Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
Vom Netzwerk:
war
die
Gelegenheit! Aber anstatt Christa lässig auf die Tanzfläche zu ziehen, verdrückte er sich erst mal ins Bad und setzte sich auf die Klobrille.
    Er musste sich erst einmal sammeln.
    Ihr Typ war offenbar nicht gekommen. Was bedeutete das?
    Sollte er es jetzt wagen?
    Seltsame Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zum Beispiel, laut derer Schauspieler ab dreizehn TV -Auftritten pro Jahr im Fernsehen bekannt wurden. Gab es so etwas vielleicht auch in der Liebe? Dreizehn Berührungen, dann war Christa an seiner Seite? Konnte doch sein, oder? Er wusste gar nichts mehr, aber wahrscheinlich war ohnehin alles sinnlos, wenn Christa einen anderen hatte. Das Bad zu blockieren, brachte ihn allerdings auch nicht weiter. Also erhob er sich, schlich in den Tanzraum und machte das, was er immer getan hatte, wenn er in einer Disco war: dumm in der Ecke rumstehen.
    Da gab es ein Paar, das wild miteinander tanzte und förmlich füreinander brannte: Sönke und Maria. Marias Haare wirbelten durch die Luft, und Sönke hob sie zwischendurch an der Hüfte fast hoch bis zur Decke. Daneben tanzte Christa genauso wild mit Regina, der jüngsten Tochter von Imke, da wollte er sich nicht dazwischendrängen. Christas Bewegungen waren geschmeidig und elegant und wirkten ganz natürlich. Wie gern wäre er an Reginas Stelle gewesen.
    Das wurde hier nichts mehr mit ihm, so viel war klar. Er ging in Richtung Tür. Seinen Platz sah er ab jetzt neben dem Bowletopf. Doch irgendjemand hielt ihn entschlossen am Arm fest. Er drehte sich um.
    Christa.
    «Tanzt du mit mir?», fragte sie leise.
    Ocke reagierte wie ein Vollidiot.
    «Ich wollte mich gerade …»
    … mit Bowle volllaufen lassen?
    Christa wartete nicht darauf, bis er fertig gesprochen hatte, sondern zog ihn einfach mit auf die Tanzfläche. Ocke fühlte sich etwas befangen neben einer so tollen Tänzerin, aber er wusste, er musste jetzt sein Bestes geben. Dann kam ein langsamer Titel,
Angie
von den Rolling Stones. Ocke bekam einen trockenen Mund. Und nun? Was würde Christa tun? Sich entschuldigen und hinausgehen? Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da lag sie schon in seinen Armen, und sie tanzten eng. Ocke schmiegte sich vorsichtig an Christas Körper, sie hielt ihre Wange an seine.
    Er roch sie, und sie roch wunderbar.
    Ihm wurde heiß und heißer.
    Sehr uncool.
    Plötzlich rückte Christa weg – hatte er etwas falsch gemacht?
    «Dein Bart kratzt», lachte sie und zog ihn wieder zu sich hin.
    Ocke schloss die Augen.
    Er befand sich in einem unendlichen Raum. An einem Ort, der nicht mehr mit dem Verstand zu erfassen war.
     
    Dann schaltete jemand das gleißende Deckenlicht an. Die Musik ging aus, was auf der Tanzfläche heftigen Protest auslöste. Alle kniffen die Augen zusammen und schrieen durcheinander: «Hey, was soll das?»
    «Die Party ist vorbei!», kündigte eine schneidende Männerstimme an.
    Ocke öffnete die Augen und konnte es kaum glauben: Mehrere uniformierte Polizisten standen im Raum, unter ihnen Revierleiter Gerald Brockstedt. Markus Clausen hatte tatsächlich die Polizei gerufen! Jetzt kam Brockstedt direkt auf ihn und Christa zu. Vorsichtig löste sie sich von ihm.
    «Ocke, was ist hier los?», fragte der Polizist.
    «Nach was sieht das denn aus?», schnaubte Ocke.
    «Die Situation in Haus und Garten ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Wir sind in mehreren Räumen und auf dem Flur stark alkoholisierten Personen begegnet, die entweder heftig pöbeln oder die Beamten zum Tanzen auffordern. Es ist das pure Chaos.»
    Ocke verstand gar nichts. In Gedanken hielt er immer noch Christa im Arm, alles andere interessierte ihn nicht. Aus dem Garten waren schreiende Männer und Schläge zu vernehmen. Christa rannte nach draußen, während Ocke wie gelähmt auf der Tanzfläche stehen blieb. Plötzlich kam der Vermieter des Hauses, Stefan Petersen, auf ihn zu, ein braungebrannter Endvierziger mit welligem, dunklem Haar und einem Knick in der dünnen, langen Nase – was wollte der denn hier?
    «Moin, Herr Hansen, bei euch geht’s ja ab!», begrüßte Petersen ihn leicht amüsiert.
    «Ist was mit dem Haus?», stotterte Ocke.
    Petersen lachte.
    «Nee, die Inselpolizei hat mich gerufen. Ich soll Blutproben bei den Randalierern nehmen.» Petersen war Arzt auf der Insel.
    «Was? Wer hat randaliert?»
    «Keine Ahnung, der Typ wird gerade draußen gefesselt. Und Arne Riewerts haben sie in Dunsum auf der Hauptstraße gefunden.

Weitere Kostenlose Bücher