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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs
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es sich gehört. Gleich bleiben wir hier!« Aber sie steht schon an der Tür und aufgeregt greift Frieder ihre Hand und los geht's. Zum Schuhgeschäft an der Ecke. »Weiße Schuhe will ich«, sagt der Frieder und zieht schnell seine alten Sandalen aus. »Braune Schuhe wollen wir«, sagt die Oma zur

    Verkäuferin, »weil man da den Dreck nicht so sieht.«
    Die Verkäuferin rennt und bringt. Braune Schuhe. Ganze Stapel. Sandalen, Stiefel, Halbschuhe. Alles in Braun.
    Frieder starrt böse auf den braunen Schuhberg und macht seine Füße ganz steif. Sie gefallen ihm nicht, die braunen Schuhe, überhaupt nicht. Er mault los, aber da hat ihm die Verkäuferin schon einen braunen Halbschuh an den Fuß gezogen. An den linken. Frieder streckt den Fuß weit von sich, so weit es geht. »Die mag ich nicht«, verkündet er und schaut flehend zur Oma. Die schaut nicht her, die schaut auf seinen Fuß.
    »Stiefel sind besser«, sagt sie. »Der Bub braucht Stiefel.«
    Sofort zieht die Verkäuferin dem Frieder den Halbschuh vom Fuß und zieht ihm einen braunen Stiefel an. Der ist noch brauner als der Halbschuh.
    Frieder stöhnt auf. »Die drücken, Oma«, wis-pert er zur Oma hin. »Ich will lieber weiße Stiefel.«
    Drücken ist ungesund. Da kriegt man schiefe Füße davon. Das weiß der Frieder. Das weiß auch die Oma. »Du, Oma«, flüstert der Frieder, »alle braunen Schuhe drücken. Bestimmt!« Es nützt nichts. Die Oma schüttelt den Kopf und die Verkäuferin steckt unermüdlich braune Stiefel an Frieders Füße. Stiefel in Hellbraun, in Dunkelbraun und Mittelbraun und in Schokoladenbraun. Einer brauner als der andere. Frieder stöhnt bei jedem Schuh: »Die drücken, aua, aua!«
    »So was«, sagt die Oma, »das kann ich gar nicht glauben.« Die Verkäuferin hat Schweiß auf der Stirn und schleppt herbei. Noch mehr braune Schuhe. Diesmal eine Nummer größer. »Viel zu groß!«, beschwert sich der Frieder. »Oma, ich kann damit nicht hopsen!«, und zur Probe tut er einen hohen Hops und fällt hin. Der Oma vor die Füße. Es hat überhaupt nicht wehgetan. Aber Frieder bleibt lieber liegen. Er quetscht ein paar Tränen hervor und reibt jammernd sein Knie. Das rechte. »Bub, steh auf, hast du dir wehgetan?«, fragt ängstlich die Oma und zieht den Frieder hoch. Der schaut die Oma nicht an, der schaut anklagend auf den braunen Stiefel an seinem linken Fuß und zwinkert mit den Augen, damit die Tränen richtig rollen. Sie rollen nicht. Die Oma seufzt tief auf und zur Verkäuferin sagt sie: »Dann bringen Sie halt weiße Stiefel. Zur Probe.«
    Frieder horcht auf. Na endlich! Die Verkäuferin saust los und bringt weiße Stiefel. Wunderschöne weiße Stiefel mit silbernen Sternen rechts und links. Herrlich! Frieder staunt und Frieder strahlt. Das sind sie. Genau die, die er sich immer gewünscht hat. Die passen, ganz bestimmt. Weiße Stiefel mit silbernen Sternen passen immer! Frieder schluckt und hält den Atem an, als die Verkäuferin ihm die Stiefel überzieht. Weich sind die, die silbernen Sterne glitzern ... keine Frage, das sind die allerschönsten Schuhe.
    »Oma«, flüstert der Frieder, »die passen. Die nehmen wir!«
    »In Braun!«, sagt die Oma zur Verkäuferin. »Genau die in Braun. Wegen dem Dreck. Haben Sie die da?«
    Frieder hofft Nein, aber die Verkäuferin nickt Ja und bringt die gleichen Stiefel. In Braun. Und ohne silberne Sterne. Ehe Frieder was sagen kann, hat sie die herrlichen Silbersternstiefel von seinen Füßen gezogen und schon hat Frieder langweilige braune dran. Und ehe Frieder sich wehren kann, packt die Oma seine Füße, befühlt seine Zehen durch die Stiefel durch, nickt zufrieden und sagt: »Das sind aber mal vernünftige Schuh! Die nehmen wir.« Da springt Frieder auf und schreit los: »Die will ich aber nicht. Ich will keine vernünftigen Schuhe. Da sind ja überhaupt keine Sterne drauf!« Er reißt sich die Stiefel von den Füßen und schmeißt sie quer durch den Laden und plärrt los: »Und überhaupt, ich will überhaupt keine Schuhe! Nie mehr!« Und laut heult er los und heulend rennt er aus dem Laden. In Socken. Grad recht so. Heulend und schniefend rennt der Frieder die Straße lang. Und vor der Haustür hockt er sich auf die Treppe, heult vor sich hin und wartet auf die Oma. Die Treppe ist kalt, er spürt's durch seinen Hosenboden durch. Macht nichts. Grad recht so. Sicher wird er krank. Sehr schlimm krank. Geschieht der Oma recht. Wenn sie auch immer so blöde braune Schuhe kauft. Wo er doch viel

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