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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs
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Oma. Da weiß der Frieder, was er schon lange weiß: Jetzt hat er sich verlaufen. Er findet nie mehr heim. Der Garten ist weg. Die Oma ist weg. Und er muss laufen und suchen, laufen und suchen, durch falsche, heiße, stille Straßen, immerzu ... er ist verloren gegangen und nie mehr kommt er heim. »Oma!«, schreit der Frieder. So laut er kann. Und saust im Zickzack über die Straße. »Oma«, schluchzt der Frieder. »Ich will zu meiner Oma.« Tränen tropfen über seine Backen, Schweiß tropft auch. Und blind vor Tränen und Schweiß stolpert der Frieder, stolpert Kopf voran ... stolpert in was Weiches. Und Nasses, Kaltes tropft auf seinen Kopf. Frieder umklammert das Weiche, ganz fest und wimmert leise: »Ich will zu meiner Oma!« »Das will ich doch schwer hoffen«, sagt das Weiche. »Ausreißlauser du!«
    Und ein nasser, kalter Tropfen fällt auf Frieders Nase. Frieder reißt die Augen auf, ganz weit ... und schaut in ein knallrotes Oma-Gesicht. Die Oma! Da ist sie ja! Und wie! Sofort zetert sie los: »Ja, spinnst du jetzt? Reißt der doch einfach aus. Und ich hetz mir bei der Hitz' die Seele aus dem Leib! Das machst du mir nicht noch mal. Da kann man ja einen Hitzschlag kriegen! Und einen Herzschlag noch dazu!« »Ich hab doch bloß Eis kaufen wollen, Oma«, flüstert der Frieder und hält die Oma fest. Ganz fest.
    »Schon passiert«, sagt die Oma und hält zwei Waffeltüten hoch. Trübe läuft da ein rosa Bächlein runter und tropft dem Frieder ins Gesicht. »Weil ich dich hab suchen müssen«, sagt die Oma vorwurfsvoll und wischt dem Frieder die Backen sauber. Von Eis und Tränen und Schweiß. »Mensch, Oma«, sagt der Frieder und seufzt tief auf und packt fest Omas Hand.

    »Mensch, Oma, ich hab so einen Schrecken gehabt.«
    »Und ich erst«, sagt die Oma, »ich brauch jetzt gleich ein neues Eis. Das neue Eis, das zahlst jetzt du. Vom Sparschwein. Strafe muss sein.« Der Frieder schluckt, der Frieder schnieft, der Frieder strahlt und nickt. Und Hand in Hand marschieren Oma und Frieder zum Eismann. Der steht da, wo er immer steht. Links am Garten um die Ecke. Da kauft die Oma Eis. »Zweimal Großes für den Schreck«, sagt sie, »Himbeer, Waldmeister, Vanille und Schokolade doppelt. Das Sparschwein zahlt und ich leg's aus.« Der Frieder grinst und nickt und schleckt. Und er schwitzt nur noch ein bisschen. Vom Schreck und von der Hitze. Die Oma-Hand, die hält er fest. Er schleckt mit links. Nein, rechts. Oder links? Ist auch egal. Der Eismann ist ja da. Und mit ihm das Eis. Und besonders die Oma.

»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, ich mag dich mal ärgern!«
    »Ja, lässt du mich gleich los, Rotzbub!«, zetert die Oma. »Und nimm die Finger aus der Schüssel, wie oft soll ich das noch sagen!« Sie steht in der Küche und rührt Kuchenteig. Schön gelb ist der und Frieder hat die Hände drin. Beide. Er schleckt sie ab und grinst die Oma an: »Du, Oma, hast du dich jetzt geärgert?« »Es geht«, sagt die Oma und rührt fleißig weiter. »Teigschüsselschlecker du.« Geärgert sieht die Oma nicht aus, das kann der Frieder deutlich sehen.
    Frieder seufzt und überlegt. Wo er doch so Lust hat, die Oma zu ärgern. Einfach so. Nichts fällt ihm ein. Oder doch. Frieder grinst in sich hinein und zupft die Oma wieder am Rock.

    »Du, Oma«, sagt er, »warum bist du denn so alt?«
    »Dafür kann ich nix«, sagt die Oma und rührt ungerührt im Teig. »Alt wird man von selber. Du auch!«
    »Gar nicht!«, schreit der Frieder und springt um die Oma herum und brüllt dazu in den höchsten Tönen: »Alte Wackeloma, alte Wa-ckeloma!«
    »Rotzbub!«, ruft die Oma und rührt jetzt wütend im Teig. »Gleich bist du still, sonst setzt's was! Dafür bin ich noch nicht zu alt, dass du's nur weißt.«
    »Doch zu alt«, kreischt der Frieder vergnügt, »du bist eine uralte Prügel-Oma!« »Das sag noch mal!«, schreit die Oma und schwenkt zornig den Teiglöffel. Da flitzt der Frieder ab, in sein Kinderzimmer. Und im Abflitzen brüllt er noch ganz laut: »Ich geh jetzt weg, dass du's nur weißt. Ich such mir eine neue Oma. Eine junge!«
    Und damit haut er fest die Kinderzimmertür zu.
    Grinst und schnauft. Geschafft. Die Oma ärgert sich! Und er muss jetzt verschwinden. Damit die Oma denkt, er ist weg. Die neue Oma suchen, die junge. Er sucht sie ja nicht in echt. Bloß so, aus Spaß.
    Frieder schaut sich um im Kinderzimmer ... und ist mit einem Hops im Kinderzimmerschrank. Da macht er es sich auf seinen

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