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Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
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und ging allein zum Botschafter. Wir lasen sämtliche Mitteilungen am Schwarzen Brett und
    wurden immer durstiger und durstiger. Als dann auch noch ein Butler ein Tablett mit Whisky und zwei Gläsern in das Zimmer des Botschafters trug, bekamen wir wirklich zu viel», fuhr James Bailey fort. «Denken Sie an all den Wodka, den wir in den letzten vierzehn Tagen trinken mußten, und nirgends auch nur ein winziges Tröpfchen Whisky.
    Wir überlegten uns gerade, ob wir den Butler überfallen sollten, da kam die Botschaftssekretärin in die Halle. Sie ist ein reizendes Mädchen und verstand sofort. Sie nahm uns mit in ihr Zimmer und gab uns Gin in Teetassen. Sie hatte keinen Whisky im Büro, aber sie sagte, wenn wir wirklich so verzweifelt seien, dann dürften wir heute abend in ihre Wohnung kommen und eine Flasche bei ihr abholen. Na, ein Wort gab das andere, und sie gestand schließlich, daß sie Geburtstag hat, und wir sollten zu ihrer Party kommen, wenn wir nach dem Bankett noch Lust hätten. Sie schrieb uns ihre Adresse in Russisch auf -»
    «- und da sind wir», fiel Dr. Clark ein, während das Taxi durch einen engen Torbogen in einen asphaltierten Hof fuhr. Ein Milizsoldat streckte seinen Kopf aus einem Wachhäuschen und grüßte, als sie aus dem Taxi kletterten. Sie fanden sich auf einem Hof wieder, der auf drei Seiten von; Zementmauern umgeben und an der vierten von einem hohen Wohnblock begrenzt war.
    «Jetzt müssen wir nur noch ihre Wohnung finden», sagte Dr. Clark.
    Sie blieben nicht lange im Ungewissen. Als sie durch die schweren Doppeltüren das Haus betraten, klang laute Musik aus dem vierten Stock herab. Eine Menge junger Leute hatten einander um die Taille gefaßt und tanzten eine Art Conga die Treppe herab. Die Mädchen waren erhitzt und ihre Röcke wirbelten, als sie, sich an ihren Tänzern festhaltend, die Treppe herabhüpften.
    Nach zwei Wochen der ernsthaften Atmosphäre in der Sowjetunion, schienen sie alle strahlende, bezaubernde Wesen aus einer anderen Welt zu sein. Dabei waren einige von ihnen nicht einmal hübsch und ihre Kleider nicht besonders elegant, aber alle waren sie jung, übermütig und sprühten vor Lebenslust.
    Für einen Augenblick standen die vier Mitglieder der Delegation unbemerkt da; dann löste sich ein schlankes, dunkelhaariges Mädchen in einem roten Kleid aus der Conga-Reihe und rannte auf sie zu.
    «Wie schön, daß Sie kommen konnten. Im Augenblick ist es ein bißchen laut, aber ich fahre mit Ihnen rauf und gebe Ihnen Geburtstagskuchen, solange die andern noch auf der Treppe sind.»
    «Das ist Miss Jacqueline Marsh», stellte Dr. Clark vor, während der Fahrstuhl durch die Spirale der lachenden Tänzer schwebte, die ihnen nachschrien, den «Halt»-Knopf drückten und versuchten, sie wieder herunterzuholen. Da Jacqueline aber ihren Daumen ständig auf den Knopf preßte, brachte sie ihre Gäste schließlich unbeschadet zum vierten Stock hinauf.
    «Ihre Nachbarn scheinen nichts dagegen zu haben?» fragte Mrs. Cartwright.
    «Oh, die Nachbarn werden immer mit eingeladen», sagte Jacqueline Marsh. Sie schien sich keine Gedanken darüber zu machen, daß ihre neuen Gäste eine gute Generation älter waren als die übrige Gesellschaft und begegnete ihnen mit derselben kameradschaftlichen Gastfreundlichkeit. «In diesem Haus wohnen nur Leute von den ausländischen Botschaften, und die wissen, daß meine Wohnung zu klein zum Tanzen ist.»
    Die Wohnung war in der Tat winzig, und die vielen jungen Leute, die überall auf Kissen am Boden hockten, machten sie noch winziger. Jacqueline räumte brutal zwei Sessel und eine Sitzbank, setzte ihre Gäste hinein und versorgte sie mit Kuchen, Whisky und Krimsekt.
    Sie war ein anmutiges, lebhaftes Mädchen, voll sprudelnder Energie, die impulsive Entschlüsse faßte und sie fast gleichzeitig ausführte und jeden mit nicht unangenehmer Autorität zu organisieren verstand.
    «Jackie, die Party fällt auseinander», rief jemand durchs Zimmer. «Laß uns doch alle zusammen Schatzsuche spielen oder einen schottischen Reel tanzen oder so was.»
    «Wir machen ein Tanzspiel», verkündete Jackie. «Du, Stan, bedienst den Plattenspieler, und ich bin der Schiedsrichter. Alle mal zuhören. Seht ihr die Lufballons, die ich oben an der Decke festgemacht habe? Überall in der Wohnung sind welche. Wenn die Musik aufhört, muß jeder Herr seine Dame hochheben, damit sie einen herunterholen kann. Sie sind alle nur lose festgemacht. Ihr habt zehn Sekunden Zeit,

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