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Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
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dann klingle ich mit einer Glocke und sammle die Ballons ein. Jedes Paar, das beim Läuten keinen Ballon hat, muß ausscheiden. Alles verstanden? Gut, dann los.»
    Die Conga-Reihe kam gerade durch die Wohnungstür gestampft, und bald schaukelten überall in der Diele, in der Küche, im Schlafzimmer und in dem winzigen Wohnzimmer junge Paare im Takt auf und ab. Tanzen konnte man es kaum nennen, denn sie standen so dichtgedrängt, daß sie sich kaum bewegen konnten.
    Mrs. Cartwright wurde überredet, es mit Dr. Clark zu versuchen, und Miss Baker, die sich unerwartet wach fühlte, bestand darauf, daß sie und James Bailey das Ballonspiel genauso geschickt spielen könnten wie die jungen Leute.
    Immer, wenn die Musik aufhörte, gab es ein wildes Gedränge beim Hochheben der Partnerinnen, bis ein Ballon triumphierend losgebunden worden war. Aufgeregtes Kreischen, Schreien und Lachen erfüllte die Wohnung. Arme und Beine fuchtelten in der Luft herum. Paare kollidierten, kämpften um denselben Ballon, verloren das Gleichgewicht und fanden sich ineinander verschlungen auf dem Fußboden wieder. Würde, Laufmaschen, zerstörte Frisuren waren vergessen in der besessenen Jagd um die Ballons. Jackie bahnte sich irgendwie ihren Weg durch dieses Tohuwabohu, sammelte Ballons ein und schied Paare aus.
    Allmählich wurde es leerer, nur noch die gerissensten Tänzer lagen im Rennen, als ein Blitzlicht den Raum kurz in Silber tauchte und eine fröhliche Baßstimme von der Tür her dröhnte:
    «Vorsicht. Alles gerade hinsetzen. Die Presse ist wieder da.»
    Niemand nahm auch nur die geringste Notiz von dieser Warnung, außer Jackie, die davoneilte, um ihrem neuen Gast etwas zu trinken zu bringen.
    Aber Mrs. Cartwright, die sich mit der Sorglosigkeit eines Teenagers ins Vergnügen gestürzt hatte, rutschte schnell von Dr. Clarks Schulter, strich ihren Rock glatt und zupfte nervös an seinem Ärmel.
    «Ich glaube, wir setzen uns lieber», warnte sie. «Wenn das wirklich ein Reporter ist - ich kann mir solche unwürdigen Bilder nicht leisten. Es wäre politischer Selbstmord, wenn so etwas in meinem Wahlkreis bekannt würde.»
    «Politischer Selbstmord» war ein Ausdruck, den Mrs. Cartwright öfter benutzte. Dr. Clark fand es schade, daß ihre Mitgliedschaft im Parlament? sie daran hinderte, harmlose Spiele mitzumachen. Aber er war gewillt, das ihrem Urteil zu überlassen.
    Der Reporter tauchte wieder in der Tür auf, seine Kamera unterm Arm, das Blitzgerät in der einen Hand, einen Whisky in der andern.
    «Das ist nur Stewart», sagte Jackie, als Dr. Clark sich fragend an sie wandte. «Er ist Moskauer Korrespondent des Daily Guardian, und das macht er immer, wenn er auf eine Party kommt. So stellt er sich einen spektakulären Auftritt vor.»
    «Aber Mrs. Cartwright ist etwas beunruhigt über diese Aufnahme. Sie wissen ja, sie saß auf meiner Schulter, und -»
    «Das machen wir schon», sagte Jackie beruhigend und rief durchs Zimmer: «Stewart, was war auf der Aufnahme, die du eben gemacht hast?»
    «Nur eine rüstige alte Dame von etwa siebzig, die mit einem bärtigen Knaben Polka tanzt, der seinerseits versucht, Rumba zu tanzen», beschwerte sich der Reporter und kam auf sie zu. «Jedenfalls glaube ich, daß J das alles war. Wer ist sie?»
    «Miss Baker. Das ist Stewart Ferguson vom Daily Guardian, und Stewart, das ist Dr. Clark...»
    «...und Patricia Cartwright, M. P.», fuhr Ferguson fort. Er verneigte sich übertrieben, und seine Augen zwinkerten fröhlich. «Ich war am Flugplatz beim Empfang Ihrer Delegation - aber in dem Gedränge können Sie mich kaum bemerkt haben.»
    «Nein», sagte Mrs. Cartwright mißtrauisch. «Ich glaube nicht.»
    «Tja, jetzt fange ich an zu verstehen.» Er fing einen nervösen Blick zwischen Mrs. Cartwright und Dr. Clark auf. «Das wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf die Sache. Es könnte sehr gut sein, daß doch mehr ¡ auf der Blitzlichtaufnahme drauf ist, als ich dachte. Wahrscheinlich kann ich die eine Ecke vergrößern, die ein Parlamentsmitglied zeigt, das mit hochgerutschtem Rock auf der Schulter seines Partners sitzt und ein Paar hübsche Beine sehen läßt. Das macht sich wunderbar auf der ersten Seite, zusammen mit einer netten Schlagzeile: oder
    «Es hat nichts mit Steuern zu tun», sagte Mrs. Cartwright kurz angebunden. Sie fürchtete ernstlich, daß dieser Journalist Unheil stiften wollte. «Die Delegation ist auf

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