Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Landefähre im Hafen. Zu schlafen fiel ihnen schwer, da es nach ihrer Zeit gerade Nachmittag war.
    Trotz allem, trotz der Schuldgefühle wegen Jacks Tod und seinem Mitgefühl mit den Goompahs, hatte sich Digger nie lebendiger gefühlt. Kellie war ihm wie eine reife Frucht in die Arme gefallen, und er wusste ohne jeden Zweifel, dass er sie mit nach Hause nehmen würde; was immer auch hier draußen geschehen mochte.
    Sie lag dösend unter ihrer Decke, während er darüber sinnierte, wie gut sich alles entwickelt hatte, und gleichzeitig die Schuldgefühle angesichts seines eigenen Wohlgefühls abwehrte. Es war durchaus möglich, dass seine Karriere beendet war; Jacks Familie könnte versuchen, ihn zu verklagen und ihm damit jede Möglichkeit zu nehmen, in der Zukunft an weiteren Missionen der Akademie beteiligt zu werden. Aber was immer auch geschehen würde, er würde sich nicht unterkriegen lassen.
    Nach einer Weile gab er den Versuch zu schlafen auf und suchte sich etwas zu lesen. Er überflog die neuesten Ausgaben von Archäologie heute, entschied sich jedoch gleich darauf für einen Politthriller. Verrücktes Genie versucht, einen Staatsstreich zu organisieren, um die NAU zu übernehmen. Aber auch darauf konnte er sich nicht lange konzentrieren, und so sah er sich einen Teil der Aufführung an, die sie am Abend aufgezeichnet hatten. Seit dieser Erfahrung wirkten die Goompahs nicht mehr so kindlich.
    »Dem Publikum hat es gefallen«, ertönte Kellies Stimme aus dem Nichts.
    »Ich dachte, du schläfst.«
    »Mehr oder weniger.«
    »Das war alles ziemlich prosaisch«, sagte er. »Schockiert war anscheinend niemand.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Hier gelten eben andere Regeln.«
    »Sieht so aus.«
    Sie versuchte, sich in eine bequeme Position zu bringen. »Aber weißt du, wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe – es ist nicht leicht, da in irgendeiner Weise sicher zu sein –, dann haben sie, glaube ich, ganz ähnlich reagiert, wie wir es getan hätten. Man konnte den Schurken ausmachen, und sie konnten ihn nicht leiden. Sie mochten die jungen Liebenden, auch wenn es drei waren. Und sie waren still, als die Figuren getötet wurden. Für mich sah das aus, als würden sie den Atem anhalten.«
    Digger hatte ähnlich empfunden.
    »Wie hat dir die Partitur gefallen?«
    Er lachte. »So etwas habe ich noch nie gehört.«
     
    Am nächsten Tag gingen sie zur Bibliothek. Sie befand sich in einem heruntergekommenen, L-förmigen grauen Steingebäude, das einen der kleinen Parks auf zwei Seiten begrenzte und gerade einen Block von dem Theater entfernt war. Auf der Innenseite der schweren Eingangstür befand sich eine Vitrine, in der mehrere Pergamente ausgehängt waren, auf denen jemand etwa zweihundert Positionen aufgeführt hatte. »Vielleicht ein Inventar des Bestands«, mutmaßte Kellie.
    Sie machten Bilder und gingen weiter in einen großen Raum, der als Lesesaal diente. Neun oder zehn Goompahs saßen an Tischen und brüteten über Schriftstücken. Einige andere standen vor Tafeln, auf denen Notizen angebracht waren (auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit?). Wieder ein anderer musterte eine Karte auf der Rückseite des Raums. Einige der Leser machten sich Notizen. Um das zu tun, musste man den Bibliothekar aufsuchen, sich ein Tintenfass und eine Feder beschaffen und sich gleich dort an die Arbeit machen, wo der Bibliothekar alles beobachten konnte, vermutlich, um sicherzustellen, dass sich niemand zu Schlampereien hinreißen ließ. Man benutzte sein eigenes Pergament, was manchmal an einem Stück Holz hing wie auf einem Klemmbrett und manchmal in einer zylinderförmigen Verpackung steckte.
    Digger fiel auf, dass die Fenster mit metallenen Querleisten versehen waren, die schwere Läden stützten. Anders als die anderen öffentlichen Gebäude, die er gesehen hatte, konnte dieses während der Nacht abgesperrt und verriegelt werden.
    Es gab zwei Bibliothekare, beide männlich. Beide trugen schwarze Hemden und purpurfarbene Hosen. Davon abgesehen ähnelten sie einander überhaupt nicht. Einer war älter und offensichtlich verantwortlich. Er bewegte sich bedächtig, erfreute sich aber augenscheinlich an seiner Arbeit. Beinahe ständig unterhielt er sich flüsternd mit seinen Kunden, half ihnen bei der Suche nach dem gewünschten Lesestoff, wozu er eine Holzkiste zu Rate zog, in der er einen Haufen Notizzettel aufbewahrte. Nichts davon schien irgendeiner Ordnung zu gehorchen, aber er wühlte immer wieder darin

Weitere Kostenlose Bücher