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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ertönte ein lauter Schrei. Dann galoppierte die Bestie lärmend durch den Lesesaal, und sie hörten, wie sie gegen die Tür zum Magazin prallte, die Digger von innen zuhielt.
    Mehr Stimmen. Heulen und Kratzen.
    Dann zog jemand an der Tür. Digger wich zurück und sah sich nach einer Waffe um, aber hier gab es nur Schriftrollen. Der Lärm vor der Tür hielt vor, bis sie irgendwann die Stimme der Frau hörten. Kellie zog eine Waffe hervor und wollte sie gerade aktivieren, als die Tür geöffnet wurde. Aber das Tier war wieder an der Leine.
    Parsy hielt eine Lampe hoch und betrat den Raum. Tupelo sagte etwas, versuchte vermutlich zu erklären, wie der Balken in seine neue Lage hatte geraten können.
    Das Tier wurde glücklicherweise an der Tür festgehalten.
    Sie sahen sich in jedem Winkel um. Offensichtlich war niemand hier. Als das Tier weiter knurrte und die Zähne fletschte, versetzte seine Herrin ihm einen Tritt. Das Ding winselte und verstummte. Sie zerrten es hinaus, die Tür wurde zugeworfen und der Balken wieder vorgelegt.
    »Ich schätze, wir werden eine Weile bleiben«, kommentierte Digger.
    »Wir können uns unseren Weg freischneiden, falls es nötig ist«, entgegnete Kellie.
    Sie lauschten den leiser werdenden Stimmen. Dann hörten sie das schon vertraute Trappeln des kleinen Schweinchens in dem großen Saal, gefolgt von einem Schnüffeln an der Tür. Aber dieses Mal versuchte das Vieh nicht, sie einzureißen.
    Digger hörte, wie die Vordertür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    »Wie sah noch gleich der Plan aus?«, fragte Kellie.
    Das Tier winselte.
    »Kein Problem«, sagte er. »Wenn sie morgen wiederkommen, um das Hündchen an die Leine zu nehmen und den Laden aufzumachen, spazieren wir einfach hinaus.«
    Das Feld des Lichtbeugers verblasste, und sie stand wieder sichtbar vor ihm. »Hast du die Möglichkeit bedacht«, fragte sie, »dass morgen Sonntag sein könnte?«
     
    Tatsächlich gab es 587 Schriftrollen, etikettiert und auf vierzehn Nischen verteilt. Digger stellte eine Lampe auf und arbeitete eine Nische nach der anderen ab, zog jede Schriftrolle einzeln heraus und hielt die Kennzeichnung der Nische und die auf dem Etikett fest. Als sie anfingen, die Schriften aufzuzeichnen, hielt einer das Aufnahmegerät und der andere die Rolle. Und so speicherten sie die gesammelten Werke der Goompahs, soweit verfügbar.
    Wieder einmal wünschte Digger, er würde die Sprache beherrschen, und er schwor sich, sie zu lernen, schwor sich, wenigstens einen der Texte in seiner Originalform zu lesen, ehe er nach Hause zurückkehrte.
    Sie waren überrascht, auch Illustrationen vorzufinden: Tiere und Pflanzen, Gebäude, Goompahs und Karten. Andere Abschnitte mochten mathematischer Natur sein, doch da sie das hiesige Zahlensystem ebenso wenig kannten wie die zugehörigen mathematischen Symbole, konnten sie in diesem Punkt nicht sicher sein (abgesehen von ein paar Abschnitten, die sich offensichtlich mit Geometrie befassten).
    Das Papier, das für die Schriften verwendet worden war, war von starker Qualität, angenehm anzufassen, aber so dick, dass die Länge der Werke, die um eine Stange gewickelt werden konnten, deutlich begrenzt war.
    Die Stangen bestanden aus Holz oder Kupfer. Ein paar Schriftrollen lagen in schützenden Zylindern, die abgenommen werden mussten, ehe das Pergament abgerollt werden konnte. Die Schriften selbst waren schlicht und frei von Zierrat. Wie die Architektur, stellte Digger fest.
    Sie arbeiteten die ganze Nacht. Gegen Mitternacht gab es einen kurzen Gewittersturm. Die Kreatur vor der Tür jaulte dann und wann, kratzte gelegentlich, ging aber nie fort.
    Sie achteten auf die Zeit, und als sie wussten, dass die Sonne bereits vor etwa einer halben Stunde aufgegangen war, und die unmissverständlichen Verkehrsgeräusche von draußen wahrnahmen, beschlossen sie, ihr Glück nicht weiter herauszufordern, ihre Bemühungen einzustellen und alles zurück an seinen Platz zu legen.
    Bald hörten sie Geräusche von der Vorderseite des Gebäudes, hörten, wie Türen geöffnet wurden, und jemand führte das Vieh weg. Es protestierte, seine Herrin protestierte ebenfalls, und es gab eine Menge Tatzen und Kratzen auf dem hölzernen Boden zu hören. Und dann wurde es für eine Weile still. Schließlich wurde die Tür des Magazins geöffnet, eine Gefälligkeit des jüngeren Goompahs, und sie huschten hinaus in den muffigen, aber sonnengefluteten Lesesaal.
    »Irgendwie habe ich das Gefühl, wir schulden dem

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