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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Einheimische auf Föhr, weil alle Immobilien zu Spitzenpreisen an wohlhabende Hamburger oder Düsseldorfer verhökert wurden. Wieder mal würde es nur eine Möglichkeit geben, ihrem Schicksal zu entkommen: Friesische Diplomatie. Bloß würde es viel komplizierter werden als mit Brockstedt, weil sie es hier mit einem harten Gegner zu tun hatten, der sich persönlich beleidigt fühlte und nicht einmal von der Insel stammte. Von ihrer schwindenden Kraft ganz zu schweigen. Aber vielleicht war ihre Kraftlosigkeit überhaupt der perfekte Ausweg …
    «Imke, bist du noch bei uns?», fragte Christa.
    Erschrocken blickte Imke auf. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie völlig abgetaucht war.
    «Parallel zu dem ganzen Schriftkram können wir auch selber etwas tun!», rief sie entschlossen in die Runde, anstatt auf Christas Frage einzugehen. Alle schauten sie verblüfft an.
    «Und was?», fragte Christa neugierig.
    «Ich rede mit Petersen.»
    «Du kennst ihn nicht.»
    Imke lächelte milde. «Genau das ist mein Vorteil, Christa.»
    «Ich habe ihn gedemütigt, das erträgt er einfach nicht», erwiderte Christa.
    «Deswegen wurde ja die UNO gegründet.»
    «Na, dann haben wir ja Glück», sagte Christa ironisch.
    «Allerdings», bestätigte Imke und deutete auf sich, «denn die UNO bin ich!»
    Wenn sie drei, vier Tage durchschlief, war sie vielleicht stark genug für den ersten Angriff.

[zur Inhaltsübersicht]
    24. Föhrer Messebau
    Ocke staunte, wie viel ein Mensch schlafen konnte. Imke brachte es am nächsten Tag auf ganze sechzehn Stunden! Als sie gegen Mittag aufwachte, sah sie trotzdem so schlecht wie noch nie zuvor aus. Sie war blass und hatte einen leeren Blick. Christa versorgte sie erst mal mit frischem Obst, und Ocke kochte ihr eine kräftige Hühnersuppe mit viel Gemüse.
    Nach dem Essen zog sich Imke ihren neuen goldenen Morgenmantel über den Seidenpyjama und legte sich in Ockes Bettschrank. In seinem Zimmer sah es nach der abgebrochenen Auszugsaktion immer noch reichlich chaotisch aus, überall lagen Umzugskartons und Regalteile herum. Ocke hatte Imke dazu verdonnert, Christa gegenüber die Klappe zu halten, die offizielle Version war: Er wollte renovieren, basta!
    «Was möchtest du sehen?», fragte Ocke mit der Fernbedienung seiner Riesenglotze in der Hand.
    «Lass einfach laufen», bat Imke.
    Ocke überlegte einen kurzen Moment und entschied sich dann fürs ZDF , wo gerade der Vorspann für eine Telenovela lief.
    «Laut genug?», fragte er.
    «Wunderbar.»
    «Können wir sonst noch etwas für dich tun?», erkundigte sich Christa.
    «Eine neue Wohnung suchen.»
    «Wird erledigt.»
    Sie wussten alle drei, dass es auf Föhr unendlich schwer sein würde, eine bezahlbare Wohnung oder ein Haus zu finden. Auf Sylt hatte das dazu geführt, dass die Hälfte aller Insulaner aufs Festland gezogen war, meist in die Gegend von Klanxbüll, wo es besonders billig war. Von dort fuhren sie jeden Tag mit dem Nahverkehrszug eine Station weiter auf die Insel, was nicht länger als ein paar Minuten dauerte. Aber nach Föhr fuhr nun mal kein Zug.
    Tatsächlich gab es aber schon Putzkolonnen und Handwerker, die täglich mit der ersten Fähre nach Föhr kamen und mit der letzten zurückfuhren. Das bedeutete alles in allem zwar mehr als zwei Stunden Fahrzeit, war aber immer noch billiger, als auf der Insel zu wohnen.
    «Friedrich hat vorhin angerufen», sagte Ocke. «Er hat wegen eines Formfehlers bei der Kündigung Widerspruch eingelegt. Darauf muss Petersen jetzt erst mal reagieren. Friedrich sagt, das wird sich einige Zeit hinziehen und ihm großen Ärger bereiten.»
    «Trotzdem müssen wir realistisch sein: Am Ende werden wir gefeuert», erinnerte ihn Christa.
    Ocke kratzte sich am glatt rasierten Kinn, was sich ohne Bart immer noch fremd anfühlte.
    «Hauke hätte vielleicht was in Toftum.»
    «Kutschen-Hauke?», staunte Christa. «Wo hat der denn was zu vermieten?»
    «Keine Ahnung, hab ich von Hinnerk.»
    Imke schaute ihn und Christa aufmunternd an. «Also, worauf wartet ihr noch?»
    «Ich lasse dich hier nicht allein», sagte Christa.
    «Wieso das denn nicht?»
    «Weil ich Sönke hoch und heilig versprochen habe, dass ich dich nie mehr allein lasse.»
    Ocke wusste, dass Christa einen Anruf von Sönke bekommen hatte. Das Telefongespräch war ihr immer noch unangenehm, weil Sönke natürlich mit allen Vorwürfen recht gehabt hatte.
    «Lass mal gut sein, Imke», brummte Ocke. Auch er machte sich Vorwürfe, dass er an dem Tag von

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