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Oma packt aus

Oma packt aus

Titel: Oma packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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gesagt?«, wollte er von mir wissen.
    Kann ihn ja fragen, wenn er mir das nächste Mal erscheint, überlegte ich, schwieg aber weiter. Opas Meinung kannte ich sowieso: Der Dösbaddel hätte von Anfang an in der Heide bleiben, eine hübsche Deern heiraten und Nachkommen zeugen sollen, damit er sich erstens diesen Tüdelkram mit den Jungs abgewöhnte und zweitens dafür sorgte, dass Name und Familie nicht ausstarben.
    »Und Oma Grete wird bestimmt schimpfen, weil ich eine sichere Stelle aufgebe.«
    Ach ja, Grete. Deren Arm reichte ziemlich weit. Über die Meinung unserer Eltern machte sich Jan weniger Gedanken. Die hatten schon vor einer Weile begriffen, dass wir erwachsen waren.
    Grete nicht so sehr.
    »No Stress, Bruderherz. Oma ist viel zu sehr damit beschäftigt, mich zu triezen.«
    Ich dachte einen Moment nach. »Und warum hast du vorhin gesagt, das musste passieren?«
    Jan druckste herum. »Wegen Eike und Hans-Dieter«, platzte er dann heraus.
    Mir blieb fast das Herz stehen.
    »Eike und Hans-Dieter? Bitte sag mir, es ist nicht das, was ich denke.«
    Ein kurzer Moment der Stille entstand, und ich hatte Zeit genug, mir die schlimmsten Dinge auszumalen.
    Echt fies.
    Plötzlich erklang ein vergnügtes Kichern. »Du hast sie ja nicht mehr alle, Kröte! Hans-Dieter ist meine große Liebe, der würde mich niemals mit Eike betrügen.«
    Hätte er sich ja gleich deutlicher ausdrücken können.
    »Aber Eike ist furchtbar eifersüchtig. Du ahnst nicht, was der mir schon für Szenen gemacht hat. Sogar vor den Kunden!«
    Der spießige Eike, der sein Doppelleben immer schön geheim hielt?
    Nee, ne? So genau wollte ich es auch nicht wissen.
    »Schon komisch«, sagte Jan. »All die Jahre hat er sich niemals zu uns bekannt, und nun, wo ich wegwill, da behauptet der Mann plötzlich, er könne ohne mich nicht leben.«
    Gar nicht komisch, dachte ich. Wir Menschen sind so. Egal, welche Neigung wir haben. Wenn wir etwas verlieren, was wir für selbstverständlich halten, drehen wir gerne mal durch.
    Psychologische Betrachtung der Menschheit am frühen Morgen? Lieber doch nicht.
    »Aber du hast dich nicht kleinkriegen lassen.«
    »Bin ich blöd?«
    »Kein Stück.«
    »Eben. Heute Nachmittag übergebe ich meine Wohnung an den Nachmieter.«
    Deswegen war er an einem Montag, dem Friseur-Feiertag, in Hamburg gewesen. Um auszuräumen. Ich hatte mich schon gewundert.
    »Also kommst du wieder nach Hause?«
    Der Gedanke gefiel mir. Ich liebte meinen Bruder und hatte ihn gern um mich.
    »Nur vorübergehend. Hans-Dieter und ich haben eine Wohnung in Lüneburg angemietet. Die wird zum ersten Dezember frei.«
    »Oh – wunderbar.«
    Ganz schön schnell, die beiden, dachte ich bei mir. Paul und ich planten zwar ein gemeinsames Haus, aber vorerst wohnten wir nicht zusammen. Mal übernachtete er auf dem Lüttjenshof, mal blieb ich bei ihm.
    Immerhin hätten wir fast eine Küche ausgesucht.
    »Und hast du auch schon einen Job in Aussicht?«
    Jetzt begann wieder die Herumdruckserei.
    Ich lehnte mich zurück. Das konnte dauern.
    »Der Hans-Dieter und ich, wir machen uns selbstständig.«
    Na bitte, ging doch!
    »Toll!«
    Jan ratterte Zahlen herunter. Ich verstand einigermaßen, dass die beiden ihr Projekt gut kalkuliert hatten.
    »Aber was genau wollt ihr machen?«
    »Wir eröffnen einen Schönheitssalon für Herren.«
    Gute Idee, dachte ich. Das gab’s in Lüneburg wahrscheinlich noch nicht.
    »Du weißt ja, dass Hans-Dieter im Nebenjob Kosmetikberater ist?«
    Nee, war mir neu. Aber warum sollte jemand nicht sowohl Landmaschinen als auch Feuchtigkeit spendende Nachtcremes verkaufen?
    »Und da haben wir eben gedacht, wir legen unsere Talente zusammen.«
    Auf einmal merkte ich, wie glücklich die Stimme meines Bruders klang. So richtig, richtig glücklich.
    Ich freute mich!
    »Ach Jan, das ist so wunderbar! Und ihr zwei, ihr schafft das schon! Hundertpro!«
    Eine Weile sonnte er sich in meinen Lobeshymnen, dann unterbrach er mich. »Weitere Einzelheiten gibt es heute Abend, wenn ich zu Hause bin. Und jetzt erzählst du mir mal, warum du dich schon wieder besaufen musstest.«
    Mist.
    Hatte gedacht, ich käme drum herum. War mir im Nachhinein ein bisschen peinlich, dieses Köm-Gelage. Andererseits, ich sprach mit meinem Bruder, der auch mein bester Freund war. Also los. Von Anfang an. Die Schatten, die Brötchen, die Jäger, der Kalbshund, die Hamburgerin, das ausgespuckte Einkaufsnetz …
    Jan bekam einen Lachanfall, den ich auch ohne Handyverbindung

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