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Oma ihr klein Häuschen

Oma ihr klein Häuschen

Titel: Oma ihr klein Häuschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Monate FD P-Mitglied – oder war es die SPD? Und jetzt Veganer? Wenn Regina das nicht weiß, müssen sich die beiden auch länger nicht gesehenhaben. Wie ist das möglich? Föhr ist nicht Australien, man läuft sich hier doch ständig über den Weg.
    Regina ist ganz durcheinander: «Veganer? Sind das die, die auch keine Pflanzen essen?»
    Sie meint es nicht ironisch, fürchte ich.
    «Nein, Veganer kommen von der Vega, das ist ein anderer Stern», ätzt Cord.
    Der hingegen weiß genau, was er sagt.
    Arne wirft den Kopf in den Nacken und funkelt seinen Bruder giftig an: «Witzig.»
    «Ziehst du das richtig durch? Mit Schuhen und Gürtel?», frage ich ungläubig bei Arne nach.
    Regina versteht jetzt gar nichts mehr.
    Arne hält seine Sandalen hoch: «Kautschuk. Und der Gürtel ist aus Baumwolle. Ich trage an meinem Körper nichts, was von Tieren stammt.»
    «Also, letztes Jahr war ich beruflich öfter in China», wendet sich Cord nun an mich, «da habe ich oft Hund gegessen, mit ’ner leckeren Soße – ein Gedicht.»
    Man würde Cord wohl nicht gerade im diplomatischen Korps einsetzen.
    «Ich verkaufe das Haus nie, dass ihr das nur wisst», kürzt Cord nun den missglückten Smalltalk ab, setzt sich an den Tisch und spielt mit einer Gabel herum. Damit ist Reginas mühsam hergestellte Tischordnung hin. Und wir sind mitten bei der Sache.
    «Dann zahlst du uns eben aus», zischt Regina. Offensichtlich hat sie nur darauf gewartet, dass einer das heikle Thema anschneidet, und ist sofort bereit zurückzuschießen.
    «Nein.»
    «Als wir es vermietet haben, war es dir auch nicht recht», schimpft Regina.
    «Weil ihr Geeske und mich beschissen habt.»
    «Unsinn.»
    « 3100   Euro Miete in einem Jahr – wer soll das glauben?»
    Liebe Mama, wieso hast du mich nicht vorgewarnt?
    «Du hast sie doch nicht mehr alle», mischt sich Arne nun ein und wird so laut, dass einige Touristen auf der Promenade stehen bleiben und misstrauisch zu uns herüberblicken.
    «Ich kann beweisen, dass da Leute gewohnt haben, ohne Miete zu bezahlen!»
    «Dein blöder Privatdetektiv hat da einiges nicht geschnallt.»
    Ich hatte einen Geburtstag im Kreise meiner geliebten Familie mit anschließendem Strandurlaub gebucht. Stattdessen befinde ich mich mitten im Bürgerkrieg.
    «Du hast einen Detektiv auf das Haus angesetzt?», hake ich ungläubig bei Cord nach.
    «Ich kenne doch meine Familie», erwidert der trocken.
    «Okay, im November hat ein Freund von mir vier Tage in dem Haus gewohnt. Na und? Der wäre sofort verschwunden, wenn ich einen Mieter gehabt hätte», rechtfertigt sich Arne.
    «Der war ja nicht der Einzige.»
    «Wie krank muss man eigentlich im Kopf sein, damit man so wird wie du?», explodiert Arne nun und baut sich vor Cord auf. «Du bist seit Ewigkeiten nicht mehr hier gewesen und willst nun das Haus behalten? Für wen, frage ich dich?»
    «Siehst du nicht selber, wie lächerlich du aussiehst in deinem Gummianzug? Surflehrer mit Mitte fünfzig, ich weiß nicht, ob ich das traurig oder komisch finden soll.»
    «Am besten, wir verkaufen die Hütte, dann gibt es keinen Streit», versucht Regina zu schlichten.
    «Nein!», wiederholt Cord.
    Regina drückt den Kopf nach unten, sodass ihr Doppelkinn fast die Unterlippe berührt: «Dir ist schon klar, dass der Bau von Grund auf renoviert werden muss?»
    «Na und?», sagt Cord und verlässt das Schlachtfeld in Richtung Promenade, die sich deutlich mit kurzhosigen Touristen belebt hat.
    Weg ist er.
    Das wird nicht so leicht wieder zu kitten sein.
    «Deine Mutter müsste eigentlich hier sein, um sich dazu zu äußern», beschwert sich Arne bei mir, heiser vor Aufregung.
    «Mama hat mir ihr Stimmrecht übertragen.»
    Arne schaut mich überrascht an: «Ach? Und wofür stimmst du?»
    Alles, was ich jetzt sage, kann nur falsch sein. Am liebsten würde ich einfach die Klappe halten, aber das geht leider nicht.
    «Wieso hat das mit dem Vermieten denn nicht geklappt?», weiche ich mit einer Gegenfrage aus.
    «Was weiß ich», grummelt Arne.
    Das ist eine Steilvorlage für den Eventmanager in mir, denn das Haus hat längst eine Menge Phantasien in mir ausgelöst: «Ich weiß, wer so etwas mietet, auch außerhalb der Saison.»
    «Weil du schlauer bist als wir, oder was?»
    «Alleine in meinem Stadtteil in Hamburg sind bestimmt sieben, acht Kitas, das sind sechs- bis siebenhundert Eltern mit kleinen Kindern, die vor allem außerhalb der Hauptsaison verreisen. An die kommt ihr von Föhr aus gar nicht ran.

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