicht, aber Imke war Stammkundin in meinem Laden. Wir haben viel zusammen gelacht, und eine besonders schöne Episode habe ich in mein Tagebuch notiert. Hört zu: Heute kam Imke mit einer Flasche Sekt in meinen Laden. Ich fragte sie, ob es etwas zu feiern gibt. Sie sagte, ja, Gesine hat ihr Kind bekommen. Ich schaute Imke verblüfft an und meinte, das ist schön, aber so gut kenne ich sie jetzt auch wieder nicht. Imke sagte: Aber du hast ihr die heißen Strapse verkauft, auf die ihr Mann so steht. Ich widersprach: Die hast du ihr doch angeschnackt, als du sie hier getroffen hast. Das Kind hat sie dir zu verdanken. Von da an haben wir jedes von Gesines Kindern mit Sekt gefeiert. Glücklicherweise hat sie fünf bekommen. Das waren meine schönsten Momente mit Imke, und für die bin ich ihr sehr dankbar.»
    Spontan standen andere auf und erzählten.
    Polizeimeister Brockstedt hatte Oma mal verhaftet, als sie unter Verdacht stand, ins Alkersumer Kunstmuseum eingebrochen zu sein. Er erinnerte auch an ein rauschendes Fest zu ihrem 78. Geburtstag mit einer Rumtopf-Bowle, die alle umgehauen hatte. Und Ocke beichtete, dass Imke ihn mal zu einem Psychiater geschleppt hatte, damit er den Mut fand, seine Christa anzubaggern. Christa bestätigte, dass sie und Ocke tatsächlich nur durch Imke zusammengekommen waren.
    Jade wurde ganz warm von dem starken Kaffee, dem zweiten Manhattan und den Geschichten aus Omas Leben. Zwischendurch konnte sie ein Lachen kaum unterdrücken, und das auf einer Trauerfeier! Aber bestimmt hätte es Imke gefallen.
    Da sich niemand sonst aus der Familie Riewerts in der Lage sah, das Wort zu erheben, stand schließlich ihr Cousin Sönke auf, um sich bei den Gästen für Unterstützung und Trost zu bedanken. Er hatte einen kleinen Zettel vorbereitet, auf dem alle Namen standen, damit er bloß niemanden vergaß. Aber als er beginnen wollte, versagte ihm die Stimme, und das Einzige, was er hervorbrachte, war ein leises «Danke».
    Dann folgte der heidnische Teil der Trauerfeier. Oma hatte sich irgendwann mal auf ihrem Block ihren Lieblingstitel der Sturmflut-Wölfe notiert – «Frisian Dynamite» –, mit dem Kommentar: DEN SOLLEN SIE AUF MEINER BEERDIGUNG SPIELEN.
    Die Wölfe schlichen verlegen auf die Bühne des Erdbeerparadieses und blickten auf die Trauernden. Immerhin trugen alle im Raum helle Kleidung, sodass man sich vorstellen konnte, es sei ein Sommerfest. Das erleichterte die Sache. Ralle zählte mit den Schlagzeugklöppeln an. Dann spielten sie so laut und hart sie konnten, damit alle bösen Geister vertrieben wurden, die Imke auf dem Weg in den Himmel behelligen könnten.

[zur Inhaltsübersicht]
    Epilog
    Als Arne ein halbes Jahr später mit dem Mietwagen aus Manhattan herausfuhr und auf die Interstate 495 einbog, sah er im Rückspiegel die Wolkenkratzer von New York City. Vor ihm schlich ein Wagen mit der Aufschrift «Connerys Dogsitter Nassau» mit höchstens 35 Meilen die Stunde über den großzügig ausgebauten Highway. Es nieselte ein bisschen, aber die Strecke war um diese Zeit frei. Er hatte große Mühe, mit dem Verkehr klarzukommen, die Amerikaner fuhren ihm alle zu langsam.
    «Haben wir es denn eilig?», erkundigte sich die Frau auf dem Beifahrersitz und nahm seine Hand. Er führte ihre Finger an seine Lippen und küsste sie. Sie hatten wunderbare Tage in New York verlebt, waren über die 5th Avenue und durchs Greenwich Village in den Central Park geschlendert, hatten abends auf der Feuertreppe ihres Hotels Bier getrunken.
    Er konnte immer noch nicht fassen, dass sie jetzt ein Paar waren. Wie lange hatte er sich gegen seine Gefühle gewehrt, weil es ihm unnatürlich vorgekommen war. Immerhin war Susanne seine größte Konkurrentin gewesen. Aber dann war ihm klar geworden, dass er seit ihrer unfreiwilligen Bootsfahrt immer ihre Nähe gesucht hatte, erst unbewusst, dann immer deutlicher. Einen Tag nach dem Bandwettbewerb «Alt gegen Jung», dessen größter Fan sie gewesen war, hatten sie sich das erste Mal heimlich auf dem Deich getroffen, unter dem Vorwand, übers Geschäft reden zu wollen. Stattdessen hatten sie sich geküsst. Das zweite Mal trafen sie sich auf der Nachbarinsel Sylt, dann folgte eine Woche an der dänischen Ostsee. Öffentlich wollten sie ihre Liebe auf Föhr noch nicht zeigen, obwohl das irgendwann kommen sollte und

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