Oma dreht auf
dritt. Wir sind eine WG .»
«Eine WG ? In Ihrem Alter? Suuuuper, ich liebe so etwas, suuuper.» Feddersen tippte ein paar Daten in den PC und sprach dabei laut mit: «Drei Zimmer plus Gemeinschaftszimmer, Küche, zwei Bäder, alles ebenerdig – so weit genehm?» Er drückte schwungvoll die Return-Taste. Irgendwas hatte der genommen, so wie er unter Strom stand. «Da haben wir auch schon etwas!», trällerte er in Verkäufer-Singsang.
«Wo?»
«Midlum.»
«Kostet?»
Feddersen lächelte geheimnisvoll: «Eine Alten- WG muss man in jedem Fall unterstützen. Ich mache Ihnen einen Sonderpreis. ‹Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst›, ist es nicht so? Sie haben als Rentner doch etwas Zeit mitgebracht, nehme ich an?»
«Könnten wir uns das Haus nicht erst einmal auf dem Bildschirm ansehen?», fragte Christa.
«Wenn Sie ein Rezeptbuch lesen, wissen Sie auch nicht, wie das Essen schmeckt. So etwas muss man riechen und sich dann auf der Zunge zergehen lassen, das ist bei Immobilien nicht anders.»
Ocke schaute Christa fragend an.
«Also gut», sagte er.
Ocke und Christa folgten Feddersens flaschengrünem Landrover-Defender nach Midlum. Auch wenn der Makler reichlich überdynamisch wirkte, hörte sich das Objekt vielversprechend an. Am Haus angekommen, parkte Feddersen direkt neben dem Rosengarten von Gerald Brockstedt – ausgerechnet!
«Na, Brockstedt wird sich freuen», wisperte Christa kichernd. «Die Chaoten- WG als Nachbarn.»
Feddersen deutete auf das perfekt renovierte Friesenhaus mit Reetdach, Terrasse und Garten, viel schöner als das der Brockstedts, und hob jetzt die Stimme wie ein Reiseleiter: «Hier stehen wir vor dem Wochenendhaus eines Reifenhändlers aus Eckernförde. Der gute Mann hat sich gerade was Neues an der Schlei gekauft und will es nun loswerden.»
«Wir wollen aber nicht kaufen», erwiderte Ocke.
«Rechnen Sie das mal in Ruhe durch, das ist viel billiger als mieten», versprach Feddersen.
«Nicht in unserem Alter.»
Feddersen schloss die Tür mit einem kleinen goldenen Sicherheitsschlüssel auf. «Schauen Sie erst einmal, dann reden wir.»
Das Haus war ein Traum. Ein riesiges Wohnzimmer mit Kamin, geräumige Zimmer für alle, auch im ersten Stock, sämtlich mit Parkett und Fußbodenheizung ausgestattet, und alles unter Reet. Dazu kam ein schöner Garten mit viel Rasen, der von einer von wilden Hagebuttensträuchern umwucherten Natursteinmauer umgeben war. Mehr war auf dieser Welt kaum möglich – jedenfalls nicht im friesischen Teil dieses Planeten.
«Mietfrei im Alter zu wohnen ist ein großes Thema!», rief Feddersen schwungvoll.
«Wir wollen aber mieten», wiederholte Christa. «Was würde das kosten?»
Er lächelte.
«Na gut, weil Sie es sind, bekommen Sie von mir einen Sonderpreis: Zweitausenddreihundert kalt, plus Nebenkosten.»
Statt einer Antwort starrten Ocke und Christa nur stumm in die Luft. Natürlich hatten sie gehofft, ein Schnäppchen zu machen, aber die genannte Summe war leider zu erwarten gewesen.
«Vielen Dank», brummte Ocke und nahm Christas Arm, um sie sanft hinauszudrängen. Warm kämen sie da auf fast dreitausend, das war ein Phantasiepreis, den sie nicht bezahlen konnten. Aber Feddersen hatte noch einen Joker auf Lager:
«Wenn Sie die Wohnung im Sommer für drei Monate räumen, wären es nur tausendneunhundertfünfzig kalt. Dann vermieten wir das Haus an Feriengäste.»
«Und wo wohnen wir in der Zeit?», muffelte Ocke ihn an und ging mit Christa hinaus.
Im Auto sah Christa Ocke schuldbewusst an. «Wenn ich Petersen nicht geschubst hätte, wäre alles gut.»
«Quatsch, das hat er verdient.» Ocke sah ihr entschlossen ins Gesicht. «Lass uns mal einen Moment Pause machen, damit wir wieder einen klaren Gedanken fassen können.» Sagte es und fuhr mit ihr nach Nieblum an den Surferstrand, der außerhalb des Ortes lag. Dort holt er seine Gitarre aus dem Kofferraum und suchte eine abgelegene Düne, die nicht von den Surfern belagert war. Das Meer spülte sanft, fast beiläufig, kleine Wellen an den Strand, die letzten Schönwetterwolken hatten sich verzogen, und die Sonne schien an einem blauen Himmel.
Ocke wollte Christa endlich gestehen, was er für sie empfand. Deswegen sang er Christa ein Liebeslied:
Ich liebe dich, meine leuchtende Perle, du funkelndes Wasser, das den Berg hinunter zu mir fließt, damit ich es trinken kann …
Natürlich tat er das nicht.
Das heißt, er sang das
Weitere Kostenlose Bücher