Oma und Frieder - Sammelband
wird beinahe schlecht. Der Fuß fällt ihm ab, ganz bestimmt.
»Oma, bitte!«, fleht er und seine Stimme ist schon ganz dünn. »Bitte, liebe Oma!« Da grinst die Oma und sie kommt. Gott sei Dank. Sie drückt auf seine Nase. Sie zupft an seinem Ohr, am rechten.
»Angestellt!«, sagt sie. »Aber auf ganz leise, haben wir uns verstanden?«
Frieder seufzt tief auf, schüttelt Arme und Beine und sagt vorwurfsvoll: »Mensch, Oma! Beinahe wäre ich kaputtgegangen. Kinder stellt man nicht so lange ab.«
»Kinder nicht«, grinst die Oma, »aber Roboter schon. Ich denk, du bist ein Roboter?« »Und wie!«, schreit der Frieder und schon ru-ckelt er los, in kurzen, steifen Schritten auf die
Oma zu. Und zieht sie kräftig am Schürzenband.
»Ha!«, schreit die auf. »Lauser!«, und will nach dem Frieder greifen.
Da jubelt der los: »Atsch, Oma, ich hab dich jetzt angestellt!« Und blitzgeschwind ruckelt er rückwärts. Weg von Omas Griff ... »Was hast du?«, ruft die Oma und bindet sich die Schürze wieder fest.
»Angestellt, Oma! Weil du doch der große Roboter bist«, schreit der Frieder vergnügt und ruckelt in Richtung Küche. »Na warte«, schnauft die Oma ... und mit einem sehr lauten, sehr tiefen »Robrobrob« wackelt sie hinterher. Mit kurzen, steifen Schritten. In die Küche hinein. Da ruckeln und wackeln sie gemeinsam. Immer rund ums Bügelbrett.
Der kleine Roboter ruckelt schnell und leise. Der große Roboter wackelt langsam und laut. So laut, dass Nachbarn an die Wände klopfen. Da muss der kleine Roboter den großen Ro-
boter leise stellen. Am Hausschuh. Am linken. Und so robotern sie noch eine ganze Weile. Bis der kleine Roboter Hunger kriegt. Er hockt sich an den Tisch und der große Roboter holt eine Roboter-Mahlzeit. »Schmieröl und Putzwolle!«, verlangt der kleine Roboter.
»Iiiigitt«, sagt der große Roboter und bringt Kakao und Kekse.
»Auch gut«, strahlt der kleine Roboter. »Guten Robrob!« Und nimmt einen tüchtigen Schluck Kakao.
»Guten Robrob!«, krächzt der große Roboter und greift nach einem Keks. Und dann stellen sich die beiden Roboter vorsichtshalber ab. An der Nase und am Schürzenband. Sie sind wieder Oma und Frieder. Weil man als Oma und Frieder besser Kekse essen und Kakao trinken kann.
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, ich mag mal feiern. Wie die Großen!« »Ja, lässt du mich gleich los, Rotzbub!«, zetert die Oma. »Feiern wie die Großen, was nicht gar! Und überhaupt, wie feiern die denn?«
»Die trinken roten Wein und rauchen Zigaretten«, sagt der Frieder und hüpft um die Oma herum. »Das will ich auch!« »Dummer Bub«, sagt die Oma und schaut streng. »Roter Wein, der schmeckt dir doch noch gar nicht. Und Zigarettenrauchen kommt nicht infrage. So was Ungesundes kommt mir nicht auf den Tisch, dass du's nur weißt.« Und sie greift nach ihrem Hut. »Ich geh jetzt einkaufen und du bist brav. Nix will ich hören.« Sie gibt dem Frieder noch einen Schmatz auf die Backe und schon ist sie draußen.
Frieder steht im Flur und ärgert sich. Die Oma will nicht mit ihm feiern! Blöd! Wo er doch so Lust auf Feiern hat. Auf Feiern wie die Großen. Mit rotem Wein und viel Zigaretten. »Bähh, doof!«, macht der Frieder. Zur geschlossenen Flurtür hin. Und weil die Tür sowieso zu ist und die Oma schon die Treppe runter, setzt er auch noch ein »doofe, doofe Oma« hinterher. Die Oma hört's ja nicht mehr. Die geht ja einkaufen. Gesunde Sachen zum Abendessen. Knäckebrot und weichen Käse. Und eine Feier ist das nicht. Bloß ein langweiliges Abendessen. Zornig stampft der Frieder auf und streckt auch noch die Zunge raus. Aber Aufstampfen und Zungerausstrecken, wenn's niemand sieht und hört, das ist auch doof.
Frieder steht und überlegt. Und plötzlich hat er eine Idee. Er feiert eben allein! So! Er weiß schon, wie das geht. Im Fernsehen hat er es gesehen. Da haben Leute feine Glitzerkleider angehabt. Sie haben geraucht und roten Wein getrunken und gefeiert. Das hat dem Frieder gut gefallen.
Frieder saust in sein Kinderzimmer. Zum Feiern muss man sich fein anziehen, das ist klar. Frieder reißt den Kinderzimmerschrank auf und wühlt darin herum. Schmeißt alles auf den Boden. Wühlt in Hemden, Hosen, Socken. Was Feines ist da nicht dabei. Was Glitzriges schon gar nicht. Es ist bloß alles bunt und praktisch. Frieder rennt zum Schrank von der Oma, wühlt darin herum. Schmeißt alles auf den Boden. Da glitzert auch nichts ... Dafür zieht er was
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