Oma und Frieder - Sammelband
ausländisch. Wo er doch grad solche Lust drauf hat. Mal anders reden, mal ausländisch reden! Und wo
er doch gar nicht genau weiß, wie das geht, das Ausländischreden!
Frieder hockt sich in sein Kinderzimmer und nimmt den Teddy vom Bett.
»Teddy«, fragt er, »kannst du Ausländisch?«
Und er schüttelt den Teddy hin und her. Der brummt sein Teddy-Brummen. Wie er es immer macht, wenn er geschüttelt wird.
»Das ist doch nicht Ausländisch. Du bist blöd!«, schimpft der Frieder. »Sag was anderes.« Und schüttelt wieder den Teddy. Der brummt wieder, diesmal ganz lang. Aber mehr auch nicht.
»Du bist keine Hilfe«, seufzt der Frieder und setzt den Teddy wieder aufsein Bett.
Frieder schaut sich im Kinderzimmer um. Wer könnte denn sonst noch mit ihm ausländisch reden?
Der Brummkreisel! Wenn man den dreht, dann tönt was. Frieder nimmt den Kreisel, setzt ihn auf den Boden und zieht ihn tüchtig auf.
Der Kreisel schnurrt ab, dreht sich und lässt Töne hören. Schnurrrsummmmsuirmmimsummmm. Eben seine Brummkreiselmusik.
»Kenn ich doch schon«, murrt der Frieder. »Das ist doch nicht Ausländisch. Das ist höchstens Brummkreiselländisch.« Frieder lässt den Kreisel ausschnurren und kickt ihn dann weg. Unters Bett. Der nutzt ihm auch nichts. Der brummkreiselt ja bloß ...
Keiner sagt ihm, wie Ausländisch geht! Aber auch gar keiner! Die Spieluhr auch nicht. Die braucht er gar nicht erst zu fragen. Da weiß er sowieso schon, was kommt. Er zieht am Schnürchen und dann singt sie los: »Wer hat die schönsten Schäfchen, die hat der liebe Mond ...« Ein Babylied, und Ausländisch ist das schon gar nicht. Das versteht ja jedes Baby.
Aber Ausländisch, das ist was, was man nicht versteht. Und es tönt so schön. Frieder seufzt. Ausländisch ... Nichts fällt ihm ein. Nichts Ausländisches. Bloß Hunger. Abendessenszeit ist. Schon lange.
Frieder reißt die Tür auf und brüllt raus: »Hunger!«
»Rummeldibumm!«, tönts zurück und Frieder horcht auf. Was war denn das?
Da tönts schon wieder: »Rummeldibumm!«
Frieder horcht. Das ist doch die Stimme von der Oma, die kennt er doch genau. Was hat sie denn?
»Oma?«, ruft er ängstlich, »Oma, bist du das?«
»Kiki!«, ruft die Oma und Frieder saust in die Küche. Vielleicht ist der Oma schlecht? Sie redet so komisch. So, wie sie noch nie geredet hat.
Die Oma steht in der Küche, der Abendessenstisch ist gedeckt, so wie immer.
»Was hast du denn, Oma?«, fragt der Frieder und schaut ängstlich auf die Oma.
Die hat eine Schüssel in der Hand, setzt sie auf den Tisch und sagt: »Mampfpampfl«, und dann klopft sie auffordernd auf Frieders Stuhl und sagt: »Dadada!« Und schaut den Frieder an. Der schaut zurück. Was ist denn mit der Oma los? Spinnt die jetzt? »Dadada!«, sagt sie wieder, klopft wieder auf den Stuhl und dann setzt sie sich, nimmt eine gehörige Portion Kartoffelbrei auf ihren Teller und von den Karotten auch und fängt gemütlich an zu essen.
»Mampfpampf ebbelle Bluuusi!«, sagt sie und streicht sich zufrieden über den Bauch und zum Frieder hin sagt sie: »Dadada!«, und schaut auf den Stuhl.
Frieder steht und starrt. So kennt er ja die Oma gar nicht. So war sie noch nie! Ist sie krank? Im Hals oder so? Aber sie sieht ganz gesund aus, sie isst und grinst ... und plötzlich begreift der Frieder. Die Oma redet ausländisch! Mit ihm!
Mit einem Hops sitzt er auf seinem Stuhl, greift nach dem Kartoffelbrei und grinst die Oma an: »Mampfdampf? «
Die Oma grinst zurück, schüttelt den Kopf und sagt: »Mampfpampf] Maaaaampfpaampf!« Und Frieder sagt nach: »Mampfpampf!«
»Kiki!«, lacht die Oma und nickt und »Bluuu-usi!«, sagt sie und Frieder sagt: »Bluuuusi«, und beginnt zu essen.
Kartoffelbrei, das mag er gerne. Und Karotten auch.
»Kinkelbrinkel?«, fragt er und zeigt auf die Karotten.
»Kiki!«, lacht die Oma, und »Bluuusi«, lacht der Frieder.
»Schnodderfratziklatzibumm«, sagt die Oma und nimmt sich zum zweiten Mal vom Kartoffelbrei.
»Taktaktak«, sagt der Frieder und runzelt die Stirn und zieht die Kartoffelbreischüssel zu sich her.
»Hä?«, macht die Oma und Frieder wackelt mit seinem Zeigefinger und sagt: »Taktaktak! Ele ibi-bib!«
»Kiki!«, sagt die Oma. »Ulebumm ibibib!« Und greift nach der Kartoffelbreischüssel und schöpft sich auf.
Frieder kichert, und dann stopft er Karotten in seinen Kartoffelbreiberg und dann stopft er alles, dicker Bissen auf dicken Bissen, in seinen Mund.
Die Oma stopft
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