Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
veranlasste, ziellos durch das Schiff zu wandern, als die Moorhead wieder abgeflogen war.
    Kurz nach diesem Vorfall erhielt er eine mitfühlende Botschaft von Hutchins. Es täte ihr Leid, sie teile ihren Kummer, er möge sich keine Vorwürfe machen, schlimme Dinge geschähen nun einmal immer wieder. Aber sie wusste nicht alles, wusste nicht, dass Jack ihn gewarnt hatte, wusste nicht, dass Digger die Münze hatte holen wollen.
    »Sie hat überhaupt nicht nach den Details gefragt«, sagte er zu Kellie. »Sie muss doch wissen, dass ich etwas ausgelassen habe.«
    »Davon bin ich überzeugt«, entgegnete Kellie. »Aber die Akademie braucht Helden.« Sie sah erst den Lichtbeuger und dann ihn an. »Sie gibt dir eine Chance, Digger.«
    Kellie sorgte dafür, dass ihm keine weitere Zeit blieb, herumzusitzen und sich selbst zu bemitleiden. Sie schlossen die Einheit an die Systeme der Landefähre an, befestigten die Feldgeneratoren am Rumpf, führten einen erfolgreichen Test durch und machten sich auf den Weg zur Oberfläche.
     
    Kellie vertraute ihm. Hätte es sich um eine andere Person gehandelt, hätte sie sich möglicherweise geängstigt. Die Vorstellung, allein hier draußen zu sitzen, Wochen entfernt von der nächsten Basisstation, zusammen mit einem Kerl, der sich in einem Zustand emotionaler Auflösung befand, hätte jeden einen Haufen Nerven gekostet. Aber sie kannte Digger schon lange.
    Dies war nicht ihr erster gemeinsamer Flug, und obgleich ihr sein Interesse von Anfang an bewusst gewesen war, hatte sie ihn bis zum Beginn dieser Mission nicht ernst genommen. Sie wusste selbst nicht recht, was sich verändert hatte. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie ihn inzwischen besser kannte. Vielleicht auch daran, dass er sie nie in Verlegenheit gebracht hatte. Und vielleicht hatte sie einfach erkannt, dass er ein lieber Kerl war. Jedenfalls genoss sie es nun, mit ihm zusammen zu sein.
    Aber die Art, wie Jack den Tod gefunden hatte, war ein Albtraum. Und die Ironie der Geschichte war, dass sie nicht sicher war, ob sie nicht ebenfalls nach der Münze gegriffen hätte. Fehler passieren. Und wenn man Pech hat, fordern sie ihren Preis. Das macht dich nicht zu einem bösen Menschen, sagte sie sich. Und manchmal, wenn es nötig schien, sagte sie es Digger.
    Sie war froh, als die Anfrage in Bezug auf die Bibliotheken eintraf. Sie bot eine neue Herausforderung und lieferte ihm etwas, worüber er sich Gedanken machen konnte.
     
    Der einfachste Zugang zum Zentrum von Brackel führte über den Hafen. Aber sie konnte nicht einfach auf dem Wasser aufsetzen, nicht einmal solange das Lichtbeugungsfeld die Fähre schützte. Die Landestützen würden das Wasser verdrängen, ein Effekt, der jeden Zeugen verschrecken musste. Also warteten sie, bis die Sonne unterging. Als es einigermaßen dunkel war, kam Kellie über dem Hafen herein, passierte ein Schiff, das vor dem Hafen ankerte (in der vorderen Kabine brannte Licht, sonst gab es kein Anzeichen von Leben) und ging einige Meter von dem verlassenen Pier entfernt runter.
    Digger fühlte sich schon beinahe wie ein alter Hase. Er schlüpfte in das Geschirr, schaltete das Flickingerfeld und den Converter ein, stopfte den Lasercutter in eine Tasche und aktivierte den Lichtbeuger. Kellie legte ihre eigene Ausrüstung an und folgte ihm durch die Luftschleuse hinaus auf den Pier.
    Er sah sich zu der Landefähre um. Die geisterhafte Silhouette hob und senkte sich mit der heraufziehenden Flut. Kellie wies Bill an, die Fähre weg vom Pier und hinaus in den offenen Hafen zu steuern. Dann sahen sie der Fähre nach, ehe sie sich auf den Weg in die Stadt begaben.
    Es war eine klare Nacht. Der große Mond war direkt über ihren Köpfen, der kleinere ging gerade im Westen auf, optisch nicht mehr als ein besonders heller Stern.
    Digger ging durch das Hafengebiet voran. Überall wurden Lichter entzündet, die Cafés füllten sich, haufenweise Goompahs streiften durch die Straßen. Sie bauten vier Überwachungseinheiten ab, zwei für die Bibliothek und zwei für, wie Digger sagte, »Gelegenheitsziele«.
    Das erste Gelegenheitsziel zeigte sich, als sie zwei Gebäude passierten, die sie für Rundtheater hielten. Beide waren gut besucht. Öllampen brannten an den Eingängen, Schilder waren an gut sichtbaren Stellen aufgestellt worden, und die Einheimischen drängten hinein.
    »Was hältst du davon, wenn wir erst das Theater besuchen, meine Liebe?«, fragte Digger.
    »Auf alle Fälle«, entgegnete sie. »Für

Weitere Kostenlose Bücher