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Omega

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Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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du her?, sind wir erledigt.«
    »Einen Versuch ist es wert«, beharrte sie.
    »Wird nicht funktionieren.« Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie er im Büro des Booglik eine Aufzeichnung abspielte, die zu den vorher programmierten Lippenbewegungen des Goompahavatars passen würde. Und dann ging der Booglik dazwischen, hey, Augenblick mal, während der Avatar einfach weiterredete oder verstummte, nur um dann da wieder weiterzumachen, wo er aufgehört hatte, gleich, welche Frage ihm gestellt wurde.
    Sie holten allmählich die Sonne ein. Der weite Bogen der Welt unter ihnen wurde heller.
    Sein Biorhythmus war völlig durcheinander. Ständig zwischen den kürzeren Tagen und Nächten des Intigo und den standardgemäßen vierundzwanzig Stunden GMT an Bord des Schiffs zu wechseln, hatte ihnen beiden das Zeitgefühl geraubt. Aber auch wenn die Dämmerung gerade hereinbrach, war er hungrig. »Wie wäre es mit einer kleinen Mahlzeit?«, schlug Kellie vor.
     
    Zwei Stunden später saßen sie immer noch in der endlosen Stille der Jenkins. Es gab Zeiten, da dachte Digger, er müsste nur die Infrarotbrille aufsetzen, um Jacks Geist durch die Korridore schweben zu sehen. Er hörte Echos, die früher nicht da gewesen waren, und ein Flüstern in den Schotts. Als er Kellie davon erzählte, meinte sie, dass er nun vielleicht ein bisschen verstehen könne, wie Macao sich gefühlt haben müsse.
    »Die Geräusche«, sagte sie, »stammen von Bill. Manchmal führt er Selbstgespräche.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch, wirklich. Er führt ausufernde Konversationen.«
    »Worüber?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hast du ihn mal gefragt?«
    »Ja.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Frag ihn selbst.«
    Digger zögerte. Die Frage kam ihm indiskret vor. Aber das war albern. Wie sollte man einer KI zu nahe treten? »Bill«, sagte er. »Hast du einen Moment Zeit?«
    Eine Literatenversion von Bill kam zum Vorschein, weltverdrossen mit hohen Wangenknochen und weißem Bart saß er in dem Sessel, den Jack bevorzugt hatte. »Ja, Digger. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich höre manchmal Stimmen, Bill. Aus den Systemen.«
    »Ja, ich höre sie auch.«
    »Was sind das für Stimmen?«
    »Die Systeme kommunizieren ununterbrochen.«
    »Und das tun sie, indem sie miteinander reden?«
    »Manchmal.«
    »Aber du kontrollierst doch die Systeme, richtig?«
    »O ja. Aber sie sind kein Teil von mir. Sie haben ihre eigenen Prioritäten.«
    »Okay«, sagte er. »Vergessen wir das.«
    Bill verschwand.
    »Zufrieden?«, fragte Kellie.
    »Ich glaube nicht, dass er mir irgendwas erzählt hat.«
    »Die Stimmen gehören ihm.« Sie wühlte sich durch die Schiffssysteme. Vielleicht spielte sie auch nur ein Spiel. Er konnte es nicht erkennen.
    »Ich habe eine Frage«, sagte Digger.
    »Noch eine?«
    »Ja.« Er richtete sich zu voller Größe auf. »Wir haben noch kein Datum festgesetzt.«
    »Ah. Nein, haben wir nicht.« Sie kniff die Augen zusammen und taxierte ihn. »Wir werden noch lange Zeit fern von zu Hause sein.«
    »Wir müssen nicht warten, bis wir zu Hause sind.«
    »Du bist süß, Digby.«
    »Es ist mir ernst.«
    Der sanfte Lichtschein des Computermonitors umrahmte ihre Gestalt. »Was schlägst du vor?«, fragte sie.
    »Ein Schiffskommandant kann eine Hochzeit durchführen.«
    Sie gestattete sich eine entsetzte Miene. »Aber doch sicher nicht die eigene.«
    »Ich hatte an Julie Carson gedacht. Wenn die Hawksbill hiereintrifft.«
    Sie dachte darüber nach. »In Ordnung«, sagte sie schließlich. »Wenn du so entschlossen bist, wie könnte ich dir dann im Weg stehen? Wir werden aber eine Genehmigung anfordern müssen.«
    »Wir haben genug Zeit.«
    »Okay, Digger.« Sie grinste. »Aber wenn ich mir überlege, wie du die anderen Weiber in dieser Gegend umschmeichelst, sollte ich vielleicht lieber noch einmal darüber nachdenken.«
     
    Die Idee, den Avatar einzusetzen, war nicht vollkommen unsinnig. Vorausgesetzt, sie konnten einen Avatar herstellen, der eine Botschaft liefern und sofort wieder verschwinden würde. Das ist der Deal und Schluss.
    »Aber wie willst du das anstellen?«
    »Du hast doch was von göttlicher Intervention gesagt.«
    »Und die kannst du dir sichern?«
    »Ich habe eine Idee, Watson«, sagte er mit seinem besten Oxfordakzent. »Wir werden aber einige Projektoren brauchen. Einen ganzen Haufen Projektoren.«
    »Sag mir, was du vorhast.«
    »Bill, zeig uns ein paar Goompahs.«
    »Irgendeine spezielle Person?«
    »Ja, weiblich. Macao wäre gut. Gib uns ein

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