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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die Bibliothek haben wir gegen Morgen noch genug Zeit.«
    Sie entschieden sich für eines der Theater, machten Bilder von den Schildern, von denen etliche eine Goompahfrau mit einem Messer zeigten, deren Blick nach oben gewandt war (wenn ein Goompah die Untertassenaugen gen Himmel wendete, konnte man sicher sein, dass große Gefühle seine oder ihre Seele zerrissen).
    Sie warteten, bis die meisten Besucher eingetreten waren, ehe sie sich der Menge anschlossen.
    Die runde Halle war zu drei Vierteln gefüllt. Die meisten hatten bereits ihre Plätze eingenommen; ein paar standen noch auf den Gängen und unterhielten sich. Die meisten Gespräche unter Goompahs verliefen äußerst lebhaft, und diese bildeten keine Ausnahme. Dass sie dabei gleichzeitig die Bühne im Auge behielten, ließ darauf schließen, dass sie sich über die Aufführung austauschten. Einige Minuten lang betraten noch Nachzügler den Saal. Kellie und Digger blieben in der Nähe des Eingangs, wo sie genug Platz hatten, unerwünschten Begegnungen auszuweichen.
    An den Eingängen, den Wänden und dem Fuß der Bühne brannten Öllampen.
    »Was meinst du?«, fragte Kellie und legte einen Finger auf die Überwachungseinheiten, die er in seiner Weste verstaut hatte.
    »Ich meine, Collingdale würde morden für eine Aufzeichnung von was auch immer hier passiert.«
    »Genau das dachte ich auch.«
    Sie warteten, bis alle ihren Platz eingenommen hatten, ehe sie vorsichtig und geduckt einen Gang hinunterschlichen. Ein Bediensteter ging durch den Zuschauerraum und löschte einige der Lampen. Da sie keinen Platz fanden, an dem sie die Einheit sicher hätten unterbringen können, bediente Digger sie von Hand.
     
    Die Aufführung glich einem Blutbad.
    Zuerst dachte Digger, sie bekämen eine Liebesgeschichte zu sehen, und die Geschehnisse besaßen tatsächlich einen romantischen Kern. Aber von den Hauptrollen abgesehen schien jede einzelne Figur aus Gründen, die sich dem Besucher unmöglich erschließen konnten, auf jede andere wütend zu sein. Ein Messerkampf zu Beginn des Stücks endete mit zwei Toten. Schwerter wurden gezogen, und viele weitere Figuren fanden den Tod. Eine wurde in den Kopf getroffen und unter allgemeinem Applaus von der Bühne geworfen.
    Die Handlung wurde von Musik begleitet. Vor der Bühne bearbeiteten Musiker ihre Zupf- und Blasinstrumente und ein paar Trommeln. Auf der Bühne tanzten und sangen, stritten und liebten die Figuren (zu Diggers Entsetzen fand mitten im Stück eine unverhüllte Kopulation statt. Das Publikum jubelte sichtlich bewegt). Später sahen sie eine Einlage, die nach einer Vergewaltigung aussah, doch das war bei den Goompahs nicht so leicht zu bestimmen.
    Die Musik klirrte in Diggers Ohren. Sie klang schlicht und einfach falsch. Es krachte und rasselte und klapperte, und ihm fiel auf, dass daran mehr als die Instrumente beteiligt sein mussten, die er gesehen hatte. Irgendwoher kam ein Laut wie von einer Kuhglocke, und irgendwelche Krachmacher klirrten und klimperten.
    Als die Aufführung etwa vierzig Minuten lief, gab der weibliche Mittelpunkt des Interesses erneut der Versuchung nach, entweder mit einem anderen Partner oder mit demselben in anderer Verkleidung. Für Digger blieb dieser Punkt im Dunkeln, bis am Ende drei sichtlich zufriedene Liebende Arm in Arm davonstolzierten. Zu diesem Zeitpunkt war außer ihnen auf der Bühne kaum noch jemand auf den Beinen. Das Publikum hämmerte begeistert auf jede verfügbare flache Oberfläche.
    »Romeo und Julia mit Happy End«, kommentierte Kellie.
    Romeo, Frank und Julia, dachte Digger. Nichtsdestotrotz eine Verbesserung, wenn es nach ihm ging. Digger liebte Happy Ends.
    Die Menge strömte hinaus. Einige suchten die Cafés auf, andere schlenderten in die Seitenstraßen, aber alle waren zu Fuß unterwegs. Keine Kutschen fuhren vor, keine Pferde warteten auf Reiter.
    Es war spät geworden. Vor dem Theater gab es eine Sonnenuhr, aber die half bei Nacht natürlich wenig. Digger fragte sich, wie die Einheimischen die zeitliche Planung für eine solche Aufführung zustande brachten. Beginn der Aufführung, wenn der Mond die See berührt? Sonnenuntergang plus Essenszeit plus der Zeit, um bis zu einem halben Kilometer Wegstrecke hinter sich zu bringen?
    Wie auch immer, er hatte die ganze Aufführung aufgenommen. Sie kehrten zu der Fähre zurück, schickten die Daten zur Al-Jahani und fragten sich, wie die Aufnahme dort wohl ankommen würde.
     
    Die Nacht verbrachten sie in der

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