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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Vorstellung einer Reihe Schriftrollen, die sich augenscheinlich in die Luft erhoben und aus eigenem Antrieb zum Ausgang strebten, amüsierte ihn.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Kellie.
    »Ich suche eine Toilette.«
    »Viel Glück.«
    Auf der Rückseite des Gebäudes wurde er fündig. Es gab nur eine Toilette für Besucher beiderlei Geschlechts, wie es schien. Er öffnete die Tür und betrat einen kleinen Raum, ausgestattet mit einer Rinne im Fußboden und einigen breiten Bänken. Kloschüsseln gab es nicht. Nötigenfalls musste man sich eben auf die Bank setzen. Der Raum war besetzt, aber nur von einer Person. Digger wartete, bis sie gegangen war, schaltete den E-Suit ab und schritt zur Tat (ängstlich auf Schritte von draußen lauschend, derweil er überlegte, was er tun könnte, sollte er überrascht werden, wohl wissend, dass er das Feld nicht reaktivieren konnte, ohne sich von oben bis unten zu beschmutzen).
    Aber es lief alles gut. Und gerade noch schnell genug. Die Tür wurde geöffnet, als er den Schalter umlegte. Flickingerfeld an. Lichtbeuger an. Goompah im Raum, unsicher an der Tür verweilend, als hätte er aus dem Augenwinkel etwas gesehen.
    Hier gab es wahrhaftig alle Arten erster Erfahrungen. Die ersten Personen, die eine außerirdische Theateraufführung besucht hatten. Die Ersten, die eine ebensolche Bibliothek aufsuchten. Der Erste, der eine Toilette auf einem fremden Planeten benutzte.
    Lächelnd ging er hinaus auf den Korridor und vergaß, dass es für einen Beobachter aussehen musste, als hätte sich die Tür von selbst geöffnet. Ihm wurde erst klar, was er getan hatte, als er die Tür gerade hinter sich schließen wollte. Zwei weitere Goompahs, einer von jedem Geschlecht, kamen näher. Die Tür erregte ihre Aufmerksamkeit, und er entfernte sich von ihr, ohne sie zu schließen. Die beiden sahen die Tür an, sahen einander an, führten das Goompah-Äquivalent des Schulterzuckens vor und gingen hinein.
    Digger kehrte in den Lesesaal zurück, fand einen Stuhl im Hintergrund und nahm Platz, um dort auf den Abend zu warten.
     
    Geschäftsschluss. Die letzte Leserin watschelte soeben zur Tür. Als sie gegangen war, sahen die Bibliothekare noch einmal schnell nach dem Rechten, rückten Stühle zurecht, sammelten Fetzen des harten, knisternden Materials ein, das als Notizpapier diente, und brachten ihre eigenen Arbeitsplätze in Ordnung. Parsy ging in das Hinterzimmer, zählte die Schriftrollen, schlug ein Verzeichnis auf und zeichnete es ab. Sein Kollege, dessen Name Tupelo zu sein schien, löschte die Öllampen, schloss und verriegelte die Fensterläden und nahm ein hölzernes Vorhängeschloss von seinem Schreibtisch.
    Kellie war sichtlich beeindruckt. »Ein bisschen Technik beherrschen sie schon.«
    »Das ist keine große Sache«, gab Digger zu bedenken. »Die Ägypter kannten diese Dinger schon vor viertausend Jahren.«
    Tupelo schloss die Tür zum Magazin und legte einen Balken vor. Digger hatte befürchtet, sie würden den Raum mit dem Vorhängeschloss verschließen und war darauf vorbereitet, den Schlüssel zu stehlen. Aber sie taten es nicht, und er fühlte sich schon beinahe so frei wie zu Hause, als jemand an die Vordertür klopfte. Die Bibliothekare öffneten, und ein kleines, bösartig aussehendes Tier wurde an einer Leine hereingeführt. Die Kreatur sah aus wie ein unterdimensioniertes Schwein, hatte aber Fangzähne, dichtes Fell über den Kiefern und zwei Reihen gesunder scharfer Schneidezähne dazwischen. Seine Herrin, eine mit bunten Bändern geschmückte Frau, trat mit ihm ein, während die Bibliothekare ihren Kontrollgang fortsetzten, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung war.
    »Ist es das, was ich denke?«, fragte Kellie.
    Die roten Augen des Tiers richteten sich direkt auf Digger, und es zerrte unentwegt an seiner Leine. Seine Herrin sprach mit ihm, und das Biest wandte für einen Moment knurrend den Blick ab. Gleich darauf ruckte sein Kopf wieder zurück.
    »Wenn sie das Vieh loslässt«, sagte Kellie, »wird es spannend.«
    Die Bibliothekare verließen das Gebäude durch die Vordertür. Die Frau sah sich noch einmal in dem dunklen Raum um, sichtlich verwirrt von dem Verhalten des Tiers. Digger sah, wie sie sich neben das Tier kniete und seinen Hals streichelte.
    »Unsere Chance«, sagte er zu Kellie, schlich vorsichtig in Richtung Magazin, lüftete den Balken und bedeutete Kellie, hineinzuschlüpfen. Als sie drin war, folgte er ihr und schloss die Tür.
    Im gleichen Moment

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