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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs
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Teddy ist weg. Der hat doch eben noch auf dem Kopfkissen gesessen. Da, wo die Stricknadel drunter liegt.

    Die Stricknadel ist da. Der Teddy ist weg. Wo ist er denn? Frieder sucht im Kinderzimmer. Da ist kein Teddy. Nicht im Regal, nicht bei den Legosteinen, nicht bei den Bauklötzen, im

    Schrank ist er nicht. Und auf dem Schrank auch nicht. Und auch nicht unter dem Teppich. Vielleicht ist er aus dem Fenster gehüpft? Frieder schaut raus ... da ist bloß die Straße und da sind Leute und Autos und Hunde ... und kein Teddy. Weit und breit. Aber wo ist er dann? »Oma«, schreit der Frieder und rennt zur Oma in die Küche. »Oma, mein Teddy ist weg. Hast du ihn gesehen?«
    »Ach wo«, sagt die Oma und beschaut ihr Strickzeug auf dem Schoß, »der wird wohl weggeräubert sein. Hier gibt es nämlich Räuber.«
    »Bloß einen«, sagt der Frieder, »und der bin doch ich, Oma!«
    »Ja, so«, sagt die Oma und grinst, »dann hast du ihn wohl selber weggeraubt.« »Bin doch nicht blöd«, sagt der Frieder und schluckt. Sein Teddy! Den braucht er doch. Ohne Teddy kann er doch nicht schlafen. Nie! Der Teddy muss wieder her. Sofort! Und Frieder sucht in der Küche. Vor Omas Sessel, hinter
    Omas Sessel. Und unter Omas Sessel. Kein Teddy, nirgends. »Oma, hilf suchen«, fleht der Frieder und schaut auch noch im Kühlschrank nach.
    »Ich werd mich hüten«, sagt die Oma und bleibt sitzen. Seelenruhig.
    Der Frieder flitzt ins Bad. Und sucht. In der Badewanne. Kein Teddy. In der Kloschüssel. Kein Teddy. In der Waschmaschine. Kein Teddy. Aber im Schmutzwäschekorb! Da hängt was Braunes raus, braun wie ein Teddyohr. Frieder stürzt hin und zieht ... und zieht an seinem roten Socken, der war mal rot, jetzt ist er braun. Schmutzbraun ...
    Frieder lässt den Socken fallen. Und steht und schaut und schluckt ... der Teddy ist verschwunden. Spurlos. Frieder überlegt ... und plötzlich ist ihm alles klar! Es gibt hier noch einen Räuber! Einen echten. Der hat den Teddy geraubt, als er grad auf dem Klo war! Dann hat er sich versteckt, in Omas Bett, und da wartet er heimlich ab. Und dann macht er einen Uberfall.
    Mit einer Pistole oder drei. Und rollt dazu die Augen und brüllt laut: »Her mit dem Leben, piff, paff!« So steht's im Bilderbuch. Genau so! Jetzt weiß der Frieder alles. Wie der Blitz saust er in die Küche, kriecht unter den Küchentisch und wispert aufgeregt zur Oma hin: »Oma, versteck dich! Schnell! Hier ist ein Räuber! In deinem Bett!« »Da soll der raus«, sagt die Oma und wickelt Wolle auf. Seelenruhig.
    »In meinem Bett, da schlaf nur ich. Und manchmal du!«
    »Aber Oma!«, wispert der Frieder unterm Küchentisch. »Der Räuber hat Pistolen! Zwei oder sieben!«
    »Ja, was nicht gar«, sagt die Oma und schwingt drohend ein Wollknäuel. »Der Räuber soll nur kommen! Den hau ich windelweich!« Dem Frieder wird ganz heiß. Die Oma fürchtet sich nicht! Sie sitzt da, ganz seelenruhig. Und sicher schleicht gleich der Räuber heran, schleicht immer näher ...
    Dem Frieder steht der Schweiß auf der Stirn. »Oma«, flüstert er, »Oma, der Räuber will doch das Leben!«
    »Was will der?«, fragt die Oma und sitzt noch immer, seelenruhig. »Das Leben? Der hat doch schon meine Stricknadel, was will der denn noch?«
    Der Frieder unterm Küchentisch ist der Verzweiflung nahe. »Aber Oma«, fleht er, »Oma, das mit der Stricknadel, das war doch ich! Das mit dem Teddy, das war der Räuber!« »Ja, richtig«, sagt die Oma und hat kein bisschen Angst. »Ja, richtig! Das hab ich ganz vergessen. Eine alte Frau ist doch kein D-Zug.« Und plötzlich brüllt sie: »Ha!« Ganz laut. »Ich hab ihn!« Den Räuber! Die Oma hat den Räuber! Oder hat der Räuber die Oma? Frieder hält den Atem an und schaut vorsichtig, ganz vorsichtig unterm Küchentisch hervor. Da steht die Oma, und weit und breit kein Räuber. Nur die Oma. Mit seinem Teddy in der Hand.
    »Den hat mir der Räuber doch glattweg unter den Po geräubert«, ruft sie und wedelt mit dem Teddy. »Jetzt ist er leider platt!« Der Frieder hockt unterm Küchentisch. Und staunt. Und endlich begreift er. Und wie! »Mensch, Oma!«, sagt er vorwurfsvoll. »Mensch, Oma! Du hast mir meinen Teddy geklaut!« »Wie du mir, so ich dir«, sagt die Oma und grinst. »Und du hast mir meine Stricknadel geklaut. Jetzt bring sie her, sofort!« Frieder schnauft und krabbelt raus und holt sie. Sofort. »Aber mein Teddy, der ist platt!«, sagt er und greift nach dem platt gesessenen Teddy. »Aber meine

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